Germering:Aus Spaß an der Feilscherei

Der regelmäßige Flohmarkt in Germering zieht auch an einem Sonntag mitten in den Sommerferien die Massen an. Das Angebot ist genauso bunt wie die Besucher

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Schon am ersten Stand ist der Besucher auf dem Dehner-Parkplatz in Germering mittendrin im Flohmarkt. Eine Reisenähmaschine will verkauft werden; genauso wie ein Bügeleisen für die Reise. Gleich daneben auf dem Tisch bietet der Verkäufer drei Paar Schuhe an und das übliche Flohmarkt-Sammelsurium. Am nächsten Stand gibt es Schallplatten zu kaufen und zwei Gitarren, die äußerlich einen guten Eindruck machen. "Die große Gitarre kostet 30 Euro, die kleine zehn", sagt der Standbetreiber, der auch afrikanisch aussehende Schnitzfiguren aus Ghana im Angebot hat. Er kommt aus Augsburg und betreibt den Flohmarktstand am Wochenende als Hobby. Bei Sonnenschein schieben sich an diesem Sonntagmorgen viele Leute, es dürften ein, zwei tausend sein, an den Ständen vorbei. Der Augsburger klagt trotzdem: "Es sind viele Leute da, aber die schauen nur und kaufen nicht."

Als Flohmarkthändler heißt es gerade sonntags sehr früh aufzustehen, sonst sind die besten Plätze weg. "Ich war um drei Uhr früh da", erzählt ein Münchner Verkäufer. "Da haben schon 15 Autos vor mir gewartet." Ab 4.30 Uhr darf im Dunkeln der Stand aufgebaut werden. "Das dauert etwa 45 Minuten", sagt der Münchner. Seit einem Jahr verkauft er auf dem Parkplatz im Germeringer Norden an der B2. Er bietet Vasen, Bierkrüge und Bilder an. "Hier sind immer viele Leute, ich kann Germering empfehlen." Etwa 100 Plätze mit Auto am Stand bietet der Veranstalter Winners, eine Germeringer Spielhalle, an. Dazu noch Stände, ohne dass die Verkäufer mit dem Auto auf den Parkplatz fahren dürfen. An diesem sonnigen Morgen waren es einige mehr als hundert. Etwa 180 Stände ergab eine Zählung. Die Standgebühr beträgt für einen Fünf-Meter-Stand mit Auto 25 Euro.

Germering: Reges Geschäftstreiben: Auf dem Germeringer Flohmarkt wird vermutlich jeder fündig, der für sich oder den Haushalt etwas sucht. Und das Beste daran: Was man am Ende bezahlt, hängt vom Verhandlungsgeschick ab.

Reges Geschäftstreiben: Auf dem Germeringer Flohmarkt wird vermutlich jeder fündig, der für sich oder den Haushalt etwas sucht. Und das Beste daran: Was man am Ende bezahlt, hängt vom Verhandlungsgeschick ab.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit 2008 findet der Flohmarkt, abgesehen von einer Winterpause, an jedem ersten und dritten Sonntag dort statt. Laut Veranstalter sind nur private Anbieter zugelassen. Der Veranstalter zeigt sich auf Nachfrage sehr zugeknöpft. "Ich sage nichts", lässt der offenbar Verantwortliche, ohne seinen Namen zu nennen, sofort verlauten, als der Berichterstatter ihn begrüßt. Der Angebotsmix auf dem Flohmarkt ist erstaunlich. Es geht vorbei an einem riesigen Stand mit Computerspielen. Danach folgt einer mit Gläsern, Tassen, Tellern und Eisbechern, die allesamt pro Stück für einen Euro feilgeboten werden. Auch Kunst gibt es reichlich auf dem Flohmarkt. Ein großes Landschaftsbild bietet eine Münchnerin für hundert Euro an. Gegen Mittag ist es noch nicht verkauft. Eine kleine Kette handelt gerade eine Besucherin von einem Euro auf 50 Cent herunter. Die Münchnerin hat ihre Flohmarktsachen alle schön dekoriert auf Tischen platziert. Andere Anbieter halten überhaupt nichts von attraktiver Warenpräsentation. Gleich nebenan werden CDs, Geschirr oder Elektrozubehör in 20 Kartons zum Durchwühlen bereitgestellt.

"Ich bin immer zufrieden mit dem Geschäft", sagt ein anderer Standbetreiber. Sein Blickfang ist ein altes Gewehr. "Das ist Deko, das schießt nicht mehr", gibt er Entwarnung. 60 Euro soll es kosten. "Männer nehmen das ständig in die Hand", sagt der Verkäufer. Eine Penzbergerin geht seit 30 Jahren auf Flohmärkte. "Ich finde das total schön", erzählt sie, "ich treffe immer nette Leute." Auch sie war um 3.30 Uhr früh dagewesen. Den besten Platz hat sie schon nicht mehr bekommen. Dafür wird sie gerade eine Lupe für zwei Euro los. Bei schönem Wetter sei sie jedes Wochenende unterwegs.

Germering: Stillleben mit Teppich, Schuhen und Einkaufswagen: Auf dem Dehner-Parkplatz in Germering kann alles als Verkaufsfläche benutzt werden.

Stillleben mit Teppich, Schuhen und Einkaufswagen: Auf dem Dehner-Parkplatz in Germering kann alles als Verkaufsfläche benutzt werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine andere Frau verkauft selbstgemachte Marmeladen für 2,50 Euro das Glas. Es reiche, sagt sie, ein Gesundheitszeugnis, um selbst produzierte Lebensmittel zu verkaufen. Vorbei an einem sehr großen Stand mit diversen Kinderspielzeug und daneben eine Weihnachtsbeleuchtung verkauft eine Frau auch gebrauchte Kosmetika. "Das ist doch unhygienisch", deutet eine Besucherin auf ein angebrochenes Make-up. "Ich darf alles verkaufen, was ich nicht mehr brauche", antwortet die Flohmarktverkäuferin keck.

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