Germering:Asyl im Altenheim

Rund 100 Flüchtlinge wohnen jetzt im Caritas-Haus in Germering

Von Andreas Ostermeier, Germering

Waschmaschinen rumpeln, Staubsauger sind im Einsatz: Die im alten Gebäude des Caritas-Altenheims in Germering untergebrachten Flüchtlinge machen sauber. Die Bewohner der Asylunterkunft beteiligten sich an den allgemein anfallenden Arbeiten, sagt Ines Roellecke, die Sprecherin des Landratsamtes. Zuvor hat es Mittagessen gegeben, Geschnetzeltes mit Nudeln und Salat. Wer kein Schweinefleisch essen möchte, kann sicher sein, dass keines ausgegeben wird. An der Plexiglasscheibe der Essensausgabe klebt die rot durchgestrichene Zeichnung eines Schweins. Die Wohnräume sind nummeriert, sämtliche Gemeinschaftszimmer beschriftet. In Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch ist angeschrieben, welcher Funktion ein Zimmer dient. Im ersten Stock hat die Caritas eine Kleiderkammer eingerichtet, in der sich die Flüchtlinge vor allem mit Wintersachen ausstatten können.

Seit Montagvormittag befinden sich etwa 100 Flüchtlinge in dem älteren Gebäudeteil des Seniorenheims Don Bosco. Die neuen Bewohner sind aus der Unterkunft in Fürstenfeldbruck hergezogen. Dort waren sie in der alten Schule am Niederbronner Weg untergebracht. Nun sind sie froh über ihre Zimmer in den oberen Stockwerken. Die Mehrzahl der Flüchtlinge sind junge Männer aus Afrika, meist teilen sich drei von ihnen ein Zimmer. Es sei schön, nicht mehr mit so vielen anderen Leuten in einem Raum wohnen zu müssen, sagt ein Asylbewerber im Gespräch. Zuvor hat er bereitwillig die Tür geöffnet und einen Einblick in das Zimmer gewährt, in dem er mit zwei anderen Männern untergekommen ist.

Das Haus der Caritas stammt aus den Siebzigerjahren, es soll abgerissen werden, deshalb sind die ehemaligen Bewohner ausgezogen. Einstweilen dient es dem Landkreis aber als zweite Erstaufnahme-Einrichtung, neben dem Fliegerhorst. Bis "über den Winter" wolle der Landkreis das Gebäude nutzen, sagt Roellecke. Denn es eignet sich gut für die Unterbringung der Flüchtlinge, besser jedenfalls als die Schule am Niederbronner Weg, wo man Duschzelte im Freien aufstellen musste - in der kalten Jahreszeit allerdings niemandem zuzumuten.

Unter der Erstaufnahme versteht man im Asylverfahren, dass die Flüchtlinge dort registriert und medizinisch untersucht werden. Außerdem stellen sie in der Einrichtung ihren Asylantrag. In der Regel ziehen sie nach einigen Wochen in eine Aylbewerberunterkunft, ihr Platz in der Erstaufnahme-Einrichtung wird für einen neuen Flüchtling frei. Die Flüchtlinge im Caritas-Altenheim werden also bald auf andere Unterkünfte verteilt, nicht nur im Landkreis Fürstenfeldbruck, sondern in ganz Oberbayern. Im neuen Domizil bleiben sie so lange, bis über ihren Antrag entschieden worden ist.

Nora Otroc ist Objektbetreuerin. Die Mitarbeiterin des Landratsamtes hat ihr Büro im dritten Stock. Sie ist Ansprechpartnerin für die Flüchtlinge. Die ersten beiden Tage in der neuen Unterkunft sind ihren Worten nach unproblematisch verlaufen, auch was die Aufnahme der neuen Bewohner durch die Senioren angeht, die im neueren teil des Don-Bosco-Hauses leben. Sie könne sich auch mit den meisten Asylbewerbern auf Englisch verständigen, sagt Otroc. Schwierig sei die Kommunikation nur mit einer syrischen Familie sowie mit Frauen aus Eritrea, die kein Englisch könnten, erzählt die Betreuerin. Muss mit ihnen etwas besprochen werden, dolmetschen andere Flüchtlinge. Probleme gibt es also offensichtlich kaum, einen Wunsch hat Otroc aber doch. Schön wäre es, wenn für jedes Stockwerk ein zweiter Staubsauger angeschafft werden könnte, sagt sie. Roellecke will diesen Wunsch weitergeben.

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