Germering:Am Anfang steht der Überblick

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Wie die Caritas ihre ehrenamtlichen Schuldnerberaterinnen schult

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Verlust des Arbeitsplatzes, eine gescheiterte Selbständigkeit oder Trennung und Scheidung können Schulden verursachen, mit denen die Menschen alleine nicht mehr fertig werden. Hier bietet die Schuldnerberatung der Caritas in Fürstenfeldbruck und Germering Hilfe an. Da die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen dort die Masse an Klienten nicht mehr alleine bewältigen können, suchen sie regelmäßig ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie unterstützen können. Acht Frauen und drei Männer hatten sich zu einer Informationsveranstaltung bei der Caritas in Germering eingefunden. Alle elf werden nun an vier Abenden an einer Schulung teilnehmen, um das Rüstzeug für eine Tätigkeit als Schuldnerberater im Landkreis antreten zu können.

Welche Aufgaben einen ehrenamtlichen Schuldnerberater erwarten, schilderte Maria von Fürstenberg sehr anschaulich. Die Olchingerin betreut schon seit 2002 Menschen, die in die Schuldenfalle geraten sind. In der Regel kümmert sich die Bankkauffrau um einen Klienten pro Jahr. Das hört sich wenig an, ist aber aufwendig genug. Der Fall, den von Fürstenberg schilderte, erforderte 24 Besuche bei der betroffenen Frau. Alles beginnt immer mit dem Sortieren und Ordnen der Unterlagen des Menschen, der den Überblick über seine Schulden und über seine Finanzen verloren hat. "Das kann schon mal zehn Stunden dauern", erzählt sie. Dabei gehe es auch um das Auffinden der Unterlagen. Häufig würden bei jedem Besuch neue Rechnungen, Mahnungen oder gar Zahlungsbefehle auftauchen, die dann noch eingeordnet werden müssen.

Dann wird eine Gläubigerliste angefertigt. Im Fall, den Maria von Fürstenberg betreute, waren es 14 Gläubiger. GEZ-Schulden waren aufgelaufen, Krankenkassenbeiträge waren rückständig und eine Steuererklärung wurde nicht abgegeben. Auf der Forderungsseite gab es rückständige Unterhaltszahlungen. "Nach einem Jahr hatte sich die Lage entspannt", berichtete die ehrenamtliche Betreuerin. Ihr Resümee: "Das war ein erfreulicher Fall." Es komme auch vor, dass hundert Gläubiger auf ihr Geld warteten, dann werde es schwieriger aus der finanziellen Klemme herauszukommen.

"Die Quote ist seit vier Jahren ansteigend", bestätigte Nicole Egle, die zusammen mit Renate Koemm für die Caritas in Germering die Schuldnerberatung betreibt. Besonders die steigenden Mietpreise wirkten sich auf die Verschuldung nachhaltig aus. "36 Prozent der Klienten sind berufstätig", berichtete sie, und "in 37 Prozent der Fälle sind auch Kinder betroffen".

An der Verschuldungshöhe der Personen, die bei der Caritas um Rat nachfragen, hat sich nicht viel geändert. Da gibt es Kleinschuldner (18,8 Prozent) bis 5000 Euro. 23,9 Prozent haben Schulden zwischen 10 000 und 25 000 Euro und 20 Prozent zwischen 25 000 bis 50 000 Euro, sagt die Statistik. Es gab 2017 aber auch 64 Klienten, die zwischen 50 000 und 100 000 Euro angesiedelt waren und 35 Ratsuchende mit mehr als 100 000 Euro Schulden.

Insgesamt betreute die Caritas in Germering und Fürstenfeldbruck im vergangenen Jahr 569 Menschen. "Die Beratung bei der Caritas ist kostenlos", so Sandra Dierksheide, die in Fürstenfeldbruck hauptamtlich tätig ist. Das Landratsamt finanziert die Stellen der Mitarbeiterinnen in Germering und in der Kreisstadt, die den ehrenamtlichen Mitarbeitern auch jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Den kommenden Ehrenamtlern machte Maria von Fürstenberg Mut: "Das ist für einen selbst eine befriedigende Aufgabe." Schulungsanmeldung über Caritas Germering, Telefon 089/84807910.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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