Germering:Ahnungslose Eltern

Frauen-Union und Polizei klären über Drogenkonsum auf

Von maren jensen, Germering

Das Interesse vieler Germeringer Jugendlicher an Cannabis ist groß. Sie fordern einen entspannteren Umgang mit der illegalen Droge. Egal ob Haschisch, Marihuana oder Spacecakes: Gut 200 junge Leute in der Großen Kreisstadt kiffen regelmäßig. "Die Zahl der Delikte ist in letzter Zeit nicht gesunken", berichtet Leiter der Polizeiinspektion, Jürgen Dreiocker. Ein bis fünf Milligramm haben die Jugendlichen durchschnittlich dabei, wenn sie kontrolliert werden. "Normalerweise liegt der Wert im Konsumbereich. Größere Mengen finden wir nur bei Hausdurchsuchungen", sagt Dreiocker.

Erschreckend sei, dass nur wenige Eltern fachkundig über Drogen aufgeklärt seien. Um die Informationsdefizite auszugleichen, veranstalte die Frauen-Union Germering in Kooperation mit der Polizeiinspektion einen Informationsabend unter dem Motto "Drogenmissbrauch durch Kinder und Jugendliche" in der Stadthalle. Referent Josef Böhm, Mitarbeiter der Rauschgiftabteilung, klärte dabei rund 30 Eltern über die Folgen von Drogen und erste Hinweise auf den Konsum auf.

Besondere Achtsamkeit sei geboten, wenn im Kinderzimmer eine Zigarettenschachtel mit abgerissenen Ecken gefunden wird. "Die Ecken benutzen die Jugendlichen häufig, um sich ihren Joint zu drehen", sagt Böhm. Zudem sollten Eltern Ruhe bewahren, wenn sie ihre Kinder auf frischer Tat ertappen. "Als erstes sollte man mit dem Kind in Ruhe sprechen und die Ursachen herausfinden. War es Gruppenzwang? Ist es eine pubertäre Phase oder stecken vielleicht größere Probleme dahinter?"

"Spätestens bei der Anmeldung zum Führerschein werden die Jugendlichen merken, dass Drogen ihnen Hindernisse in den Weg stellt." Fahrlehrer sichern sich zu ihrer eigenen Sicherheit ab. Wer im polizeilichen Führungszeugnis ein Drogendelikt verzeichnet hat, kann nur schwer den Führerschein erwerben. Vor den ersten Fahrstunden muss nachgewiesen werden, dass der Fahrschüler keinen Kontakt mehr mit Drogen hat. "Das ist meistens das große böse Erwachsen. So etwas nachzuweisen ist schwieriger als mancher denkt", sagt Dreiocker.

Auffallend sei zudem, dass die Jugendlichen ihre Schuld abweisen würden. "Viele können nicht verstehen, warum wir eine Strafanzeige erstatten. Sie sind sich sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Cannabis legalisiert wird", so Dreiocker. Trotz strengerer Kontrollmaßnahmen gebe es immer noch eine enorme Dunkelziffer. "Ich glaube, ich möchte gar nicht wissen, wie viele Jugendliche tatsächlich schon einmal mit Drogen in Kontakt gekommen sind", sagt Dreiocker.

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