Geliebte Schlaglochpiste:Anwohner wollen Kiesstraße behalten

Grafrath / Kottgeisering: VILLENSTRASSE NORD

Geliebte Schlaglochpiste: Auf der Johannishöhe in Kottgeisering kämpfen die Anlieger darum, dass ihre Zufahrtsstraße nicht asphaltiert und ausgebaut wird, sondern so bleibt, wie sie ist.

(Foto: Johannes Simon)

In Kottgeisering kämpft eine Bürgerinitiative dagegen, dass die Johannishöhe voll asphaltiert und ausgebaut wird. Die Anlieger sehen in ihrer Zufahrt einen "naturnahen Spazierweg", für die Gemeinde ist aber die Verkehrssicherheit nicht gegeben

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Weil die Gemeinderat von Kottgeisering nicht von der Planung Abstand nehmen will, auf der Johannishöhe das nur mit einer Kies-Sand-Schicht befestigte Straßenstück endgültig voll auszubauen, erwägen die Anlieger notfalls juristisch dagegen vorzugehen. Zum einen, weil der Bebauungsplan von 1992 hier nur eine schmale Straße mit Begleitgrün und Bäumen vorsieht; zum anderen, weil es sich bei der Johannishöhe laut einem Schreiben der Regierung von Oberbayern um eine "in jeder Hinsicht schützenswertes Gebiet mit wertvollem Baumbestand in lockerem Wechsel mit Grünflächen" handelt. Mittlerweile hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die vehement dafür kämpft, dass der Straßenabschnitt bleibt, was er aus ihrer Sicht hauptsächlich ist: ein naturnaher Spazierweg mit geringer Verkehrsgefährdung in grüner Umgebung auf einem sensiblem Moränenzug, auf dem viele Bäume das Landschaftsbild prägen.

Weil die Gemeinde unlängst trotz des Widerstandes eine Ausbauplanung in Auftrag gegeben hat, hegen die etwa 30 Anlieger den Verdacht, dass der Straßenausbau mit aller Macht in den kommenden Jahren durchgezogen werden soll, weil vom 1. April 2021 an eine Änderung des Kommunalabgabengesetzes in Kraft tritt. "Die Gemeinde müsste auf jeden Fall tiefer in die Tasche greifen und das will man wohl vermeiden", glaubt Wulf Noack. Den Verdacht sieht der BI-Sprecher durch einen "aktuellen Vorfall" bestätigt. Wie Karl Graf erzählt, war die Straße nach dem Neubau der Wasserleitung als Schotter-Sand-Straße neu so befestigt worden, dass das Oberflächenwasser ablaufen konnte und keine Schlaglöcher mehr vorhanden waren. "So hätte die Straße nach Ansicht eines Fachmanns bis zu einem Jahrzehnt gehalten, wenn sie nicht unlängst mit dem Schneepflug zerstört worden wäre", beklagt der Anwohner. In einem Schreiben an Bürgermeisterin Sandra Meissner (BV) belegt Noack mit Fotos, dass ein Schneepflug an zwei Tagen "in hohem Tempo mit immer wieder aufschlagendem Räumschild die Straße im Abschnitt zwischen Bahnbrücke und Kastanienkreisel erheblich beschädigt" habe. Unter anderem sei das dachförmige Profil der erst kürzlich erneuerten Straße abgetragen und das Material auf den für den Wasserablauf präparierten Randbereich geschoben worden. Außerdem seien durch das schwingende Räumschild Querrillen in die Straße geschlagen worden.

Ein hinzugezogener Fachmann habe geäußert, das Ganze sehe "nach mutwilliger Zerstörung" aus, lässt der BI-Sprecher die Gemeindechefin wissen. Er erklärt, dass sich die BI jedoch an solchen Mutmaßungen und Spekulationen nicht beteiligen werde, aber auch nicht wolle, dass die entstandenen Schäden nun als Vorwand gegen die Haltbarkeit einer Kies- oder Spritzdecke verwendet, beziehungsweise für den "unsinnigen Vollausbau" der Johannishöhe missbraucht werden. Seit ein von der Gemeinde beauftragter Planer den Gemeinderäten einen Vorentwurf für den angestrebten Vollausbau zum Schätzpreis von knapp 800 000 Euro präsentierte, ist der Protest weiter angewachsen, denn die Anwohner halten den Vorschlag für "völlig überzogen und unnötig", dass ihre Straße auf einer Breite von fünf Meter asphaltiert werden und neben dran auch noch einen 1,50 Meter breiter Gehweg befestigt werden soll. Im Gemeinderat wurde nun beschlossen, eine neue Planung mit geringerem Umfang in Auftrag zu geben. Dabei soll die Breite der Straße so verändert werden, dass nicht überall Begegnungsverkehr möglich ist und der naturnahe Charakter weitestgehend erhalten wird. Ferner soll auch der Gehweg reduziert werden, "dort wo es sinnvoll ist", wie es im einstimmig gefällten Beschluss heißt.

Für die Kottgeisinger Bürgermeisterin ist die Erarbeitung einer Planung die Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat schlechthin. Erst wenn man die Ausbaukosten kenne, könne man in Abhängigkeit von der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinde festlegen, ob und wann der Ausbau erfolgen solle. Ein Vollausbau sei aber gar nicht notwendig, sagen die Anlieger. Die Schotterstraße mit nur etwa 30 Fahrzeugbewegungen am Tag habe Jahrzehnte ihren Zweck erfüllt und habe selbst in Zeiten, als noch viele Kinder zur Schule unterwegs waren, als verkehrssicher gegolten.

Werde die Straße ausgebaut, könnte sie von Dorfbewohnern als Verbindung zum Bahnhof in Grafrath genutzt werden, glaubt Graf. Jetzt seien dort viele Wanderer und Radfahrer unterwegs, die man mit einem Ausbau sicherlich verdrängen würde. Dass Meissner die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde immer wieder anführe, wollen die BI-Mitglieder nicht gelten lassen, zumal man dieser Aufgabe in anderen, bedeutenderen Straßen trotz entsprechender Forderungen der dortigen Anwohner in der Vergangenheit auch nicht nachgekommen sei.

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