Krankheitsüberträger:Ratten im Wohngebiet

Die Nagetiere sind in der Nordendstraße in Emmering aufgetaucht. Die Gemeinde appelliert an die besorgten Anwohner, keine Speisereste auf den Kompost zu werfen und erwägt eine professionelle Bekämpfung

Von Gerhard Eisenkolb, Emmering

Speiseabfälle, Bioabfallsäcke, die schon am Vorabend des Abholtages an den Straßenrand gestellt werden, gekochte Lebensmittelreste auf Komposthaufen im Garten sowie achtlos weggeworfenes Grillgut ziehen Ratten an. Diese Erfahrung haben jetzt auch Anwohner der Nordendstraße in Emmering gemacht. Diese hatten in ihrem Wohnumfeld zwischen der Nordendstraße und der Bundesstraße 471 in letzter Zeit vermehrt Ratten beobachtet. Die besorgten Emmeringer informierten die Gemeindeverwaltung. Laut Vizebürgermeister Christofer Stock (CSU) nimmt man im Rathaus diese Hinweise ernst. Schließlich können Ratten gefährliche Krankheiten übertragen, weshalb wiederum eine Bekämpfung wichtig ist.

Sollte sich die Situation in der Ampergemeinde nicht verbessern und die Tierpopulation stark anwachsen, werden die Nager gegebenenfalls professionell bekämpft, kündigte Stock am Dienstag auf SZ-Anfrage an. Bevor eine solche Maßnahmen ergriffen wird, setzt man im Rathaus jedoch darauf, auf andere Weise verhindern zu können, dass weiter Ratten von den freien Feldern in das nahe gelegene Wohngebiet zuwandern.

Nachdem Gemeindearbeiter die Beobachtungen der Emmeringer bestätigt hatten, wurden die Anwohner der Nordendstraße dazu aufgerufen, keine Speiseabfälle und kein Grillgut auf ihren Komposthaufen mehr zu entsorgen und die Bioabfallsäcke erst kurz vor der Abholung durch die Müllabfuhr bereitzustellen. Lebensmittelreste dürfen auch nicht über die Toilette entsorgt werden, weil sie über diese in die Kanalisation gelangen können und dort Ratten anziehen. Komposthaufen sind immer dann für die Nager besonders attraktiv, wenn dort gekochte Lebensmittelreste und Fleischabfälle landen und nicht im Bioabfallsack oder in der Restmülltonne. Im Rathaus hofft man, bereits mit diesen vorbeugenden Maßnahmen der beginnenden Rattenplage Herr zu werden. Finden die Nagetiere nämlich nichts mehr zu fressen, wandern sie ab und haben auch weniger Nachwuchs.

Im Januar 2015 war die Stadt Olching am Amper-Triebwerkskanal systematisch gegen Ratten vorgegangen. Damals beobachteten dort Spaziergänger und Anwohner viele der Nager. Die Stadtverwaltung beauftragte damals ein Hygiene-Dienstleistungsunternehmen mit der Bekämpfung. Die Firma legte in speziell vor Kindern und vor Tieren außer Ratten gesicherten Behältern Köder mit einem blutgerinnungshemmenden Gift aus. Eine Kommune ist sogar dazu verpflichtet, gegen Ratten vorzugehen, wenn ihr ein Befall auf einer öffentlichen Grünfläche gemeldet wird.

Als die Gemeinde Gröbenzell vor einigen Jahren ebenfalls mit Giftködern gegen Ratten vorging, protestierten die Ortsgruppe vom Bund Naturschutz und der Ortsverband der Grünen dagegen. Sie bezeichneten damals eine solche Maßnahme als Anachronismus und tierquälerisch, weil die Nager infolge schwerer innerer Blutungen eines langsamen, qualvollen Todes sterben würden. Auch auf die Gefahren für spielende Kinder und Haustiere wiesen Grüne und Naturschützer hin. Ebenso wie im aktuellen Fall die Rathausverwaltung Emmering hielten es die Kritiker für sinnvoll, entsorgte Lebensmittel sicher zu verwahren, statt Gift auszulegen. Und es gibt zudem sogar noch eine Alternative zum Vergiften. Das ist die Vernichtung mit Kohlendioxid, das in einen Rattenbau geleitet wird. Weil das Kohlendioxid den Sauerstoff verdrängt, ersticken die Tiere.

Der Leiter des Fürstenfeldbrucker Gesundheitsamts, Rudolf Summer, hält eine Bekämpfung der möglichen Krankheitsüberträger für notwendig. Seiner Ansicht nach ist die Übertragung von Salmonellen durch Ratten in Süddeutschland am Wahrscheinlichsten. Die Ratten können aber auch Fleckfieber verbreiten, eine typhusartige Krankheit, die rötliche Flecken auf der Haut verursacht. Laut Summer tritt in Unterfranken auch immer wieder Morbus Weil auf, was durch sogenannte Leptospiren ausgelöst wird, die ebenfalls die Nager übertragen. Hauptsymptome dieser Krankheit sind Fieber und Gelbsucht. An angenagten Lebensmitteln hinterlassen Ratten Kotspuren.

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