Gastronomie:Café statt C-Rohr

Lesezeit: 3 min

Im Neubau neben dem Eichenauer Rathaus eröffnet demnächst der Gröbenzeller Medienunternehmer Thomas Breitenfellner ein Restaurant. Es heißt "Flori" und erinnert an die Zeit, als dort das Feuerwehrhaus stand

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Thomas Breitenfellner hat schon vorher gewusst, was es heißt, wenn sich Menschen die Nase platt drücken. Doch in den vergangenen Monaten hat er es selbst erlebt, wie von Tag zu Tag immer mehr Menschen an den Fenstern seines neuen Restaurants stehen bleiben und hineinblicken in eine sich täglich ändernde Baustelle. Denn das ist das "Flori" noch wenige Tage vor der Eröffnung. Wann der Tag "X" sein wird, verrät der Gröbenzeller Medienunternehmer auch den Passanten auf der Emmeringer Straße noch nicht - weil er schlichtweg noch nicht weiß, ob sein Zeitplan ganz genau aufgeht. Denn anders als bei einer Zeitschrift, wie dem von ihm herausgegeben Gustl-Magazin, hat der 34-Jährige diesmal keinen Redaktionsschluss und keinen Andrucktermin, weil sich Baustellen meist nicht so gut organisieren lassen wie Print-Produkte oder Musik-Events.

Vor einem Jahr hat Thomas Breitenfellner mit der Planung und anschließend mit dem Ausbau im Erdgeschoss des Neubaus an der Emmeringer Straße begonnen. Dem vorausgegangen sei eine "genaue Marktuntersuchung". Heißt: der gastro-affine Breitenfellner hat sich in der Gemeinde umgesehen und überprüft, ob ein weiteres Lokal angenommen werden und ob es sich rechnen würde. Beide Fragen habe er positiv für sich beantworten können und ein Konzept entwickelt, das "auf Erfolg angelegt" ist.

In den letzten Zügen liegen die Bauarbeiten in Thomas Breitenfellners neuem Restaurant "Flori" in Eichenau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Welche andere Aussage könnte man auch von dem Medienprofi und Politiker erwarten. Sein Bürgermeister-Wahlkampf 2014 war so ausgelegt, seine politische Arbeit in der CSU und deren Jugendorganisation Junge Union sowieso. So viele Neugründungen auf Ortsebene hat kein anderer Kreisvorsitzender der JU hinbekommen, aber wie auch in der Gastronomie manches Lokal sich nicht lange halten kann, so ging es auch so manchen JU-Verbänden. Und auch der Politiker Breitenfellner selbst hat Erfolge und Scheitern kennengelernt, er hat sich um attraktive Posten bemüht, sie aber nicht bekommen. Breitenfellner ist als Wirt nicht vom Fach. Er hätte es werden können, wenn er mit 14, 15 Jahren seinen Wunschberuf gelernt hätte und auf die Hotelfachschule gewechselt wäre. Doch dann sei der Journalismus attraktiver gewesen, sagt er, eine Ausbildung beim CSU-Parteiorgan Bayernkurier legte die Grundlagen für die publizistische Karriere. Die Liebe zur Gastronomie, wie sich an dem seit fünf Jahren erscheinenden Gustl-Magazin zeigt, ist geblieben. Ein Großteil der Artikel in den Heften dreht sich um das Thema Essen und Ausgehen im Landkreis.

Allerdings ist das "Flori", dessen Namen dem vor dem Neubau dort stehenden Feuerwehrgerätehaus entlehnt und eine Hommage an die freiwilligen Floriansjünger der Eichenauer Wehr ist, nicht das erste gastronomische Projekt des Gröbenzellers. In dem Bürogebäude "Stockwerk" in Gröbenzell, in dem auch seine Firma Räume bezogen hat, betreibt Breitenfellner die Bar, und zum Gröbenzeller Gemeindejubiläum war er der Wirt des Festzelts. Nicht erst dabei hat er gelernt, mit Profis zusammenzuarbeiten, um aus einem Gastro-Betrieb auch einen profitablen Geschäft zu machen. Deshalb hat er als Berater und Mitstreiter für das Restaurant unter anderem den Puchheimer Thomas Kraft engagiert, den Gründer und Leiter der German Bartender School in Olching. Dort werden Jahr für Jahr mehr als 300 Frauen und Männer als Bartender ausgebildet, fit gemacht für das Mixen von Drinks und den Small talk an der Theke.

Das Restaurant steht dort, wo das Feuerwehrgerätehaus (Foto) früher stand. (Foto: Johannes Simon)

Die Bar, so hofft Breitenfellner, wird der erste und hoffentlich positive Eindruck sein, den seine neue Gäste haben werden. Gleich daneben hat Breitenfellner einen Bereich entstehen lassen, der mit halbhohen Stühlen einen Kneipencharakter vermitteln soll und ebenso anzeigt, dass dort auch mal "nur ein Glas Rotwein" getrunken werden kann. Denn solche Möglichkeiten in Lokalen vermisst Breitenfellner, wenn er selbst Gast ist.

Insgesamt verfügt das Restaurant über 124 Sitzplätze. Dazu kommt draußen die nach Süden ausgerichtete Terrasse samt Kinderspielplatz. Wer dort sitzt, wird die noch in alten Dorfkernen vorhandene Dreieinigkeit von Kirche, Rathaus und Wirtshaus wiedererkennen. Nebenan liegt die Gemeindeverwaltung, gegenüber die Schutzheiligen-Kirche und einmal in der Woche findet der grüne Markt statt.

Der Stil in Breitenfellners Restaurant-Projekt schwankt zwischen Eleganz und Rustikalität, "ein wenig Industriedesign", nennt es der Besitzer. Es ist viel Holz zu sehen, zu riechen und zu spüren, Holz in überraschenden Formen und Bearbeitungen. Eichene Möbel gibt es, Holzfurniertapeten an den Wänden und Holzscheite gestapelt am Kamin. Stahlplatten an der Bar verstärken den Eindruck der Stabilität, den schon die Eiche vermittelt.

Solide soll auch das Küchenhandwerk sein, und deshalb hat sich Thomas Breitenfellner mit David Daoud einen Chefkoch geholt, der zuvor in den Fürstenfeldbrucker Restaurants Vierwasser und Parkcafé gearbeitet hat.

Auf dem Grundstück wurde das Projekt der Firma "Wohnkonzept Zukunft" realisiert. (Foto: privat)

Daoud setzt ausschließlich auf Frischware. Eine Gefriertruhe, außer fürs Speiseeis, sucht man in seinem Verantwortungsbereich vergebens. Der Koch freut sich schon auf die beginnende Spargelsaison, in der er den Eichenauern zeigen möchte, worauf er Wert legt. Gastronomisch gesehen will das Breitenfellner-Team den ganzen Tag abbilden. Von 9 Uhr an Frühstück in der Morgensonne an Ostfenstern, einen Mittagstisch, am Nachmittag hausgemachte Kuchen und von 18 Uhr an internationale Gerichte von einer "sehr guten Karte". Wein soll eine große Rolle spielen, auch an Weinverkostungen und -schulungen denkt der Wirt, der sich vorstellt, jeden Tag vorbeizuschauen, seinen Beruf als Medienunternehmer und den Job als Gemeinderat aber nicht aufgeben will.

© SZ vom 31.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: