Gassigehen in Maisach:Knigge für Hund und Herrchen

Auch ohne Leinenzwang ist nicht alles erlaubt. Die Gemeinde Maisach sucht den Dialog mit den Tierhaltern.

Ariane Lindenbach

Die Gemeinde Maisach setzt auf den Dialog mit den Hundebesitzern. Statt einen von Jägern und Landwirten gewünschten Leinenzwang einzuführen, sucht sie das Gespräch. Andernorts gehen die Kommunen rigoroser vor: Im Landkreis Ebersberg wird derzeit ein Leinenzwang für Hunde in Naturschutzgebieten vorbereitet, weil der Raum immer enger wird und es anscheinend zu viele uneinsichtige und verantwortungslose Hundebesitzer gibt.

In Maisach fand am Donnerstag die erste Begegnung zwischen rund zwei Dutzend Hundehaltern, dem Umweltreferenten der Gemeinde, Eugen Bachhuber, einem Jagdpächter und der Besitzerin einer Hundeschule statt. Ausgerechnet die Hundetrainerin warb dabei für einen strengen Umgang mit den Vierbeinern.

Allerdings war man sich in der Runde im Nebenzimmer des Bürgerzentrums Gernlinden einig, dass die Anwesenden einen harmonischen Umgang mit ihren Mitmenschen und deshalb einen gut erzogenen Hund an ihrer Seite haben wollen. Die anderen, sagte Bachhuber, während neben ihm zwei Labradors friedlich auf ihren Decken schlummerten, werde man mit einer solchen Veranstaltung ohnehin nicht erreichen. Für die bleibt zu hoffen, dass sie vielleicht einmal von einem verantwortungsvollen Herrchen oder Frauchen überzeugt werden, dass sie und ihr Tier anderen gegenüber Rücksicht nehmen müssen.

Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus, wie Rosa Huber, Besitzerin einer Hundeschule in Emmering, erzählte: Etwa von der Frau aus Olching, die nicht mehr alleine spazieren geht, weil sie Angst vor Hunden hat und von etlichen Hundebesitzern die Empfehlung bekam, sie müsse eben woanders entlang gehen. Sätze wie "Der will ja nur spielen" stoßen der Hundeexpertin sauer auf. Jeder Hundebesitzer müsse sein Tier im Griff haben - notfalls müsse es eben an die Leine, forderte sie.

Für selbstverständlich hält sie das Wegräumen von Kot oder ein Zutrittsverbot für Spiel- und Sportplätze. Paragraph 28 der Straßenverkehrsordnung dürften hingegen viele nicht kennen: Hunde sind an befahrenen Straßen anzuleinen. In dem Zusammenhang erwähnte sie die Haftungspflicht jedes Hundebesitzers und betonte, dass der in Maisach fehlende Leinenzwang nicht bedeute, "dass ich meinen Hund hier frei laufen lassen darf". Verursacht der frei laufende Hund etwa einen Verkehrsunfall, haftet der Hundebesitzer - mit oder ohne Hunde-Haftpflichtversicherung.

Huber stellte klar, dass Hunde draußen stets beschäftigt werden wollen. Die neueste Masche, mit Handy am Ohr den Hund Gassi zu führen, toleriert sie nicht. Da denke der Hund, jetzt könne er tun und lassen, was er wolle. Ganz im Sinne der Landwirte - Bachhuber hatte auf die Infektionsgefahr für Rinder durch Hundekot hingewiesen - und Jäger unterstrich die Hundefachfrau, dass "Hunde auf Wiesen und Feldern nichts verloren haben". Dort seien sie stets auf der Suche nach Beute.

Wie Jagdpächter Erwin Bentenrieder verdeutlichte, verlassen Rehe ihren Nachwuchs, wenn er von einem Hund angeschnüffelt wurde. "Immer wieder klauben wir die verhungerten Kitze zusammen", klagte er. Auch müssten die Jäger regelmäßig halbtotes Wild erschießen, das von Hunden gerissen wurde. Auch Bachhuber warb dafür, die Zamperl außerorts nur nahe der Spazierwege laufen zu lassen - aus Rücksicht auf die anderen Lebewesen in der Natur. Mit ein bisschen mehr Wissen über die jeweils andere Seite, komme die Rücksichtnahme fast von allein, meinte er.

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