Fürstenfeldbruck/Gröbenzell:Gedenken mit Applaus

Mahnmal

150 Bürger, darunter etliche Schulklassen und viele Kommunalpolitiker, kamen zur Gedenkveranstaltung an das Brucker Mahnmal.

(Foto: Günther Reger)

An den Mahnmalen in Fürstenfeldbruck und Gröbenzell lesen Schüler Worte von Max Mannheimer

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck/Gröbenzell

Zum ersten Mal bei einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal für die Opfer des Todesmarsches in Fürstenfeldbruck hat es am Freitag anhaltenden Applaus gegeben. "Dieses Mahnmal ist für uns kein Mahnmal der Schande, sondern das Gegenteil: Wir erinnern uns hier, wir gedenken der Opfer und wir stehen hier für Versöhnung mit den Opfern und Überlebenden", erklärte Julia Zieglmeier vom Arbeitskreis Mahnmal in Anspielung auf die Äußerungen eines "Mandatsträgers aus Thüringen", den sie nicht namentlich nannte. Für ihre Worte spendeten die etwa 150 Teilnehmer, darunter viele Kommunalpolitiker und Schulklassen, anhaltenden Beifall.

Zieglmeier erinnerte in ihrer Ansprache auch an Karin Marquardt, die den Arbeitskreis Mahnmal mit aufgebaut hat und jahrelang als dessen Sprecherin fungierte. Die frühere SZ-Journalistin ist Anfang Januar verstorben. Der Arbeitskreis veranstaltet seit 1994 das Gedenken an die Todesmärsche der KZ-Häftlinge. Seitdem steht das Denkmal des Bildhauers Hubertus von Pilgrim auf einer Verkehrsinsel an der Dachauer Straße. Es war damals das elfte Denkmal in Oberbayern, das den Leidensweg der KZ-Insassen markierte.

Das Brucker Mahnmal war das erste, das mit Hilfe einer Bürgeraktion errichtet wurde: Die Kosten für die Bronze-Skulptur wurden ausschließlich durch Spenden bestritten. Altersbedingt nahmen in diesem Jahr keine Überlebenden des Todesmarsches, bei dem Ende April 1945 Tausende von KZ-Häftlingen durch die Dörfer des Landkreises getrieben wurden, an der Gedenkfeier in Bruck teil. Karl Rom ließ Grüße ausrichten ebenso wie Eckehard Knobloch, der frühere Bürgermeister von Gauting, der den Erinnerungsweg in Oberbayern mit initiiert hat.

In Gröbenzell legte Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) am Nachmittag einen Kranz am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus nieder. An der Gedenkveranstaltung nahe dem Postamt nahmen etwa 70 Bürger teil, während daneben der Autoverkehr auf der fünfspurigen Ausfallstraße toste.

Sowohl in Bruck als auch in Gröbenzell stand das Gedenken im Zeichen der Erinnerung an Max Mannheimer, einen Überlebenden der Shoah, der sich jahrelang für die Aufklärung und Aufarbeitung der NS-Zeit engagiert hatte, und auch im Landkreis immer wieder aufgetreten ist.

In Gröbenzell berichtete Hannes Meyer vom Gymnasium über das Leben Mannheimers. Carina Gebhard und Adrian Heckenberger lasen aus seinen Erinnerungen vor. Sie hatten Passagen gewählt, die vom Abtransport der Familie Mannheimer im Januar 1943 nach Auschwitz handelten. Dort wurden an der Todesrampe die Frauen der Familie sowie der Vater Max Mannheimer ausselektiert und in die Gaskammern geschickt. Mannheimer und sein Bruder als junge Männer sollten hingegen als Arbeitssklaven verwertet werden.

In Bruck trugen Marc Büchner und Niklas Knüppling aus einer elften Klasse des Graf-Rasso-Gymnasiums einige Abschnitte aus Mannheimers Erinnerung "Drei Leben" vor, die vor allem von den letzten Wochen und Monaten im Konzentrationslager Dachau und dem Außenlager Mettenheim sowie von der Befreiung am 30. April 1945 in Tutzing handelten. Zu diesem Zeitpunkt wog der damals 25-Jährige Mannheimer noch 47 Kilogramm. In Mettenheim war er an Fleckfieber erkrankt und überlebte vermutlich nur, weil sein Bruder einen SS-Mann überreden konnte, ihn nicht in die Lager bei Kaufering zu schicken, deren Krankenstation als Todeslager galt. Der Nazi habe wie viele andere in den letzten Kriegswochen "Pluspunkte" sammeln wollen, wie Mannheimer schrieb. Der Lehrer Wolfgang Seufert sprach über die besondere Verbindung zwischen Mannheimer und dem Brucker Rasso-Gymnasium. In Gröbenzell schloss der Bürgermeister die Veranstaltung mit einer Gedenkminute an Roman Herzog, der als Bundespräsident den Gedenktag zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 eingeführt hatte.

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