Fürstenfeldbruck/Dachau:Lokale Reformation

Täuferbrunnen Hörbach

Erinnerung an die Reformation: Täuferbrunnen in Hörbach.

(Foto: Günther Reger)

Ausstellung über Brucker Wiedertäufer

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck/Dachau

Das Lutherjahr hat im Landkreis Fürstenfeldbruck jenseits der evangelischen Kirchen nur wenige Aktivitäten ausgelöst. Beim Historischen Verein hielt Nico Pietschmann im Frühjahr einen spannenden Vortrag über Zacharias Weichsner, einen Anhänger der Reformation, der sich von 1515 bis 1560 als Pfarrer in Pfaffing halten konnte. Dazu hat die Zeitschrift Amperland ihre aktuelle Ausgabe der Reformation gewidmet und vier Aufsätze veröffentlicht. Kreisheimatpfleger Toni Drexler erinnerte beim Tag des offenen Denkmals im September an die Wiedertäufer, die politisch wie spirituell weit über Luther hinausgingen. Drexler hat über diese Bewegung einen neuen Aufsatz publiziert, der sowohl im Amperland-Heft als auch im Katalog zu einer Ausstellung des Bezirksmuseums von Dachau erschienen ist.

Das Bezirksmuseum veranstaltet unter dem Titel "500 Jahre Reformation. Zur Geschichte der Protestanten im Dachauer Land" eine große Ausstellung, die noch bis zum 28. Januar 2018 zu sehen ist. Solche Titel sind ein bisschen irreführend, denn die Reformation begann 150 Jahre früher in England mit dem Theologen John Wiclif und den Lollarden und setzte sich in Böhmen mit Jan Hus und seinen Anhängern fort. Erst 102 Jahre nachdem Hus auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt worden war, nagelte Luther seine Thesen an die Kirchentür von Wittenberg. Der gefeierte deutsche Reformator war ein fanatischer Antisemit, wollte Hexen am liebsten eigenhändig verbrennen und forderte die feudale Obrigkeit auf, rebellische Bauern zu massakrieren.

Dazu hätten die Fürsten keinen Reformator gebraucht. Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes, der westlich des Lech zum Stillstand kam, formierte sich die Täuferbewegung. Mit deren lokalen Anhängern beschäftigt sich Drexler seit längerem. In seinem aktuellen Beitrag beschreibt er detailliert Personen und Gruppen, die im Brucker Land dieser Bewegung angehörten. Viele von ihnen wurden denunziert, verhaftet, gefoltert und schließlich verbrannt, darunter etwa Georg Wagner aus Emmering im Februar 1527 in München. Im Herbst fahndeten die Schergen des Herzogs in Hörbach und Steinbach nach Verdächtigen. Es folgten Verhaftungen, Gerichtsverfahren und Folter. Am 23. Oktober wurden neun Täufer in Landsberg zum Tode durch das Schwert "begnadigt", weil sie widerrufen hatten.

Die Ausstellung in Dachau widmet sich den ersten Anhängern der Reformation im 16. Jahrhundert, der Einwanderung von protestantischen Familien aus der Pfalz nach dem Religionsedikt von 1803 und spannt den Bogen bis zur Künstlerkolonie um 1900, die zu einem guten Teil aus Protestanten bestand. Gewürdigt wird Hermann Stockmann, der das Bezirksmuseum Dachau 1905 mitbegründete. Dass die konfessionellen Spaltung die Gemüter bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bewegte, zeigt die Geschichte der Integration evangelischer Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bezirksmuseum Dachau, 500 Jahre Reformation. Zur Geschichte der Protestanten im Dachauer Land. Die Ausstellung ist noch bis 28. Januar 2018 zu sehen. Der Katalog mit den genannten Aufsätzen hat 191 Seiten und ist im Buchhandel zu erwerben.

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