Fürstenfeldbruck:Zwischen Has' und Henne

Lesezeit: 2 min

Sorbische Ostereier handbemalt von Kerstin Hanusch aus Schleife Oberlausitz (Foto: Günther Reger)

Der Fürstenfelder Ostermarkt lockt nicht nur mit handgebundenen Kränzen und verführerischen Naschereien, sondern auch mit echtem Traditionshandwerk wie der sorbischen Eiermalerei.

Von Nina Storner, Fürstenfeldbruck

Wenn der Schnee schmilzt, die Vöglein zwitschern, die Sonne scheint und der Mensch fastet, dann weiß jedes Kind: Ostern steht vor der Tür. Das höchste Fest des Kirchenjahrs gedenkt der Auferstehung Jesu Christi. Denken dabei heutzutage viele nurmehr an Frühling, Farben und Fressalien, sollte man die Freude darüber dennoch nicht verurteilen. Denn Ostern ist und bleibt ein Fest der Freude.

In diesem Sinne findet auch an diesem Wochenende wieder der Ostermarkt in den Klosteranlagen Fürstenfeld statt. Jeweils von 11 Uhr an erwarten die Besucher auf den zwei Etagen der Tenne am Samstag, 14. März, und am Sonntag, 15. März, etwa fünfzig Aussteller und Ausstellerinnen. Unter ihnen befinden sich zahlreiche regionale Händler und Fabrikanten wie etwa die Grafrather Kranzbinderinnen. Ihr schlichter Stand glänzt mit handgefertigten Buchs-Kränzen. Das Rohmaterial dafür stammt von den Grünanlagen der Evangelischen Michael-Kirche in Grafrath.

"Alles Grünzeug, das wir verarbeiten, stammt von Spenden aus Gärten, Wald und Flur. Die Erlöse wiederum spenden wir. Dieses Mal für die Sanierung eben jener Kirche", erklärt Hilkka Jung. Die Kranzbinderinnen wurden bereits mit der Goldenen Sichel, einem Ehrenpreis, der von den Gartenfreunden Grafrath vergeben wird, für ihre besonderen Verdienste um das Gemeindeleben ausgezeichnet. Doch nicht nur Kränze seien ihr Metier. Die mit skurrilsten Pflanzenteilen bestempelten Hühnereier sind die Spezialität der Grafrather Kranzbinderinnen. "Ganz besonders stolz sind wir aber auf unsere Eier-Sträußchen - die haben wirklich nur wir Kranzbinderinnen." Natürliche Produkte seien den Damen mindestens so wichtig wie eine gewisse Preisstabilität - den anderen Händlern zuliebe.

Keinen weiten Weg haben die Grafrather Kranzbinderinnern (von links) Rita Stengl, Waltraud Gröger und Hilkka Jung nach Bruck. (Foto: Günther Reger)

Wandert man über den Markt, leuchten einem Stand für Stand die verschiedensten Osterwaren entgegen: Neben Likören und geflochtenen Holzkörben tummeln sich Wachs- und Porzellanfiguren, darüber baumeln Has' und Henne aus Stoff oder Glas. Gegenüber lockt die süße Versuchung in Form von personalisierten Honigkuchen-Häschen. Sie bekommen vom Meister Schwalbach höchstpersönlich den letzten Schliff. Und selbst wenn mancher Stand reich beladen mit Seifen, Teppichen und Kleidchen über das Ziel hinausschießt, kommen bei all den Düften und Farben immerhin Frühlingsgefühle auf.

Herzklopfen von all den Plüschtieren auf dem Markt bekommen natürlich ganz besonders die Kleinen. Und wer in Ruhe die Warenflut und Dekoration betrachten möchte, kann aufatmen. Die Kinderecke bietet für Jungen und Mädchen altersgerechten Bastelspaß. Von einem Beispieltisch können die Nachwuchskünstler entweder Ideen aufgreifen oder ganz frei lospinseln und loskleistern. Tatkräftige Unterstützung und reichlich Materialien stehen ihnen dafür zur Verfügung.

"Seit meine Kleinen aus dem Haus sind, stelle ich auf Märkten aus", erzählt Kerstin Hanusch. Den weiten Weg aus Schleife bei Görlitz in Ost-Sachsen hat sie zurück gelegt, um eine Familientradition vorzustellen: Die sorbische Eiermalerei. "In der Oberlausitz beschenkte man sich ursprünglich nicht zu Weihnachten, sondern zu Ostern. Der Nachwuchs lernte dieses Handwerk schon im Kindergarten, in vereinfachter Form versteht sich", erzählt die Künstlerin.

Obwohl Hanusch seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr an ihrem Fingerspitzengefühl feilt, benötigen Handwerk und Perfektion immer noch ihre Zeit: Das simpelste Muster mindestens eine Dreiviertelstunde, die aufwendigeren, bunten Exemplare bis zu zwei Stunden pro Ei. Dabei zeichnet sie zunächst mit Bleistift vor, danach folgt die Malerei mit dem Federkiel. "Ich schneide mir aus den Härchen die gewünschte Form. Es ist eine Art winzige Stempeltechnik", erklärt die Künstlerin. Die feinen Muster aus Tupfen, Tropfen und kurzen Strichen schlängeln und reihen sich dicht an dicht. Mal bunt, mal weniger bunt - letztere bevorzugt sie selbst. "Aber eigentlich sind alle wunderschön.", strahlt Hanusch. "Wir haben auch verschiedene Eiergrößen. Der Kunde hat die Qual der Wahl."

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: