Fürstenfeldbruck:Zu wenig Lehrer im neuen Schuljahr

Die Lehrervertretung BLLV schlägt Alarm. Für das neue Schuljahr sind noch nicht alle Stellen besetzt. Und von zehn Junglehrern werden nur zwei eingestellt.

Stefan Salger

Pädagogen im Landkreis äußern sich verärgert über die personelle Unterbesetzung an ihren Schulen. Vertreter der mehr als 900 Mitglieder zählenden Kreisgruppe des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) kritisieren die bayerische Staatsregierung. An den Schulen fehle es an qualifizierten Lehrkräften sowie Sozialpädagogen.

Die Aufkirchener Rektorin Anna Maria Neider wirft Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) vor, er beschränke sich aufs Schönrechnen und spare zu Lasten der landesweit 5000 Lehrer, die im Herbst arbeitslos sein werden. "Unterrichtsausfall, große Klassen, zu wenig Förder- und Zusatzangebote werden auch im Schuljahr 2011/2012 ein großes Problem bleiben", meint auch der Bezirksvorsitzende Gerd Nitschke. Im kommenden Schuljahr würde nur die Hälfte der Absolventen unterkommen, in der Grundschule sogar nur jeder Vierte.

Die Mammendorfer Lehrerin Gerdi Auerhahn schüttelt den Kopf darüber, dass von den zehn Grundschul-Lehramtsanwärtern, die im Landkreis zur zweiten Staatsprüfung angetreten waren, lediglich zwei übernommen werden. "Damit stehen wohl acht erstmal auf der Straße" und das, obwohl die Staatsnote kaum die wirkliche Qualifikation widerspiegle. Diese ist ausschlaggebend für die Verbeamtung auf Probe. Sie wird so berechnet, dass sie genau von der Zahl an Jungpädagogen erfüllt wird, die das Ministerium einstellen will. Landesweit 886 Pädagogen haben in diesem Jahr zu einer Staatsnote von 2,09 (Vorjahr: 1,91) geführt.

Für acht vierte Klassen bedeutet dies, dass sie sich vor dem von vielen Eltern als sehr kritisch betrachteten Übertritt an weiterführende Schulen an eine neue Lehrkraft gewöhnen müssen. Lehramtsanwärter, die nicht zum Zug kommen, landen auf der Warteliste. Wer die Staatsnote nur knapp verpasst, kann auf eine Verbeamtung mit einem Jahr Verzögerung hoffen, andere bestenfalls noch auf einen Angestelltenvertrag.

Als verfehlte Sparpolitik auf dem Rücken von jungen Pädagogen und Schülern bezeichnet dies der BLLV. Der Personalmangel kann diesem zufolge auch längst nicht mehr aus der sogenannten Mobilen Reserve gedeckt werden. Ein Großteil der 30 bis 40 hierfür vorgesehenen Pädagogen seien regelmäßig bereits im September verplant, unter anderem für den Ersatz von Lehrerinnen im Mutterschutz. Für den Ersatz im Krankheitsfall oder bei Fortbildungen sei damit oft nicht mehr gesorgt, die Schulen verwalten dann den Mangel mit Notlösungen.

Ein Großteil der 1400 Lehrerstunden in den Grund-, Haupt- und Mittelschulen des Landkreises waren nach Inge Heinings Worten in der vergangenen Woche noch vakant und müssen noch besetzt werden. Auch wenn alle Personalrochaden gelingen sollten, wird das den grundlegenden Notstand kaum lindern. "Man wartet auf das Christkind", sagt Heining. Die Germeringer Rektorin Claudia Frisch fürchtet, dass sich die Schulen zu Lasten etwa des musischen, künstlerischen oder sportlichen Bereichs noch stärker auf das reine Pflichtprogramm beschränken müssen. Und das, obwohl laut Kerstin Polster, Lehrerin an der Theresen-Grundschule in Germering und Zweite Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer, das Wissen, wie man etwa auf Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwächen von Kindern reagieren kann, noch nie so groß gewesen sei. Dieses Wissen aber könne oftmals gar nicht eingesetzt werden. Ein zweiter Lehrer in einer Klasse, wie in skandinavischen Ländern, ist da ohnehin meist reines Wunschdenken. Modellprojekte wie modulare Förderung oder jahrgangsübergreifende Klassen werden manchmal nur in der Zeit der Schulversuche und kurz danach gefördert. "Man bringt etwas Gutes zum Laufen, und dann wird gekürzt", ärgert sich Frisch.

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