Fürstenfeldbruck:Zu schmale Küche

Wolfgang Wickenrieder

Der Brucker Wolfgang Wickenrieder soll eine für den Rollstuhl ungeeignete Wohnung beziehen.

(Foto: Günther Reger)

Rollstuhlfahrer fühlt sich bei Wohnungsvergabe benachteiligt

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Wolfgang Wickenrieder ist ziemlich aufgebracht. Der 49-jährige Brucker leidet seit 2001 an Kinderlähmung. Seit einem Schlaganfall vor sieben Jahren ist er vollkommen an den Rollstuhl gefesselt. Jetzt kämpft er um eine passende städtische Wohnung, die seinen Bedürfnissen als behindertem Menschen entspricht. Die Stadt Fürstenfeldbruck bietet ihm in ihrem Neubau an der Parsevalstraße ein 37-Quadratmeter-Appartement an, das Wickenrieder als für ihn unpassend bezeichnet. "Es gibt dort nur eine schmale Küchenzeile, die fünf Quadratmeter groß ist und in der ich mich mit dem Rollstuhl nicht drehen kann", klagt Wickenrieder. "Ich kann doch mein Essen nicht rückwärts auf den Knien transportieren." Das Bad wäre ebenfalls nur fünf Quadratmeter groß, sein einziges Zimmer umfasse 24 Quadratmeter. Auch das hält er für nicht ausreichend, weil er als Rollstuhlfahrer höhere oder ungünstige gelegene Stauräume nicht nutzen könne und deshalb mehr Wohnfläche benötige.

Wickenrieder - vielen Menschen in der Kreisstadt als "Wicki", als langjähriger Technischer Leiter und guter Geist des Eislaufvereins Fürstenfeldbruck bekannt - möchte gerne in dem Neubau, der am 1. Oktober dieses Jahres bezugsfertig ist, eine Zwei-Zimmer-Wohnung beziehen. Wickenrieder: "Davon gibt es zwei im Haus. Die sind im Bad mit allen Haltestangen ausgerüstet und haben auch eine kleine Badewanne." Die Stadt hat die beiden Zwei-Zimmer-Wohnungen jedoch an ein Paar und eine andere Rollstuhlfahrerin vergeben. "In der Abwägung mit Herrn Wickenrieder haben wir uns für die andere Bewerberin entschieden", erklärt Alexander Uehlein, Sachgebietsleiter Immobilienmanagement. Auch bei einer nochmaligen Überprüfung sei man bei der Entscheidung geblieben. Wickenrieder hatte an gleicher Stelle in der Parsevalstraße 14 Jahre lang im Vorgängerbau gewohnt, der abgerissen wurde. Seine Miete betrug dort 230 Euro für 25 Quadratmeter.

Als Übergang bis zur Fertigstellung des Neubaus bezog er im Mai 2015 eine Wohnung in der Rothschwaiger Straße, in der er immer noch wohnt. Die kostet 752 Euro und wurde von der Stadt finanziell unterstützt, wie Uehlein mitteilte. Wickenrieder, der nur eine kleine Erwerbsminderungsrente erhält: "Trotzdem habe ich meine Ersparnisse dafür aufgebraucht." Für den Neubau in der Parsevalstraße, wo zwölf Wohnungen mit staatlichen Mitteln aus der einkommensorientierten Förderung (EOF), dem früheren sozialen Wohnungsbau, gebaut wurden, hat der Brucker als Altmieter einen Berechtigungsschein. Wickenrieder zeigt kein Verständnis dafür, dass er mit anderen Bewerbern um eine Wohnung kämpfen muss und seine Beschwerden bei der Stadt bisher erfolglos geblieben sind.

Er empfindet die Kriterien für die Wohnungsvergabe als "undurchsichtig" und fühlt sich als Altmieter massiv benachteiligt. "Wie schlimm muss ich es noch haben, um eine passende Wohnung zu bekommen?", fragt er frustriert. "Wir können nur das anbieten, was wir haben", entgegnet Alexander Uehlein von der Stadt. Erst im Jahr 2019 werde am Sulzbogen ein weiteres Objekt der Stadt fertig. Wickenrieder hofft aber weiterhin auf ein Entgegenkommen der Stadt in der zentraler gelegenen Parsevalstraße mit Bushaltestelle vor der Tür.

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