Fürstenfeldbruck:Zoff hinter den Kulissen

22 10 2016 Fussball Saison 2016 2017 1 Fussball Bundesliga 08 Spieltag FC Ingolstadt FC

Seltener Anblick: Bundesligist FC Ingolstadt bejubelt ein Tor. An diesem Donnerstag misst er sich in Fürstenfeldbruck mit den Münchner Löwen.

(Foto: Imago/Zink)

Vor dem Benefizspiel zwischen Sechzig und Ingolstadt fühlt sich der Brucker Sportclub als Hausherr übergangen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Vor dem Fußballtestspiel zwischen dem Bundesligisten FC Ingolstadt und dem Zweitligisten TSV 1860 München an diesem Donnerstag hat es hinter den Kulissen ordentlich gekracht. Der Sportclub Fürstenfeldbruck fühlt sich übergangen, weil die Partie zwar auf seinem Platz stattfindet (17.30 Uhr), "der SCF aber nicht gefragt wurde, obwohl er der Hausherr ist", sagt sein Präsident Jakob Ettner. Das könnte noch als Kommunikationspanne durchgehen, pikant ist die Sache aber deshalb, weil es sich beim Veranstalter des Prominentenkicks ausgerechnet um den ehemaligen Sportclub-Präsidenten Eckart Lutzeier handelt, Ettners Vorgänger. Zwischen beiden gab es in der Vergangenheit heftige Verwerfungen.

Das Sportgelände an der Klosterstraße in Fürstenfeldbruck gehört der Stadt, per Überlassungsvertrag kümmert sich der SCF um Pflege und Bewirtschaftung. Eckart Lutzeier hatte bei der Stadt wegen der Ausrichtung eines Benefizspiels auf dem SCF-Platz nachgefragt. Alle Einnahmen sollen sozialen Zwecken zugute kommen und zu jeweils einem Drittel an die Brucker Stiftung "Bürger in Not", an die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck und an das Ingolstädter Projekt "Schanzengeber" gehen. Die Stadt freute sich über das Vorhaben und winkte die Genehmigung durch. Sogar das Landratsamt wurde eingebunden und der als Fußballfachmann bislang kaum in Erscheinung getretene Landrat Thomas Karmasin (CSU) als Schirmherr und Grußwortschreiber gewonnen. Als die Verträge mit den beiden Profiklubs unterschrieben waren, habe man umgehend den SCF unterrichtet, betont der amtierende Bürgermeister Erich Raff (CSU). Aus Sicht des SCF bedeutete das: Erst als die Verträge bereits unterschrieben waren, wurde der Verein darüber informiert, dass er das Gelände dafür bereit stellen soll.

"Wir sind froh, dass wir hier spielen dürfen", sagt Lutzeier. Es sei das einzige Stadion im Landkreis, das für eine solche Partie in Betracht komme, weil es unter anderem über zwei große, überdachte Tribünen verfüge und Sicherheitsauflagen von Stadt und Polizei erfüllen könne. Zu den Forderungen der Profis zählt auch, wie Lutzeier sagt, dass vor Ort Obst und Kaffee zur Verfügung gestellt und Massagebänke bereit gehalten werden. Im Gebäudetrakt auf dem Sportgelände wird ein VIP-Raum eingerichtet und nach dem Spiel werden beide Teams in der dann für die Öffentlichkeit gesperrten SCF-Gaststätte verköstigt.

Den Kontakt zu den Profis hergestellt hat der ehemalige Berufsfußballer Andreas Görlitz, 34, der bei beiden Vereinen sowie beim FC Bayern gespielt hat. Zuletzt kickte der Rechtsverteidiger für den US-Klub San José Earthquakes, Anfang vorigen Jahres beendete er seine Laufbahn. Nun ist er Musiker. Mit seiner Band Room 77 spielte er vor fünf Jahren bei einer Jubiläumsfeier des Sicherheitsdienstes Lutzeier. Kennengelernt hatten sich Lutzeier und Görlitz auf der Wiesn. Jetzt gründeten sie die Firma LG Events mit Sitz in Fürstenfeldbruck, die als Veranstalter des Benefizspiels auftritt. Das Ziel sei, "Menschen zu unterstützen, denen es nicht ganz so gut geht wie uns", sagt Görlitz.

Für 3800 Zuschauer ist die Partie genehmigt, Lutzeier wäre auch mit 1000 zufrieden, weil "die Anstoßzeit nicht die günstigste ist" an einem Donnerstagabend im kalten November. Dafür aber hatte die sportliche Entwicklung der beteiligten Klubs für neue Dynamik gesorgt: Der abstiegsgefährdete FC Ingolstadt hat mittlerweile seinen Trainer entlassen und bringt Interimscoach Michael Henke mit. Bei den Löwen, die in Vizepräsident Peter Helfer einen Olchinger in ihren Reihen haben, ist Kosta Runjaic trotz Tabellenplatz 14 noch im Amt. Ingolstadt wird ohne Angreifer Dario Lezcano, ohne seinen angeschlagenen Kapitän Marvin Matip und ohne seine sechs ausländischen Nationalspieler antreten, die derzeit mit ihren Teams unterwegs sind. Über die Aufstellung der Löwen gibt es keine Informationen. Der SC Fürstenfeldbruck indes ließ sich vertraglich zusichern, dass er als Hausherr keinerlei Haftung übernehmen wird und auch das Stadion nach dem Spiel in unversehrtem Zustand zurück erhält. "In der Außendarstellung" sei die Partie doch "positiv für den SCF", sagt Eckart Lutzeier: "Endlich ist mal wieder was los hier."

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