Fürstenfeldbruck:Zarte und klangvolle Zupfinstrumente

Mandoline und Laute konkurrieren im Kurfürstensaal um veritable Melodiebögen

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Lauten sind Instrumente, die vielen Musikfreunden nicht so geläufig sind. Bei Mandoline denkt man schnell an italienische Volksmusik. Ein Virtuose auf seinem Instrument war der Dresdner Lautenist und Komponist Silvius Leopold Weiss, der fast zeitgleich mit Johann Sebastian Bach gelebt hat. Sein Name ist heute nur noch Insidern ein Begriff, auch wenn seine Werke nach und nach wieder entdeckt werden. Unter dem Motto "Freunde der Laute - ein Rendezvous mit Silvius Leopold Weiss" fand das zweite Konzert der diesjährigen Reihe Alte Musik im Kurfürstensaal statt. Zu Gast waren die Mandolinistin Anna Torge und der Lautenist Axel Wolf.

Das erste Werk des Programms war das Concerto in B-Dur für Mandoline und Laute von Silvius Leopold Weiss. Im Adagio begann die Laute mit einem kleinen Vorspiel, die Mandoline setzte dann mit einer zarten Melodie ein. Klanglich wurde hörbar, dass beide Instrumente, die Laute ebenso wie die Mandoline, zur Familie der Lauteninstrumente gehören: Da die Mandoline viel kleiner war als die hier verwendete Knickhalslaute, lag ihr Tonumfang höher, was sie für die Melodieführung prädestinierte. Hinzu kam, dass die Mandoline nicht mit den Fingern, sondern mit einem Federkiel angezupft wurde, der wie ein Plektron eingesetzt war. Dadurch war der Mandolinenton nicht nur höher, sondern auch heller im Klang und ein wenig spitzer. Die Aufgabenverteilung ergab sich damit so, dass sich immer wieder kleine Zwiesprachen zwischen den Instrumenten entspannen, die Laute aber an den meisten Stellen die führende Mandoline begleitete.

Auch im Allegro bildete die Laute den sonoren Untergrund für die Mandoline, und obwohl von beiden Instrumenten ein eher leiser Ton ausgeht, reichte die Lautstärke doch aus, um den Saal klanglich zu füllen. Das hatte freilich auch damit zu tun, dass die Zuhörer höchst aufmerksam waren und die Musik mit Konzentration verfolgten. Obwohl es im Grave aufgrund des langsamen Tempos nicht ganz einfach war, aus den gezupften Tönen mit ihrer nur kurzen Nachhallzeit eine veritable Melodielinie zu formen, so gelang es doch, weil Anne Torge durch sanfte dynamische Veränderungen ein Zu- und Abnehmen von Spannung geradezu zelebrierte. Tänzerisch beschloss ein Final-Allegro das Stück.

Zwei Werke von Johann Sebastian Bach nur für die Laute folgten. Mit seiner regelmäßigen Struktur und den herausgearbeiteten Gerüsttönen überzeugte das Präludium in c-Moll BWV 999. Die folgende Fuge in g-Moll BWV 1000 ließ zwar die polyfone Anlage mit den Themeneinsätzen erkennen, hatte aber doch nicht die Klarheit, die ein solches Stück kennzeichnet, wenn es auf dem Cembalo gespielt wird.

Ganz anders im Charakter als die eingangs zu hörende Komposition von Weiss war die Sonate Nr. 8 für Mandoline und Laute von Abbate Ranieri Capponi. Der punktierte Rhythmus der Mandoline im Largo ruhte auf gleichmäßigen Akkordbrechungen in der Laute, wobei auch überraschende Harmoniewechsel mit Moll-Klängen wahrzunehmen waren. Als Spiel mit Motivbausteinen kam der Allegro-Satz bei den Zuhörern an, und daraus ergab sich ein munter konzertierender Gestus der Instrumente. In weiche Intimität zog sich das Duospiel im Affetuoso-Satz zurück, woraus eine vornehm zurückhaltende Leidenschaftlichkeit resultierte.

Der Suite in A-Dur BWV 1025 von Bach liegt im Lautenpart eine Suite von Silvius Leopold Weiss zugrunde. Bach erweiterte diesen Part um eine Violinstimme, die hier von der Mandoline übernommen wurde. Bei einer Gegenüberstellung der Originalversion mit der erweiterten Fassung von Bach wurde deutlich, dass die hinzugefügte Oberstimme zwar nicht notwendig, aber ein wunderbares Additum ist. Viel Beifall am Schluss.

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