Fürstenfeldbruck:"Woody Allen ist der König der Erzähler"

Mate Tabula

Mate Tabula, 33, ist in Olching aufgewachsen. Heute schreibt er auf www.matysplanet.com und unter anderem für die Satirewebsite "Der Postillon".

(Foto: oh)

Der Autor Mate Tabula kommt mit humorvollen Geschichten ins Haus 10

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ursprünglich wollte Mate Tabula Schlagersänger werden. Doch so ganz hat das nicht geklappt. Also hat er angefangen, Geschichten zu schreiben und sie auf seinem Blog zu veröffentlichen - neben seinem Job als Werbetexter. Er schreibt über seine Frau, seine Tochter, die Katze, Gott und die Welt. Seit 2014 tritt er mit seinen Texten auch regelmäßig auf Bühnen auf.

SZ: Herr Tabula, als Sie sechs Jahre alt waren, ist Ihre Familie aus dem damaligen Jugoslawien nach Olching gezogen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Mate Tabula: Was ich noch genau weiß, ist, dass ich sehr viele Freiheiten hatte. Meine Eltern hatten ein Restaurant, das Dubrovnik, und haben den ganzen Tag dort gearbeitet. Nach der Schule konnten mein Bruder und ich also machen, was wir wollten.

Und wie haben Sie diese Zeit genutzt?

Ich bin oft einfach so durch den Olchinger Wald an der Amper umhergeradelt, alleine oder mit Freunden. Das war schon ein cooles Freiheitsgefühl. Von daher verbinde ich diese Zeit mit viel Positivem. Aber klar, es ist immer schwierig, als Fremder nach Deutschland zu kommen, weil man immer ein Stück weit Außenseiter ist und nicht so recht weiß, wie man sich zu verhalten hat. Mein Papa hat immer zu mir gesagt: Du bist hier nur zu Gast, du musst dich anständig benehmen. Und ich spüre manchmal, dass mir das heute immer noch nachhängt.

War das Alleinsein einer der Gründe, warum Sie angefangen haben zu schreiben?

Klar, wahrscheinlich legt man den Grundstein zu solchen Dingen schön in frühen Jahren. Aber so richtig mit dem Schreiben habe ich erst später angefangen. Meine ersten Texte habe ich für die Schülerzeitung geschrieben. Ich habe sogar einmal meine eigene Zeitung rausgebracht, ich glaube für drei Tage. Dort habe ich dann irgendwelche Nonsensgeschichten aus der Schülerschaft geschrieben.

War der Humor also schon immer Ihre Ausdrucksform?

In der Grundschule war ich noch recht still und zurückgezogen. Aber da konnte ich wahrscheinlich die Sprache auch noch nicht so gut. Humor funktioniert ja auch sehr stark über Sprache, Assoziationen und Gedanken. Und wenn man halt einen begrenzten Wortschatz hat, ist das schwieriger, aber auch von Vorteil, weil man mehr Brücken bauen muss, um zu einer Assoziation zu kommen. Ab dem Gymnasium wurde ich dann schon zum Klassenclown.

Trotz allem Humor bezeichnen Sie sich ganz explizit als Geschichtenerzähler und nicht etwa als Autor. Was macht denn einen Geschichtenerzähler aus?

Ich glaube, dass ein Geschichtenerzähler in mehreren Medien unterwegs sein kann und dass bei ihm immer die Geschichte im Vordergrund steht, während der Autor vielleicht mehr auf den Stil achtet. Für mich ist Woody Allen der König der Geschichtenerzähler. Weil er die großen Themen behandelt, wie Religion und den Sinn des Lebens, ihnen dann aber den Alltag entgegenstellt. Das versuche ich auch ein Stück weit. Ich wäre quasi gerne ein nobelpreiswürdiger Autor, aber Frau und Kind lassen es nicht zu, weil der Müll rausgebracht oder die Windeln gewechselt werden müssen.

In einer Ihrer Geschichten schreiben Sie, die Kroaten seien die faulsten Menschen der Welt. Nachdem Sie dort aufgewachsen sind, hat diese Einstellung sicher auch Ihr Leben geprägt. Gibt es deutsche Eigenschaften, an die Sie sich bis heute nicht gewöhnt haben?

Die Ernsthaftigkeit. Dass die Leute, auch in Meetings Themen immer so behandeln, als suchten sie nach einem Weg den dritten Weltkrieg zu verhindern. Ich arbeite in der Werbebranche und selbst dort ist es so.

Welche Texte werden Sie am Freitag lesen?

Einfach eine bunte Auswahl aus meinen Geschichten. Ich schaue spontan, auf was ich Lust habe und was dem Publikum gefallen könnte - vor allem aber worauf ich an dem Abend Lust habe. Ich habe schon ein paar Sachen im Kopf. Ich würde gerne sehen, wie meine neuesten Geschichten ankommen. Und dann lese ich vielleicht auch die faulsten Männer der Welt und etwas über die beiden starken Frauen an meiner Seite. Es wir auf jeden Fall lustig.

Die Lesung mit Mate Tabula findet am Freitag, 12. Juni, von 20 Uhr an im Haus 10 auf dem Klostergelände statt.

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