Fürstenfeldbruck:Wohnung geht in Flammen auf

Beim Brand in einem Miets- und Geschäftshaus wird eine 86-jährige Bewohnerin durch Rauchgase schwer verletzt. Auslöser war wohl ein implodierter Fernseher

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Aus den verrußten und verkohlten Überresten im Hof vor der ausgebrannten Wohnung dringt immer noch beißender Geruch. Stoffe, Becher, Eimer, Konserven liegen dort, teilweise ineinander verschmolzen und jetzt vereist. Walter Sonnenberg steht vor dem Haufen Müll und betrachtet die Fassade seines Hauses an der Hubertusstraße in Fürstenfeldbruck, in dem am Montagabend die Erdgeschosswohnung ausgebrannt ist. "Es ist nur Geld", sagt er über den Sachschaden, "es sind keine Menschen umgekommen". Sonnenberg ist froh, denn bis auf die 86 Jahre alte Mieterin im Erdgeschoss konnten die zwölf anderen Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Die alte Frau wurde mit schweren Rauchvergiftungen in eine Klinik gebracht.

Walter Sonnenberg hat, wie er erzählt, die Mitarbeiter seiner Baufirma abgezogen und setzt sie nun in seinem Wohn- und Geschäftshaus im Brucker Westen ein. Den ganzen Morgen über schon haben sie dicke Isolierplatten für die vom Feuer zerborstenen Fenster zurechtgeschnitten. "Das ist provisorisch, aber es muss schnell zugemacht werden", sagte Sonnenberg. Denn für die kommende Nacht und die nächsten Tage sind Tiefsttemperaturen angekündigt. Davor will er das Haus schützen: "Sonst ist alles hin." Der Strom ist schon wieder angeschaltet worden, nachdem ihn die Stadtwerke in der Nacht lahmgelegt hätten, auch die Heizung laufe wieder - es soll nichts einfrieren.

Gegen 20.30 Uhr hatte ein Anwohner den Brandrauch entdeckt und einen Notruf abgesetzt. Auch ein 60 Jahre alter Mieter aus dem ersten Stock und andere Mieter rochen etwas. "Durch den Flur ging es aber nicht mehr", berichtet der Mieter, alles sei schon voller Rauch gewesen. "Da sind alle auf die Balkone gegangen." Dass der Rauch in den Fluren blieb und nicht in die Wohnungen eindrang, erklärt Sonnenberg so: "Es sind in dem Haus nicht die üblichen Türen drin, sondern doppelte Brandschutztüren für den gewerblichen Bereich. Das 1972 gebaute Haus hat fünf Wohnungen und drei Büros. Eines davon ist das des Bauträgers selbst. 2005 habe er das Haus kernsaniert und mit einem Vollwärmeschutz versehen und im vergangenen Jahr außen noch einmal komplett neu gestrichen. Von der frischen Farbe ist nicht mehr viel zu sehen, seit sich der Brandruß an vielen Stellen niedergeschlagen hat.

Als Feuerwehren aus Fürstenfeldbruck und anderen Orten in der Hubertusstraße eintrafen, hatte sich das Feuer bereits in der Wohnung ausgebreitet. Die 86 Jahre alte Bewohnerin hatte sich allein ins Freie retten können und habe immer wieder nach der Feuerwehr gerufen, berichtet der Mieter. Mit einer Drehleiter seien ein Familienvater und dessen Sohn aus dem zweiten Stock gerettet worden, er selbst habe vom Balkon über eine Leiter absteigen können, sagt der 60-Jährige.

Dass das Feuer durch ein implodiertes Fernsehgerät verursacht worden sein könnte, wie es das Polizeipräsidium Oberbayern Nord ein einer Mitteilung angab, könne schon sein, sagt der Eigentümer. Wegen der vielen elektrischen Geräte, angeblich viele alte Radioapparate, Waschmaschinen und Fernseher und der in allen Räumen gestapelten Stoffe und anderen Materialien bezweifelt Sonnenberg sei es "schwierig zu sagen", wo der Brand ausgebrochen sei. Mindestens 20 Jahre schon habe die Frau in der Wohnung gelebt und in der Zeit "viel gesammelt".

Die Ansammlung von viel brennbarem Material hat wohl auch zu dem starken Feuer geführt. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf mindestens eine halbe Million Euro schätzt. Am Dienstag Nachmittag erwartete Sonnenberg den Gutachter der Versicherung. Zwar steht für ihn schon fest, dass sehr viel am Haus erneuert werden muss, aber das Dringendste sei, dass alle Bewohner, die nach der ambulanten Behandlung wegen möglicher Rauchvergiftungen wieder eingezogen seien, wieder Heizung und Strom bekämen. Der Mieter berichtet davon, dass im Erdgeschoss viele Kabel verschmort seien, die müssten neu verlegt werden. Auch Telefon und Internet gingen noch nicht wieder. Die Fenster müssten auch bald ausgetauscht werden. Die Fassade wieder in Ordnung zu bringen und die an einer Stelle großflächig geschmolzene Isolierung zur ersetzen, hat dagegen noch Zeit.

Und dann ist da noch die ausgebrannte Wohnung. Nachdem die Brandfahnder der Kripo sich dort umgeschaut hatten, müsste sie zunächst komplett ausgeräumt werden, um sie sanieren zu können. Der Mieter sagt mit Blick auf die verkohlten Reste im Hof: "Das ist den Angehörigen nicht zuzumuten."

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