Fürstenfeldbruck:Wenn die eigene Geschichte lebendig wird

Bruck: Stadtbibliothek AUMÜHLE - Schreibworkshop für Kids

Zum Abschluss ein Gruppenbild gibt es bei der Schreibwerkstatt an Fasching, die in der Stadtbibliothek Aumühle stattfindet.

(Foto: Johannes Simon)

In der Stadtbibliothek findet die Schreibwerkstatt an Fasching statt. Wer schreibt, darf auch gleich das Kostüm für seine Figur basteln

Von katharina knaut, Fürstenfeldbruck

Ein buntes Durcheinander herrscht im obersten Stock der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck. Bahnen unterschiedlichster Stoffe, lose Blätter Papier und bunte Bögen Karton türmen sich auf Tischen, liegen verstreut auf dem Boden oder quellen aus Kisten hervor. Dazwischen tummeln sich aufgeregte Kinder im Alter von sechs bis dreizehn Jahren in den unterschiedlichsten Kostümen.

Es sind die letzten Vorbereitungen zur großen Lesung der ersten Faschings-Schreibwerkstatt des Vereins "Turmgeflüster". Seit drei Tagen sind die Kinder eifrig am schreiben und basteln ihrer eigenen Bücher, an diesem Abend dürfen sie einen Ausschnitt ihrer vollendeten Werke ihren Eltern, Geschwistern und Freunden vortragen. Die Darbietungen werden mit viel Begeisterung aufgenommen. Besonders die Eltern sind sichtlich stolz auf ihre Sprösslinge. Zurecht, die Kinder beweisen viel Fantasie. Sie erzählen Geschichten von Unterwasserwelten, Spionagefällen und Alltagsabenteuern. Batman wird von Gummibärchen entführt, Agent 009 wird zu einem neuen Auftrag geschickt und zwei Mädchen erlernen während eines Besuchs bei der Großmutter die Ninja-Kampfkunst.

Zur Veranschaulichung ihrer Darbietung und im Zuge des Faschings haben sich die Kinder eine Figur aus ihrem Buch herausgesucht und sich dem Charakter entsprechend verkleidet. Als dieser stellen sie ihr Buch vor, bevor es zur eigentlichen Lesung kommt. Das Kostüm wird auch im Rahmen der Schreibwerkstatt angefertigt, manche haben es sich aber auch von zu Hause mitgenommen. Darin beweisen die Kinder genauso viel Kreativität wie in ihren Geschichten. So treten auf der Bühne nacheinander ein Adler, die Verkörperung des Meers und ein böser Magier in Erscheinung.

Die Kinder hätten das meiste davon selbst gemacht, berichtet Christine Dietzinger, Vorsitzende des Vereins "Turmgeflüster", die zusammen mit ihrer Tochter die der Schreibwerkstatt organisiert. Auch die Bücherrohlinge und das Schreiben übernähmen die Buben und Mädchen fast vollständig selbst. Unter die Arme griffen sie nur, wenn die Hilfe ausdrücklich gefordert wird. Sie korrigieren auch keine Rechtschreibfehler. "Es geht um den kreativen Prozess." Wichtig sei ihnen dabei, dass die Kinder eigenständig arbeiten und sich frei entfalten können. Außerdem sollen sie lernen, welche Schritte zur Entstehung eines Buches gehören und welche Aufgaben zu Arbeit eines Autors gehören.

Das Konzept der Schreibwerkstatt existiert seit acht Jahren und ist aus einer Intuition heraus entstanden. "Das sind Ideen, die kommen einfach." meint Dietzinger. Es sollte ursprünglich nur eine einmalige Angelegenheit sein, den Kindern gefiel es jedoch so gut, dass die Veranstaltung weitergeführt wurde. Mittlerweile findet sie zwei Mal im Jahr statt, zu Pfingsten und zu Halloween. Die Faschings-Schreibwerkstatt ist ein Experiment, auch das Basteln der Kostüme und die Verkörperung einer Figur ist eine neue Idee. Es hätte jedoch allen Beteiligten so viel Spaß gemacht, dass die Veranstalterinnen überlegen, es in Zukunft weiterzuführen.

Aber vor allem das Verfassen von Büchern hat es vielen Kindern angetan. Die Meisten haben schon oft an der Veranstaltung teilgenommen, wie der zehnjährige Linus. Trotz seines jungen Alters ist er ein begeisterter Leser, eine seiner Lieblingsreihen ist Harry Potter. Aber nicht nur das Lesen, auch das Schreiben macht ihm Spaß. Ob er später Schriftsteller werden möchte, weiß er allerdings noch nicht. "Vielleicht", meint er grinsend.

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