Fürstenfeldbruck:Weniger neue Firmen

Bruck: Landratsamt / LRA - Gründer-Messe der IHK

Mit Gründer-Messen wie hier im Landratsamt versucht die IHK Jungunternehmer in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen.

(Foto: Johannes Simon)

Vorsitzender der Industrie und Handelskammer im Landkreis beklagt schlechtes Klima und fordert Bürokratieabbau und Steuervereinfachung. Wirtschaftsförderin Barbara Magg hält dagegen die gute Konjunktur für ursächlich

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Zahl der Firmengründungen im Landkreis nimmt weiter ab. Nach den neuesten Zahlen, die der Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer für den Landkreis Fürstenfeldbruck (IHK) veröffentlichte, sind die Neuanmeldungen 2016 um 4,1 Prozent zurückgegangen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag dieser Wert laut der Wirtschaftsförderung des Landratsamtes nur bei 2,9 Prozent. Während der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses, Michael Steinbauer, ein schlechtes Klima für Unternehmensgründungen ausgemacht hat, sieht Barbara Magg von der Wirtschaftsförderung das etwas entspannter.

"Wenn die Konjunktur gut ist, und das ist sie seit Jahren, dann gehen weniger Menschen das Risiko einer Selbständigkeit ein", hält Barbara Magg der Klage der IHK entgegen. Es herrsche Vollbeschäftigung im Landkreis, daher rechne sie nicht mit einer Vielzahl neuer Firmen. Dass das wirtschaftliche Klima Gründungen verhindere, bezweifelt sie aber. Die IHK, die natürlicherweise ein Interesse an neuen Firmen und damit neuen Mitgliedern hat, listet in ihrer jüngsten Presseaussendung auf, welche Branchen für Existenzgründer am beliebtesten sind. So verzeichnet der Handel 19,2 Prozent der Gründungen, in den sogenannten sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen waren es 13,7 Prozent. Eine Anteil von 11,9 Prozent machen die freien und wissenschaftlich-technischen Dienstleistungen aus. Insgesamt haben 2016 nach Angaben der IHK 1727 Menschen im Landkreis ein Gewerbe angemeldet. Davon haben 1632 einen neuen Betrieb gegründet.

Auch bei der Übernahme von Betrieben stellt die IHK einen deutlichen Rückgang fest. Dabei zeigt sich, dass viele mehr Betriebe der Gastronomie von neuen Geschäftsführern übernommen worden sind (27,4 Prozent) als im Handel (24,2 Prozent) und in der Baubranche (16,8 Prozent). Michael Steinbauer ist über diese Entwicklung besorgt und sagt, dass Start-ups unerlässlich für die wirtschaftliche Entwicklung seien, weil sie Innovationen und die Dynamik beflügelten. Allerdings sieht der Ausschussvorsitzende auch alteingesessene Betriebe bedroht, wenn es niemand gebe, der das unternehmerische Risiko der Vorgängergeneration übernehmen wolle. Um Menschen, die den Schritt wagen wollen, zu helfen, empfiehlt Steinbauer die Beratung durch Experten der IHK: "Bessere Ansprechpartner kann man gar nicht finden, denn die Berater wissen genau, was die Existenzgründer bewegt."

Grundsätzlich aber sieht der Ausschussvorsitzende bürokratische Hemmnisse und das komplizierte Steuersystem als Hemmnisse für Firmenneugründungen an: "Wir brauchen ein besseres Gründungsklima", fordert Steinbauer und sieht schon die Erziehung in der Pflicht. "Bereits in der Schule müssen die Chancen und der Wert des Unternehmertums für die Gesellschaft deutlich gemacht werden." Wertschätzung bringt auch Barbara Magg als Wirtschaftsförderin den Unternehmern entgegen. Insbesondere denjenigen, die sich nicht vor den Mühen gescheut haben, sich mit einer eigenen Firma eine Existenzgrundlage zu schaffen. In Zeiten, in denen es viele Gründungen gegeben habe, seien auch viele Firmen wieder eingegangen, gibt Magg zu bedenken. "Mir sind die Gründungen, die jetzt kommen viel lieber", sagt sie überzeugt, "denn sie sind ernsthafter, und die Firmen werden auch länger am Markt bleiben."

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