Fürstenfeldbruck:Waffenbesitzer werden nur sporadisch kontrolliert

Bruck: Theaterprobe Bonnie und Clyde / Neue Bühne Bruck (NBB)

Ob echt oder nicht, lässt sich bei Handfeuerwaffen oft nicht genau unterscheiden. Im Bild eine Theaterpistole.

(Foto: Günther Reger)

Mehr als 14 000 Gewehre, Revolver und Pistolen lagern legal in den Haushalten

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind 2735 Waffenbesitzer registriert. Diese verfügen nach Angaben des Landratsamtes über 8042 Gewehre sowie 6229 Pistolen und Revolver. Das bedeutet, dass in Fürstenfeldbruck derzeit 14 271 Waffen offiziell gemeldet sind. Diese Waffen dürfen zu Hause aufbewahrt werden, allerdings in speziellen Schränken. Dazu kommen Waffen, die einige Schützenvereine in Tresoren einschließen. Die Kreisbehörde kontrolliert die Aufbewahrung mangels Personal aber nur sporadisch.

Die tödlichen Schüsse auf ein Mädchen in Unterfranken in der Silvesternacht sowie die Aufrüstung der Bundesbürger mit Reizgas, Pfefferspray und Schreckschusswaffen könnten zu einer erneuten Debatte über Waffenbesitz führen. Grundsätzlich gilt, dass nicht jeder eine scharfe Waffe legal besitzen kann, es muss ein besonderes Bedürfnis nachgewiesen werden. In diesen Fällen sind jedoch sogar halbautomatische Waffen erlaubt.

Die Voraussetzung gilt bei Jägern und Sportschützen als erfüllt, sagt Ulrich Dax, der im Landratsamt für Waffen und Sprengstoffe zuständig ist. Die beiden Gruppen stellen das größte Kontingent unter den Waffenbesitzern im Landkreis, gefolgt von Menschen, die Waffen erben und dann einen Schein beantragen können, sowie den Altbesitzern, die ihr Gewehr oder ihre Pistole bereits vor 1972 besaßen, als der Bund diesen Bereich neu regelte. Was die Sportschützen betrifft, tragen die Vereine die große Verantwortung.

Denn Sportschützen bekommen einen Waffenschein, wenn der Verein nachweist, dass die Person mindestens ein Jahr lang regelmäßig mit Vereinswaffen geschossen hat. Wenn neue Interessenten auftauchen, schließe man für diese zunächst eine Tagesversicherung ab, erzählt Karlheinz Göppert, Schützenmeister bei den Amperschützen in Fürstenfeldbruck. Man frage die Leute, ob sie schon mal woanders in einem Verein aktiv gewesen seien, und versuche, sie kennenzulernen und in das Vereinleben einzubinden. "Wir sind keine Schießbude, die den Leuten bloß Munition und Gewehr in die Hand drücken", versichert er.

Irgendwelche Waffennarren oder Personen mit Selbstverteidigungsideen wolle man nicht haben. "Das hat mit Schießsport nichts zu tun", sagt Göppert. Allerdings vermutet er, dass solche Typen kaum zu den Amperschützen kämen. Dazu sei der Verein zu klein, und es würde auch nicht scharf geschossen, sondern mit Luftdruck auf eine Entfernung von zehn Metern. Die erste Mannschaft aus Maisach mit dem Luftgewehr mischt in der dritten Liga mit, der Bezirksoberliga.

Anders ist es das bei der SG Bavaria Maisach mit ihren 310 Mitgliedern. Dort kann man mit großkalibrigen Pistolen und Revolvern auf 25 Meter und mit groß- und kleinkalibrigen Gewehren auf 50 Meter schießen. Neben Vereinen in Puchheim und Unterpfaffenhofen ist es der einzige im Landkreis, wo scharf geschossen wird.

Die Schützen verfügen über Vereinswaffen, die in einem eigenen Tresorraum aufbewahrt werden. Die Verantwortung dafür tragen Schützenmeister Willy Westermair und sein Sportleiter. Einen Nachweis bekommt jemand nur bei einwandfreiem Leumund, wenn er regelmäßig im Verein übt, an sportlichen Ereignissen teilnimmt und "nach frühestens einem Jahr", erklärt Westermair der SZ.

Auf Dauer begnüge sich keiner mit Vereinswaffen. "Alle haben einen privaten Waffenschein", sagt Westermair. Allerdings gebe es einige wenige, die ihre Waffen aus Platzgründen nicht zu Hause aufbewahren. Er berichtet auch, dass das Landratsamt seit dem Amoklauf von Winnenden 2009 schärfer kontrolliere. Dax betont, dass die Vorschriften bereits 2003 verschärft wurden. Bis dahin galt lediglich die allgemeine Weisung, dass sie so gelagert werden mussten, dass kein Unberechtigter Zugriff hatte. Nach dem Amoklauf, der 16 Tote und elf Verletzte forderte, habe das Innenministerium eine interne Vorgabe gemacht, wie viele Waffenbesitzer die Behörde jedes Jahr kontrollieren muss. Die Zahl nennt Dax nicht.

Wenn jemand einen Waffenschein beantragt, wird dessen Eignung und Zuverlässigkeit vom Landratsamt überprüft. Dieser Check werde alle drei Jahre "regelmäßig im Hintergrund" wiederholt, ohne dass die Betroffenen es wissen, erklärte Dax. Wer einer Rockergruppe angehöre oder einer Organisation, die der Verfassungsschutz im Visier hat, bekomme keinen Schein, jedenfalls soweit diese Betätigung den Behörden bekannt ist. "Im Landkreis hatten wir noch keinen solchen Fall."

Die Kreisbehörde lässt sich von jedem Waffenbesitzer Rechnungen über und Bilder von diesen Tresoren vorlegen. Anhand dieser Dokumente stellen die Mitarbeiter fest, ob die Vorschriften eingehalten werden. Außerdem statten sie den Waffenbesitzern angemeldete und nicht angemeldete Besuche ab, um die Aufbewahrung zu kontrollieren. "Wir kontrollieren sowohl verdachtsunabhängig als auch, wenn ein Verdacht vorliegt", betonte Dax. Angesichts der großen Zahl von Waffenbesitzern seien dies jedoch nur sporadisch möglich, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes.

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