Auch das Veterinäramt stellte vereinzelt Mängel fest:Vorwurf der Tierquälerei

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Landratsamt prüft Videoaufnahmen, bestätigt aber nicht, dass diese aus dem Brucker Schlachthof stammen. Betriebsleiter Keil spricht von inszenierten Aufnahmen. Metzger kritisieren die Kameraüberwachung ihres Arbeitsplatzes

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Brucker Schlachthof Gesellschaft und das Veterinäramt prüfen die Vorwürfe der Tierquälerei, die die Soko Tierschutz erhebt. Nach Angaben der Tierrechtlergruppe soll in dem Betrieb immer wieder gegen Auflagen verstoßen worden sein. Sie stützt sich dabei auf Videoaufnahmen. Deren Echtheit wollten weder die Kreisbehörde noch der Betriebsleiter am Donnerstag bestätigen. Man prüfe derzeit das Material. Sollten einzelnen Mitarbeitern Verfehlungen vorzuwerfen sein, werde man Konsequenzen ziehen, teilte das Unternehmen mit. Nach Angaben des Landratsamts wurden 2016 und 2015 bei Kontrollen in Einzelfällen tierschutzrechtliche Mängel festgestellt.

"Bisher war uns von Filmaufnahmen in unserem Betrieb nichts bekannt. Deshalb sind wir derzeit dabei das Material zu prüfen, ob und wenn ja, welche Aufnahmen aus unserem Betrieb stammen könnten", erklärte die Schlachthofgesellschaft am Nachmittag in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Brucker Schlachthof ist ein Zusammenschluss von regionalen Metzgern, Landwirten, Direktvermarktern und Verbrauchern. "Sachkundige Metzger garantieren eine ethische vertretbare und hochwertige Schlachtung", heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

Das Veterinäramt untersuche die Vorwürfe, sagte Ines Rollecke, Pressesprecherin des Landratsamtes. Sie wollte nicht bestätigen, dass die Videoaufnahmen aus dem Brucker Schlachthof stammen. Geschäftsführer Max Keil sprach von "inszenierten Aufnahmen", andererseits berichtete er, die Metzger seien schockiert, dass ihr Arbeitsplatz vielleicht monatelang mit Kameras überwacht worden sei. Das Büro sei durchwühlt und Akten rausgesucht worden. Nach Angaben der Soko Tierschutz entstanden die Aufnahmen zwischen Juli 2016 und April 2017. Das Material sei ihnen zugespielt worden. "Ohne Insiderwissen geht das nicht, aber wir haben das mit eigenen Recherchen überprüft", sagte ein Sprecher. Die Aufnahmen sind klar und scharf und aus unterschiedlichen Perspektiven gemacht, die Gesichter der Metzger sind verpixelt. Neben dem Video gibt es Bilder, auf denen Verantwortliche deutlich zu erkennen sind, allerdings nicht im Kontext von Tiermisshandlungen.

Das Veterinäramt stellte im Februar 2016 Mängel im Schlachthof fest, deshalb kam ein amtlich bestellter Tierarzt im November erneut, berichtete Rollecke. Die Beseitigung baurechtlicher Mängel sei bereits "unterwegs", versicherte die Pressesprecherin des Landratsamt. Bei den tierschutzrechtlichen Mängeln handelte es sich um wenige Einzelfälle, betonte sie. Demnach beobachtete der Amtstierarzt, dass bei Schweinen eine erste Betäubung nicht ausreichte. Vereinzelt sei eine Nachbetäubung angeordnet worden. Ein Rind wurde in die Betäubungsbox geführt, aber nicht sofort betäubt. Im Jahr zuvor sei die Nachbetäubung eines Rindes angeordnet worden. Einmal beobachtete der Amtstierarzt, dass die Zeit zwischen Betäubung und Entblutung eines Rindes "geringfügig" überschritten wurde, ein anderes Mal der Bolzenschutzapparat verrutscht sei.

Die Aufnahmen der Tierrechtler zeigen angeblich den Einsatz von Elektroschockern, die bei Tieren mit Biosiegel verboten sind, Rinder werden mit Starkstromzangen angetrieben. Manche Schweine zucken noch, während sie am Haken ausbluten. "So was kommt immer mal vor, muss aber dann geprüft werden", sagte der Sprecher der Tierrechtlergruppe. Ein Metzger läuft mit Stiefeln über Schweine, ein anderer tritt ein Schaf mit dem Stiefel, einem Rind wird der Schwanz umgeknickt.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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