Fürstenfeldbruck:Von der Kanzel ins Büro

Mangels Nachwuchs wächst der Arbeitsdruck auf die Seelsorger. Einblick in den Arbeitsalltag von Pfarrer Wolfgang Huber.

Wolfgang Huber kann sich noch erinnern, dass in seiner Kindheit ein Pfarrer für eine Gemeinde zuständig war. Er hat das in seiner Karriere nie erlebt. Seit 2005 ist er verantwortlich für den Pfarrverband Mammendorf. Als Pfarrer betreut er damit vier Kirchengemeinden. Besprechungen, Taufen, Beerdigungen und viele Gottesdienste - der Arbeitsaufwand ist hoch.

Mittwoch

Wolfgang Hubers Arbeitswoche startet mittwochs. Er beginnt den Tag am Schreibtisch, liest E-Mails, telefoniert. Diese Woche steht die Gottesdienstplanung für das nächste halbe Jahr an. In drei seiner vier Gemeinden findet an den Wochenenden ein Gottesdienst statt, dazu gibt es Messen an Werktagen. Huber muss nicht jeden Gottesdienst halten. Sein polnischer Kollege Wojciech Halys hilft ihm. Die Planung macht Huber jedoch alleine. Und weil er unmöglich Hunderte Messen an einem Tag koordinieren kann, beschäftigt ihn diese Arbeit noch die ganze Woche. Am Mittag besuchen Huber die Religionslehrer aus den Schulen seines Pfarrverbandes. Sie sprechen über die Kommunion und die Schulgottesdienste. Danach setzt sich Huber wieder an den Schreibtisch und arbeitet weiter an der Gottesdienstplanung.

Donnerstag

Gegen 8.30 Uhr steht Huber auf der Kanzel und predigt. Es ist Frühmesse in der Kirche Luttenwang, rund 20 Gläubige lauschen ihm. Mehr als 40 Besucher seien es unter der Woche nie, sagt Huber. Danach fährt er zurück in sein Büro und empfängt zwei Gemeindemitglieder. Die beiden Gläubigen besuchen regelmäßig ihren Priester. Sie diskutieren mit Huber, erhoffen sich Ratschläge für den Alltag und erzählen, was so passiert ist seit dem vorigen Treffen. Huber nennt das "geistliche Begleitung". Am Mittag steigt er in sein Auto und fährt nach Fürstenfeldbruck zur Dekanatskonferenz, an der alle Kaplane und Pfarrer teilnehmen. Mit Dekan Albert Bauernfeind besprechen sie Aktuelles und diskutieren ein Thema. Dieses Mal: Familienplanung im 21. Jahrhundert. Danach fährt Huber zurück nach Mammendorf und arbeitet an der Predigt für Sonntag. Mal schafft er das in zwei Stunden, mal grübelt er einen ganzen Tag über den Worten für Sonntag. Zum Feierabend ist die Predigt noch nicht fertig.

Freitag

Heute ist Sprechstunde. Huber empfängt Gemeindemitglieder zu Vier-Augen-Gesprächen. Dieses Mal sucht ein Mann Rat, der wieder in die Kirche eintreten möchte. Gegen 14 Uhr trifft sich Huber mit dem Vorstand des Pfarrgemeinderates. Gemeinsam planen sie die Juli-Sitzung. Die vielen Gottesdienste an Fronleichnam belasten Huber und Halys, das wollen sie im Pfarrgemeinderat ansprechen. Um 15 Uhr empfängt Huber Mitglieder des Kirchenchors. Deren Vorsitzende hat aufgehört. Gemeinsam beraten Sänger und Priester nun über mögliche Kandidaten für die Nachfolge. Eine Stunde später setzt sich Huber wieder an die Gottesdienstplanung. Gegen 19 Uhr bricht er auf, um in der Kirche St. Jakob in Mammendorf die Abendmesse zu predigen. Eine Stunde später hat er Feierabend.

Samstag

Das Wochenende beginnt für Wolfgang Huber mit einem schönen Anlass. Zwei Paare möchten sich von ihm trauen lassen. An diesem Samstag führt der Priester Vorgespräche mit den Verliebten. Je eineinhalb Stunden dauern die Termine. Huber möchte die Paare kennenlernen. Darüber hinaus spricht er mit ihnen über den Ablauf der Trauung und die Formalien. Auch sondiert Huber, ob Angehörige der Paare den Gottesdienst mit eigenem Programm gestalten möchten. Am Nachmittag macht sich Huber nach Grunertshofen auf und tauft ein Kind. Danach setzt er sich in Mammendorf wieder an seinen Schreibtisch und vollendet die Predigt für Sonntag, die er am Donnerstagabend nicht fertig bekommen hat.

Pfarrer Huber

Priestergewand an, Alltagsklamotten aus und umgekehrt: Der Mammendorfer Pfarrer Wolfgang Huber hat eine gut gefüllte Sechs-Tage-Woche.

(Foto: Günther Reger)

Sonntag

Der wichtigste Wochentag für Gläubige beginnt für Huber mit einem Gottesdienst um 8.30 Uhr in Mammendorf. Es ist ein vergleichsweise ruhiger Sonntag. An normalen Wochenenden hält er nicht einen, sondern zwei oder gar drei Gottesdienste über Samstag und Sonntag verteilt. Doch sein polnischer Kollege Wojciech Halys nimmt ihm zwei Messen ab. Am Mittag setzt sich Huber an seinen Schreibtisch und beginnt mit der Planung des Bibelkreises, den er in regelmäßigen Abständen veranstaltet.

Montag

Am Vormittag ist Huber nicht Pfarrer, sondern Journalist. Gemeinsam mit seiner Sekretärin textet und layoutet er den Pfarrbrief, den das Pfarramt an Kirchenmitglieder verschickt. Am Abend hält er noch eine Messe. Danach lässt er Mammendorf hinter sich. Dienstag ist sein freier Tag, den er fernab des Pfarrverbandes verbringt. Montagabends reist er ab, dienstagabends kehrt er zurück, erholt für die kommende Arbeitswoche.

Dienstag

An diesem Tag hat Wolfgang Huber frei.

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