Serie: Genuss Erleben:Von Böfflamott bis Windbeutel

Serie: Genuss Erleben: Im Klosterstüberl bekommt jeder die Portion, die er mag - altersunabhängig.

Im Klosterstüberl bekommt jeder die Portion, die er mag - altersunabhängig.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Küche des "Klosterstüberls" in Fürstenfeldbruck ist so barock wie die Kirche nebenan.

Von Valentina Finger

Würde man das urigste Wirtepaar im Landkreis Fürstenfeldbruck küren, Martin Peter und Birgit Bartels-Peter wären gewiss ganz vorne mit dabei. Sie ist der Kopf mit vollem Durchblick und Herz, er das Herz mit Bauchgefühl und Köpfchen. Zusammen leiten die beiden seit 25 Jahren das Klosterstüberl bei der Klosterkirche Fürstenfeld. Martin Peters Eltern haben den seit Anfang des 19. Jahrhunderts existierenden Gasthof 1966 übernommen. Damit steht er bereits ein halbes Jahrhundert unter der Leitung der Familie Peter.

Während der ganzen Zeit lag der Fokus auf ländlicher, bayerischer Küche, ehrlich zubereitet und ohne unnötiges Drumherum. Noch heute ist das so. Alles wird selbst gemacht, Soßen noch direkt vom Knochen gezogen. Birgit Bartels-Peter liebt es, alte Traditionsgerichte auszugraben und auf ihrer Speisekarte neu aufleben zu lassen. So hat es beispielsweise das Böfflamott ins Repertoire geschafft, das besonders am Wochenende gerne angeboten wird.

Dass der eingedeutschte Name vom kulinarischen Einfluss der Franzosen zur Zeit Napoleons in Bayern stammt, weiß die Wirtin. Allgemein bleibt einem angesichts ihrer umfassenden Kenntnisse, die sie mit viel Charme und Witz teilt, immer wieder der Mund offen stehen. "Im Prinzip steckt hinter jedem Gericht eine Historie und die möchte ich auch kennen", sagt die Wirtin, die im Laufe der Jahre so gut wie jede in der Gastro-Branche mögliche Ausbildung mitgenommen hat.

Zum Kalbsschnitzel in Brezen-Kürbiskernbrösel-Panade muss sie nicht viel erzählen: Es ist zart und pfannenheiß, obwohl die Kellner zu den Tischen im Wirtsgarten einen kleinen Steg überqueren müssen. Nicht anders steht es um die Kartoffel-Bärlauch-Knödel: Das zum von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr kreierte Gericht wird mit Bärlauch aus dem Pfarrgarten zubereitet. Dazu gibt es Kerne zum Knuspern, ein bisschen Grünzeug, Bergkäse und viel Butter. Das schmeckt genauso üppig und gut, wie es klingt. Wer schneller satt ist, stellt sich lieber schweren Herzens vorab nur einen Salatteller von dem kleinen, feinen Buffet zusammen.

Je nach Saison wechselt ein Teil der Karte. Im Sommer sind mitunter Tomaten aktuell. Die gibt es zum Beispiel mit Emmentaler statt Mozzarella in einer bayerischen Abwandlung des italienischen Caprese-Salats oder als fruchtiges Bett unter Fingernudeln. Jedes Gericht, von dem auch weniger machbar ist, kann als kleinere Portion bestellt werden - altersunabhängig. Die entsprechenden Speisen sind in der Karte mit einem Herzchen markiert. Jeder bekommt die Portion, die er mag.

Birgit Bartels-Peter weiß genau, wieso sie ihren Gästen diese Möglichkeit bietet: "Viele wollen nur ein kleines Hauptgericht, weil sie sonst vielleicht keinen Windbeutel mehr schaffen." Das wäre in der Tat fatal. Die riesigen Dessert-Kreationen, die bombastisch aussehen und schmecken, sind einmalig und deshalb weitläufig bekannt. So mancher Gast kommt nur zum Windbeutel-Essen vorbei.

Klosterstüberl

SZ-Grafik

Jeden Tag wird der Teig frisch zubereitet, seit 20 Jahren. Damals hat Martin Peter, der selbst in der Küche steht, Profiteroles als Suppeneinlage gemacht. Der übrige Brandteig wurde zu Windbeuteln, die der Chef großzügig aufgespritzt hat. Inzwischen gibt es das Sahne-Gebäck mit Früchten, Eis oder in Banane-Schoko. In der Himbeer-Karamell-Version ist es der klare Favorit der Wirtin. "Mit den regulären Käse- oder Streuselkuchen ist man zu sehr in der Vergleichbarkeit. Unsere Windbeutel heben uns ab", sagt sie.

Konkurrenzlos ist die große Auswahl an Mix-Aperitifs

Noch eine süße Besonderheit ist der Kaiserschmarrn. Der wird ab Herbst wieder jeden Freitag individuell zubereitet. Konkurrenzlos ist auch die große Auswahl an Mix-Aperitifs, die das traditionell Bayerische mit moderner Kreativ-Küche vereinen. Neben außergewöhnlichen Spritz-Varianten gibt es Bier-Mischgetränke mit Apfel, Rhabarber oder Cranberrysaft. Birgit Bartels-Peter ist Bier-Sommelière. Gerne würde sie in Zukunft mehr in diese Richtung anbieten. Für den Moment reicht der Bier-Spritz: Darin kommen Sekt und Weißbier mit Himbeersirup und Zitrus zusammen. Den Hingucker-Kick verpassen den Erfrischungen die Eiswürfel mit eingefrorenen Erdbeeren und Zitronenstückchen.

Wer nach so einigen Drinks zur Toilette geht, hat viel zum Schauen. Diese sind liebevoll mit Scherz-Spruchtafeln dekoriert, am Waschbecken sind Gag-Utensilien wie ein Mundwasser- oder Haargelspender angebracht. Nicht weniger humorvoll gestaltet sich die Speisekarte: Hintergrundinformationen zu Produkten werden in witzige Anekdoten verpackt, Redewendungen erklärt und ganz zum Schluss gibt es ein Bayerisch-Deutsch-Ratespiel.

Klosterstüberl Fürstenfeld

Qualität: ●●●●●●●●●○

Service: ●●●●●●●●●○

Ambiente: ●●●●●●●●●○

Preis/Leistung: ●●●●●●●●●○

Adresse: Fürstenfeld 7, Fürstenfeldbruck

Telefon: 081 41/52 68 19

Internet: www.klosterstueberl.de

Anfahrt/Parken: S 4 Geltendorf (Haltestelle Fürstenfeldbruck), Parken vor Ort

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9.30 bis 23 Uhr, Sonntag bis 22 Uhr (Küche 11.30 bis 21.15 Uhr, Sonntag 21 Uhr)

Die Kinderkarte ist gleichzeitig ein Malbuch. Wer was auch immer für die kleinen Gäste vergessen hat, dem wird gerne mit Kindergeschirr, Spielzeug oder Gratis-Babygläschen ausgeholfen. Allen Männern, die lieber bei einem Bier entspannen als im Restaurant den Vorzeige-Papa zu mimen, bleibt dort jedoch keine Ausrede: Einen Wickeltisch gibt es sowohl in der Herren- als auch der Damentoilette.

Für die bewusste Art zu kochen und den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln hat das Klosterstüberl die Slow-Food-Plakette verliehen bekommen. Damit werden Lokale ausgezeichnet, die sich in ihrer Philosophie von der Masse abheben. "Wir haben uns gar nicht dafür beworben. Aber jetzt sind wir natürlich noch mehr für das Thema sensibilisiert", sagt Bartels-Peter. Vor ein paar Jahren haben die Wirte einen Markt veranstaltet, zu dem sie alle ihre Lieferanten aus der Region zusammengetrommelt haben: "Fast jede Wirtschaft betont ihre regionale Küche. Wir wollten den Gästen direkt zeigen, wo was herkommt."

Fleisch ist ein großes Thema. Martin Peter ist Metzgermeister. Im Herbst ist wieder Zeit für zwei fleischige Specials: Immer donnerstags wird Tatar am Tisch zubereitet. Beim Ochsenschlachtfest gibt es mittwochs gesottenes Fleisch aus dem Kessel. Mit seinem Händchen für bayerische Klassiker hat sich der Wirt einst auch ans Erobern seiner Wirtin gemacht: Beim ersten Treffen in seinem Lokal gab es einen zünftigen Brotzeitteller.

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