Fürstenfeldbruck:Vom Schwänzeltanz bis zu Gelée-Royal

Ein Lehrbienenpfad veranschaulicht am Grünen Zentrum in Puch informativ anhand von Text- und Schautafeln die große Bedeutung dieser Insekten für die Nahrungsproduktion. Die Imker bringen bei der Eröffnung den bedenklichen Rückgang der Völker in Erinnerung

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Entlang des Parkplatzes am Grünen Zentrum in Puch gedeihen auf den Magerwiesenrainen dutzende verschiedene Gräser und Kräuter, deren Blüten für Bestäubungsinsekten ebenso eine wichtige Nahrungsquelle sind wie die Blütenvielfalt im angrenzenden Obstgarten. In diesem Wiesenstreifen hat der Imkerverein Fürstenfeldbruck und Umgebung einen Lehrbienenpfad eingerichtet, der auf ansprechend gestalteten Tafeln umfassend über die Biene und ihr Leben, über ihre Produkte, über die Imkerei, über die immer knapper werdenden Lebensgrundlagen sowie über die Gefahren informieren, denen die "Immenvölker" ausgesetzt sind.

Puch: Eröffnung Lehrbienenpfad / Grünes Zentrum

Ein Rundgang wird nachdenklich machen, schließlich wird auch der bedenkliche Rückgang der Bienenvölker thematisiert.

(Foto: Johannes Simon)

Am vergangenen Sonntagnachmittag wurde der Lehrpfad, der den Verein etwa 4000 Euro und 200 ehrenamtliche Arbeitsstunden kostete, vom Vorsitzenden Walter Dürl aus Türkenfeld für die Öffentlichkeit freigegeben. Etwa 60 Besucher, darunter auch Brucks Oberbürgermeister Erich Raff, schlossen sich einem Rundgang an. Bei Kaffee und Kuchen dankte Dürl dem mittlerweile im Ruhestand befindlichen ehemaligen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hans-Jürgen Gulder, und seinem Nachfolger im Amt, Günter Biermayer, für die Unterstützung. Großes Lob zollte der Vorsitzende den Schülern des Rasso-Gymnasiums, die im Rahmen einer Projektarbeit die Informationstafeln "mit eigenen Ideen augenfällig und informativ" gestaltet haben.

Puch: Eröffnung Lehrbienenpfad / Grünes Zentrum

Über das Leben und Wirken von Bienen gibt ein neuer Lehrpfad in Puch Auskunft.

(Foto: Johannes Simon)

Unweit des Lehrpfades befindet sich seit 2015 ein Lehrbienenstand, in dem Interessierte die Praxis der Imkerei unter Anleitung erlernen können. Lange habe der Verein im Bereich der Landwirtschaft ein "Schattendasein" geführt, durch Lehr- und Vortragsveranstaltungen, Aussprachen und Praxisvorführungen am Lehrbienenstand wolle man den Wissensstand seiner Mitglieder mehren und anhand des Lehrpfades der Bevölkerung die ökologische Bedeutung der Biene im Naturhaushalt nahe bringen. Seit 2013 habe sich die Mitgliederzahl von 84 auf 176 mehr als verdoppelt und das Interesse an der Hobby-Imkerei nehme stetig zu, erklärte Dürl. Im Landkreis seien zwei große Imker mit hundert und mehr Völkern und einige mit 20 bis 50 aktiv, die Mehrzahl betreue jedoch durchschnittlich nur fünf Völker, "um Honig für den Hausgebrauch zu gewinnen".

Puch: Eröffnung Lehrbienenpfad / Grünes Zentrum

Imker-Vorsitzender Walter Dürl (links im Bild) erläutert bei der Eröffnung Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Erich Raff die Schautafeln.

(Foto: Johannes Simon)

In den Lehrpfad integriert ist auch ein "Hotel für Wildbienen" oder "Insektenhotel", um darauf hinzuweisen, dass nicht nur die Biene, sondern eine Vielzahl von Insekten, auch Schmetterlinge und Wespen, für die Bestäubung von Pflanzen wichtig sind. In den vergangenen zehn Jahren sei alleine der Wildbienenbestand um 30 Prozent zurückgegangen, das sollte man als "Warnsignal" ernst nehmen, denn ohne Bestäubung keine Frucht und kein neuer Samen, die allesamt wiederum wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel, Tiere und auch für den Menschen seien. Der Zweck des Vereins, die Verbreitung der Imkerei und die Förderung der Bienenzucht und Bienenhaltung, sichere nicht nur die Bestäubung von Kulturpflanzen, sondern auch die von Wildpflanzen. Laut Dürl, der auch Fachwart sowie Ausbildungsreferent des Bayerischen Bienenzüchterverbandes ist, entsteht durch die Bestäubung durch Bienen jährlich ein wirtschaftlicher Wert von sieben bis acht Milliarden Euro.

Auf den Tafeln wird das "Naturschauspiel Schwärmen, eine Völkerwanderung zur natürlichen Vermehrung" ebenso dargestellt wie das Bienenvolk, das sich aus Königin, Drohnen und Tausenden von Arbeitsbienen mit unterschiedlichen Aufgaben zusammensetzt. Auf besonderes Interesse stießen die Hinweise, dass Bienen-Produkte wie Kittharz oder der Königinnenfuttersaft Gelée-Royal in der Medizin und bei der Produktion von Lebensmittel eingesetzt werden. Neben der Tafel "Schwänzel- und Rundtanz" sind Beete zur Anschauung in der Form eines Bienentanzes umrandet. In die Beete hat Dürl die Virginiamalve und die Silphie gepflanzt. Die Energiepflanzen blühen über Monate, auch, wenn andere Pflanzen längst verblüht sind, und könnten den Insekten in der kargen Zeit als Nahrungsquelle dienen. 45 Prozent aller Nutzpflanzen seien Mais für Biogasanlagen. "Es wäre schön, wenn sich Landwirte überzeugen ließen, dass auch andere Pflanzen für die Energiegewinnung geeignet sind, den Insekten wäre obendrein auch noch geholfen", so Dürl.

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