Fürstenfeldbruck:Vom Irrglauben des Fürstenfeld-Stifters

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Erzbischof Reinhard Marx betritt das Marienmünster in Fürstenfeld nicht durch die Heilige Pforte, sondern durch das große Mittelportal. (Foto: Günther Reger)

Genugtuung für eigene Sünden kann man nicht leisten, predigt Erzbischof Reinhard Marx am Sonntag bei einem Gottesdienst anlässlich eines Besuchs der Heiligen Pforte im Marienmünster

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Als "grandiosen Irrglauben" hat der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Sonntag die der Gründungslegende des Klosters Fürstenfeld zugrunde liegende Glaubensvorstellung bezeichnet. Der Erzbischof erinnerte in der Predigt bei einem Festgottesdienst zum Jahr der Barmherzigkeit im Marienmünster in Fürstenfeldbruck daran, dass am Anfang des Zisterzienserklosters ein "brutaler Justizmord" stand, nämlich die Hinrichtung der Gemahlin von Ludwig dem Strengen, dem bayerischen Herzog. Mit dem Bau von Fürstenfeld wollte der Täter und Herzog ein Zeichen der Sühne setzen. Dessen Irrglaube liegt laut Reinhard Marx in der falschen Vorstellung, man könne für eigene Sünden Genugtuung leisten.

Der Besuch des Erzbischofs galt der Heiligen Pforte in Fürstenfeld. In der Diözese gibt es zum von Papst Franziskus ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit insgesamt acht solche Heiligen Pforten, die Reinhard Marx alle aufsuchen will. Fürstenfeldbruck war seine dritte Station. Der Fürstenfeldbrucker Dekan Albert Bauernfeind begrüßte den Kardinal als einen Liebhaber von Fürstenfeld und bedauerte, dass die Fürstenfelder Pracht infolge der schlechten Witterung etwas getrübt sei. Dieser Hinweis war eigentlich unbegründet, da die prächtige Barockkirche selbst an einem Regentag kaum etwas von ihrer Strahlkraft verliert. Im überfüllten Gotteshaus mussten viele der Gottesdienstbesucher an den Seiten und im Vorraum hinter dem schmiedeeisernen Gitter stehen.

Pforten der Barmherzigkeit wie die in Fürstenfeld sollen symbolisieren, dass Gläubigen im Heiligen Jahr der Umkehr und des Pilgerdaseins ein besonderer Weg zum Heil möglich sei. Neben Wallfahrten sind Gläubige im Heiligen Jahr zu eigenen Werken der Barmherzigkeit eingeladen. So diente die Kollekte einer Hilfseinrichtung der Brucker Caritas für junge obdachlose Menschen.

Die Predigt des Erzbischofs begann und endete mit dem Ort seines Besuchs, mit Fürstenfeld und dessen Gründungslegende. Bezeichnete Marx doch das Marienmünster in den Amperauen als ein Zeugnis einer gewaltigen Anstrengung, um mit Gott ins Reine zu kommen. Also um Sühne zu leisten und etwas wieder gut zu machen. Dem unvollkommenen, sündigen Menschen, stellte Marx den ans Kreuz genagelten österlichen Christus gegenüber, der seine barmherzige Liebe allen schenke. Da es bei dem Erweis der Barmherzigkeit Gottes um Heilung gehe, sei diese keine oberflächliche Barmherzigkeit nach dem Motto: "alles wird gut". Marx sprach von der grenzenlosen Barmherzigkeit eines Gottes, der Menschen umarme und dadurch dazu befähige, sich zu verändern. Und er appellierte an seine Zuhörer, darauf zu vertrauen, dass die Barmherzigkeit Gottes größer sei als alles, was Menschen verdrehen und verwunden.

Pforten und Türen bezeichnete Marx als große Symbole, die viele ansprechen. Das gelte insbesondere für die Heiligen Pforten, die auf die Versöhnung in den Sakramenten hinweisen. In Pforten der Barmherzigkeit wie der in Fürstenfeld, können laut dem Erzbischof Menschen mit der Perspektive eintreten, dass sie sich ändern. Bezeichnete der Erzbischof zum Beginn seiner Predigt das Brucker Kloster noch als Ausdruck der Suche nach Sühne, so weitete er zum Ende die Perspektive in Richtung Versöhnung. Die gewaltige Kirche in Fürstenfeld sei "Ausdruck der Suche eines Mannes nach Versöhnung", sagte Marx. Die Barmherzigkeit Gottes sei jedoch größer.

Den Festgottesdienst in der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirche gestalteten die Fürstenfelder Vokalisten und das Bläserensemble Stucky mit der Missa in Es-Dur von Heinrich Walder musikalisch.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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