Fürstenfeldbruck:Volkssport Vögelzählen

Dürre zwingt Zugvögel zu längerem Zwischenstopp

Der Neuntöter ist an seiner Färbung deutlich zu erkennen. Aber auch er leidet an den Veränderungen seines Lebensraumes.

(Foto: Peter Ekberg)

Beim Birdrace versuchen Naturfreunde, fast 24 Stunden lang Arten zu ermitteln

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Neuntöter, Raubwürger, Gänsesäger: Nicht alle Menschen werden diese Begriffe mit Vogelarten in Verbindung bringen, denn um das Wissen über die Vogelwelt ist es im allgemeinen nicht gut bestellt. Bei einem Quiz an einer Schule hatte der Fürstenfeldbrucker Kreisverband des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) vor Jahren festgestellt, dass viele Kinder nicht einmal einen Spatz kennen und auch nicht wissen, dass es verschiedene Arten von Meisen gibt. Um das ornithologische Grundwissen in der Gesellschaft zu verbessern, haben sich die Vogelschützer in den vergangenen Jahren einiges einfallen lassen. Zweimal im Jahr rufen LBV und Naturschutzbund (Nabu) zur Vogelzählaktion auf, bei der Laien eine Stunde lang die Vogelarten und die Anzahl ihrer Vertreter in ihrem Garten, auf dem Balkon oder im Park auflisten und melden. Die "Stunde der Gartenvögel 2016" vom 13. bis 15. Mai steht unmittelbar bevor, ihr winterliches Pendant findet regelmäßig Anfang Januar statt.

Darüber hinaus gibt es bereits seit 2004 ein sogenanntes Birdrace, eine Vogelbeobachtung, die als eine Art sportlicher Wettbewerb ausgetragen wird. Ausgedacht hat sich das der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), aus dem Landkreis nehmen vom LBV Gabriele Trinckler, Johanna Trischberger und Philip Vlaicu an diesem Samstag, 7. Mai, als Team "Versumpfmeisen" teil. Frühmorgens werden sie mit Fernglas, Stativ und Proviant aufbrechen, erzählt Johanna Trischberger, um dann bis Mitternacht so viele Vogelarten wie möglich in ihrer Heimatregion zu bestimmen. Die Route mit Beobachtungsplätzen hat das Trio schon vorher ausgetüftelt, natürlich gehören vor allem die vogelreichen Gebiete Fußbergmoos und Ampermoos dazu. Zur Vorbereitung gehörte auch, sich in die verschiedenen Vogelstimmen reinzuhören. "Das ist gerade bei nicht so bekannten Arten nicht so einfach," weiß Trischberger. Ort und Uhrzeit der Beobachtungen werden notiert und anschließend an das Internetportal ornitho.de gemeldet. "Wir sind sehr gespannt, wie viele Arten wir im Laufe eines Tages entdecken können", ergänzt Philip Vlaicu. 252 Teams hatten im Vorjahr deutschlandweit insgesamt 300 Vogelarten ausfindig gemacht.

Das Birdrace, heißt es beim DDA, sei geeignet, Interessierte auch außerhalb der etablierten Verbandsstrukturen zu erreichen und vor allem junge Menschen für die Vogelbeobachtung zu begeistern. Noch wichtiger freilich sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse. Vor allem jene Vögel, die in der Agrarlandschaft ihre Heimat haben, sind bedroht, weil die Intensivlandwirtschaft ihren Lebensraum zerstört. Was Feldvögeln als Nahrungsquelle oder Brutplatz dienen kann, nämlich Feldgehölze, Ackerrandstreifen, Streuobstwiesen, Stoppelfelder oder Brachflächen, verschwindet immer mehr. Erkenntnisse darüber, wo sich die Vögel noch aufhalten, werden deshalb immer wichtiger und können als Indikatoren für Lebensbedingungen und Bestandsentwicklung der Vögel gelten.

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