Fürstenfeldbruck:Viele Kinder, wenig Lehrer

An den Mittelschulen im Landkreis steigt die Schülerzahl. Dafür sind nun die Pädagogen knapp.

Wolfgang Krause

Jahrelang wurde das Ausbluten der Hauptschulen und Mittelschulen beklagt. Nun steigt die Zahl der Schüler im Landkreis wieder - und das Schulamt Fürstenfeldbruck muss fürchten, dass es nicht genügend Lehrer bekommt, um sie zu unterrichten. "Am Anfang fehlten 60 Stunden im Fachlehrerbereich", berichtet der kommissarische Schulamtsleiter Karl Grünauer. Dieses Loch ist nach seinen Worten inzwischen gestopft und auch alle Klassenleiter sind gefunden. Aber es fehlten immer noch Lehrer für den Wahlunterricht und Förderstunden. Immer wieder schicke die Regierung von Oberbayern "Köpfe und Stunden", wie die Lage am Ende sein werde, lasse sich noch nicht beurteilen. Grünauer erwartet aber, dass das Angebot im Wahlfachbereich gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt werden muss - möglicherweise auch an den Grundschulen: "Wir haben Stunden aus dem Grundschulbereich abziehen müssen an die Hauptschule."

Das Kultusministerium hatte die Zahl der Mittelschüler unterschätzt. Im Vergleich zu einer Prognose vom April, die von einem Rückgang ausging, ist die Zahl der Mittelschüler in Bayern nach Angaben des Ministeriums um 4000 gestiegen. Rektoren und Schulräte schlugen darauf Alarm, mit dem Erfolg, dass das Ministerium nun 220 zusätzliche Lehrerstellen bereitstellte. Damit ist nach Aussage von Kultusminister Ludwig Spaenle die Unterrichtsversorgung "auf dem Niveau des Vorjahres gesichert." Die Kreisvorsitzende des Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Ingeborg Heining, ist allerdings nach wie vor "sehr skeptisch", ob der Bedarf an Lehrern im Landkreis gedeckt werden kann. Sie kritisiert vor allem, dass immer wieder Grundschullehrer in den Mittelschulen einspringen müssten, obwohl sie dafür gar nicht ausgebildet seien.

Während die Zahl der Mittelschüler nach Angaben eines Ministeriumssprechers landesweit immer noch um rund 6000 unter der vom Vorjahr liegt, verzeichnet das Schulamt Fürstenfeldbruck bereits zum zweiten Mal in Folge einen Zuwachs: Ab September werden an den Mittelschulen im Landkreis 2665 Kinder und Jugendliche unterrichtet, 54 mehr als 2011/2012. "Bei uns ist der Abwärtstrend gestoppt", sagt Grünauer.

Er sieht zwei Gründe für diese Entwicklung. "Positiv ist sicherlich, dass die Reformen greifen", betont der kommissarische Schulamtschef. Die Berufsorientierung der Mittelschule und die Tatsache, dass sich die Schüler anders als in der alten Hauptschule für einen der Zweige Wirtschaft, Technik und Soziales entscheiden können, hätten sicher dazu beigetragen, dass die Schule besser angenommen werde.

Negativ" bewertet Grünauer, "dass das G 8 eine entscheidende Rolle spielt." Weil am Gymnasium viele Schüler scheitern, hätten die Mittelschulen in der siebten, achten und neunten Klasse viele Zuwächse. Und zwar meist mitten unterm Jahr, was die Planung erschwere. Diese Entwicklung spiegle auch die Nachfrage nach dem Angebot "9 plus 2" in Maisach wider, das gerade für solche Schüler gedacht sei. Dort können 28 Jugendliche, die nicht den zehnjährigen M-Zug besucht haben, nach dem Quali den mittleren Schulabschluss erwerben. Die Maisacher Schulleiterin Corinna Niedring hätte angesichts der Anmeldezahlen zwei Klassen bilden können. Weil das Kultusministerium aber nur eine genehmigte, mussten nach Angaben Grünauers Schüler abgewiesen werden.

In den wohlhabenden Speckgürtel-Gemeinden Gröbenzell und Eichenau, wo die Übertrittsquoten von der Grundschule auf Gymnasien und Realschulen regelmäßig um die 90 Prozent liegen, können aber auch heuer wieder nur einzelne Klassen gebildet werden. So gibt es an der Gröbenbachschule in Gröbenzell im neuen Schuljahr nur noch eine sechste und eine neunte Klasse, an der Starzelbachschule in Eichenau nur eine fünfte, sechste und siebte. Die Schüler der anderen Jahrgangsstufen müssen in Nachbarorte fahren. In Emmering gibt es heuer keine sechste Klasse. In Gröbenzell geht die Gemeinde bereits davon aus, dass es früher oder später gar keinen Mittelschulstandort mehr am Ort geben wird.

Nicht nur an Lehrern mangelt es derzeit, auch im Fürstenfeldbrucker Schulamt sind zwei Stellen unbesetzt. Bisher gibt es laut Grünauer weder einen Nachfolger für den zum Monatsende gehenden Leiter Joachim Linkert, noch für die im Mai gestorbene Schulrätin Elisabeth Warkentin. Allerdings ist sein Kollege Helmut Radloff, der bisher zu 50 Prozent im Dachauer Schulamt tätig war, inzwischen vier Tage die Woche in Bruck im Einsatz. Gemeinsam verwalten Grünauer und Radloff nicht nur die 13 Mittelschulen, sondern auch die 31 Grundschulen im Landkreis. Insgesamt werden dort im neuen Schuljahr nach dem Stand vom Donnerstag 10 288 Schüler unterrichtet, was etwa der Zahl des Vorjahres entspricht. Denn anders als die Zahl der Mittelschüler ist die Zahl der Grundschüler gesunken, um 78 auf 7623.

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