Amt:Unsaubere Attacke

Um Schädlingsbefall in Flüchtlingsunterkünften zu verhindern, hat das Landratsamt strikte Regeln aufgestellt. Eingehalten werden diese aber nicht immer. In Maisach kommt es deswegen sogar zu einer Prügelei

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Kakerlaken, Mäuse, Motten. Weil gerade in Asylbewerberunterkünften Lebensmittel oft falsch gelagert werden, können sich Vorratsschädlinge dort besonders leicht ausbreiten. In der Asylbewerberunterkunft im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide musste erst in der vergangenen Woche ein Kammerjäger anrücken, um die sich rasant ausbreitenden Kakerlaken aus der Unterkunft zu entfernen.

Um die Verbreitung unliebsamer Tiere zu vermeiden, hat das Landratsamt präventiv strenge Regeln zur Lagerung der Lebensmittel festgelegt. Daran halten sich die Bewohner aber nicht immer. In einer Unterkunft in Maisach kam es deswegen am Mittwoch sogar zu einem handfesten Übergriff auf eine Objektbetreuerin des Landratsamts. Bei einer Inspektion entdeckte die Frau gekochtes Essen, das die Bewohner auf ihrem Zimmer in Kochtöpfen aufbewahrten. Als sie das Essen in die Küche bringen wollte, eskalierte die Situation. Die Bewohner, eine 23-jährige Nigerianerin und ein 24-jähriger Nigerianer, schlugen und traten auf die Olchingerin ein. Ihr zur Hilfe kam schließlich eine 44-jährige Syrerin, die ebenfalls in dem Haus wohnt. Die Syrerin und die Objektbetreuerin wurden bei dem Angriff verletzt und mussten anschließend medizinisch versorgt werden.

Grundsätzlich ist es in den Unterkünften nicht gestattet, Essensreste außerhalb eines Kühlschranks im Zimmer aufzubewahren, erklärt Andreas Buchner, Asylkoordinator des Landratsamts. Die Einhaltung der Regel in den rund 100 Heimen im Landkreis kontrollieren 14 Objektbetreuer. Eine solche Inspektion habe auch in Maisach stattgefunden. Wie strikt die Regeln grundsätzlich eingehalten werden und wie hygienisch nun einzelne Küchen in Asylbewerberunterkünften seien, könne Buchner pauschal nicht beantworten. "Es kommt auf die Bewohner an. Natürlich gibt es unterschiedliche Sauberkeitsmaßstäbe und auch unterschiedliche Putzgewohnheiten", sagt Buchner. Die Bewohner sind selbst dafür zuständig, Küche und Sanitäranlagen sauber zu halten. Das klappe an manchen Orten sehr gut, an anderen weniger. Allerdings sei ihm, dem Asylkoordinator, keine Unterkunft bekannt, die überdurchschnittlich verdreckt ist. Klar sei aber auch: Je mehr Menschen eine Küche nutzen, desto schwieriger wird es, sie sauber zu halten. "Eine Gemeinschaftsküche funktioniert nicht mit 150 Bewohnern", sagt Bachner.

Das sieht auch Andrea Gummert so. Als die von Caritas und Landratsamt eingesetzte Ehrenamtskoordinatorin im Bereich Asyl ist sie die Mittlerin zwischen der Behörde und den Asylhelfern. Dass viele Bewohner ihr Essen nicht in den Küchen lagern wollen und deshalb wie in Maisach mit auf ihr Zimmer nehmen, hänge auch damit zusammen, dass sie fürchteten, jemand anders könne sich daran bedienen. "Das gleiche Thema gibt es auch in großen Wohngemeinschaften", sagt sie.

Dass die hygienisch unsachgemäße Aufbewahrung der Lebensmittel im Zusammenhang mit dem kulturellen Hintergrund der Geflüchteten steht, will Gummert so pauschal nicht bestätigen. "Wir haben Leute aus allen Ländern, die das gut hinkriegen", betont sie. Ihrer Meinung nach spielten viel mehr individuelle Faktoren eine Rolle. "Und dann gibt es zum Beispiel auch viele junge Burschen, die hier zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen." Wie ein Haushalt geführt wird, müssten gerade sie erst noch lernen. Gummert betont auch, dass Kakerlaken nicht nur ein Problem in Asylbewerberunterkünften seien. Auch Großküchen oder andere Einrichtungen seien mitunter befallen.

Dafür, dass es aufgrund der Hygienevorschriften in Maisach einen Übergriff gegeben hat, haben weder Gummert noch Bachner Verständnis. "Wir werden natürlich Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstatten", sagt Bachner. An der Praxis der Kontrollen wird sich vermutlich nichts ändern. Eine andere Möglichkeit, die Einhaltung der Hygienevorschriften zu überprüfen gebe es schlichtweg nicht. "Wir können die Leute nicht zum Putzen zwingen", betont Bachner.

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