Fürstenfeldbruck:Unmittelbar und spannend

Werke Beethovens und Schuberts auf CD mit Dinis Schemann

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Klavier und Schemann gibt es meist nur im "Doppelpack": Das Ehepaar Susanne und Dinis Schemann spielt als Klavierduo an zwei, manchmal auch nur an einem Flügel. Auch auf den bislang erschienenen CDs waren stets beide Pianisten mit Werken aus der vierhändigen Literatur an einem oder zwei Instrumenten zu hören. Jetzt hat Dinis Schemann eine Solo-CD vorgelegt, auf der er die Sonate in F-Dur op. 57, die sogenannte "Appassionata" von Ludwig van Beethoven sowie die vier Impromptus op. 90 von Franz Schubert spielt. So gering die räumliche Distanz der beiden Komponisten an ihrem gemeinsamen Wohnort Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts war, so groß ist doch in mancher Hinsicht die kompositorische Distanz zwischen ihnen. Dinis Schemann verfolgt nicht das Ziel, die Werke auf seiner CD quasi wie eine Anthologie anzulegen. Ihm geht es nicht um Vollständigkeit oder definierte Ausschnitte aus dem Schaffen eines Komponisten. Vielmehr sucht er, wie in einem Konzert, die künstlerische Spannung, die sich hier zwischen der Sonate Beethovens und den Stücken Schuberts ergibt.

Dieser Ansatz erweist sich in der Einspielung als gut tragfähig. Das hat insbesondere damit zu tun, dass Dinis Schemann eine ganz unmittelbare Anschlagskultur pflegt, die eine sehr vitale Tonqualität ermöglicht. Sorgsam werden die dynamischen Angaben im Allegro-Kopfsatz der Beethoven-Sonate umgesetzt und im Sinne einer formalen Strukturierung des kompositorischen Materials überzeugend gedeutet. Die warm timbrierten Akkorde des Mittelsatzes (Andante con moto) sind genau ausgehört und eröffnen so ein wunderbar farbiges Klangspektrum. Präsenz im Spiel zeichnet den raschen Finalsatz aus, was zu hoher Transparenz des Klangeindrucks führt.

Im ersten der Impromptus in c-Moll erhält der Duktus aus Beethovens langsamem Satz eine schier unendliche Weite, ohne dass die Spannung abfällt. Im zweiten in Es-Dur verdecken die reichen Spielfiguren den Melodieverlauf nie. Virtuosität bezieht sich hier nicht nur auf die Geläufigkeit der Finger, sondern insbesondere auf das Austarieren einer äußerst stimmigen Klangbalance. Das Ges-Dur-Stück zeigt aufgrund seiner Mittelstimmen eine Nähe zu den "Liedern ohne Worte" aus der Feder Mendelssohns. Das nuancenreiche Glitzern des wogenden Wassers steht hier in schönem Dialog zur wunderbaren Melodie in der Oberstimme.

Wer den interpretatorischen Ansatz von Dinis Schemann in den beiden Werken live überprüfen möchte, hat dazu Gelegenheit beim Abend der "Fürstenfelder Konzertreihe" am Samstag, 11. März, im Stadtsaal des Veranstaltungsforums.

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