Fürstenfeldbruck:Unerlässliche Unterstützung

Brucker Tafel

Ambitionierte Helfer vor frisch eingetroffenen Lebensmitteln: Helmuth Stolle, Lidija Bartels, Elisabeth Weller und Katrin Rizzi (von links).

(Foto: Günther Reger)

Die vier Tafeln im Landkreis mit ihren fünf Läden versorgen mehr als tausend bedürftige Menschen wöchentlich mit Nahrungsmitteln. Zum Tag der offenen Tür besuchen Interessierte die Einrichtung in Fürstenfeldbruck

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Schon im Vorraum der Brucker Tafel stehen grüne Plastikkisten voll Brot und Backwaren. Daneben große Säcke mit Kartoffeln. Im Ausgaberaum im Untergeschoss des Stadtteilzentrums West stehen an diesem Mittwoch zehn Frauen vor weiteren Kisten voll Lebensmitteln, packen sie aus, füllen manches in kleinere Packungen um. Die Brucker Tafel, ein Projekt der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck, hat anlässlich des bundesweiten "Tages der Stiftungen" an diesem Mittwoch zum Tag der offenen Tür eingeladen. Ein gutes Dutzend Besucher nutzt die Gelegenheit, sich die Räumlichkeiten sowie die Arbeit der Ehrenamtlichen anzusehen. Dabei drehten sich auch einige Fragen um die Flüchtlinge.

Ob denn die Tafel nun mehr Abholer hätte, weil ja so viele Asylsuchende in den Landkreis kommen, wollten manche Besucher wissen, wie die für die Pressearbeit der Bürgerstiftung zuständige Katrin Rizzi berichtet. Nein, laute dann die Antwort. Solange die Menschen noch ein laufendes Asylverfahren haben, kommen sie auch nicht zur Tafel. Dort erhalten nur Menschen Lebensmittel, die beispielsweise Hartz IV bekommen oder ein vergleichbar niedriges Einkommen haben. Da die meisten Flüchtlinge noch kein abgeschlossenes Asylverfahren haben und anderweitig mit Essen versorgt werden, können sie sich bei keiner der insgesamt vier Tafeln, deren Träger die Bürgerstiftung in der Kreisstadt, in Germering (gemeinsam mit dem Sozialdienst), Puchheim-Eichenau sowie Olching-Maisach ist, eine grüne Berechtigungskarte abholen, die sie für die wöchentliche Abholung der Nahrungsmittel benötigen. Die Vorsitzende der Bürgerstiftung, Dorothee von Bary, glaubt allerdings schon, dass sich die gestiegenen Flüchtlingszahlen irgendwann auch auf die Tafeln auswirken werden. "Da werden wir noch mal einen Anstieg erleben."

Insgesamt gibt es fünf Tafelläden im Landkreis. Für die engagieren sich 222 Ehrenamtliche, etwa um als Fahrer Lebensmittelspenden einzusammeln, sie zu sortieren und in haushaltsgerechte Portionen umzupacken oder sie an die Abholer auszugeben. Zudem muss das Ganze organisiert und verwaltet werden. Durch die Tafeln - die Brucker wurde vor 15 Jahren als erste gegründet - werden im Landkreis 649 Erwachsene und 368 Kinder versorgt. Neben Brot und Backwaren gibt es Obst und Gemüse, Eier und "Mopro", also Molkereiprodukte, wie die Leiterin der Brucker Tafel, Lidija Bartels, erklärt, sowie Süßigkeiten und anderes Haltbares wie zum Beispiel Mehl oder Senf. Erst kürzlich habe man eine große Spende von Münchner Kindl-Senf bekommen, berichtet Bartels.

Die Spenden - oft sind die Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum - kommen wöchentlich von den Großmärkten ebenso wie von kleineren Betrieben wie etwa einigen Bäckereien oder einem Brucker Gärtner, der regelmäßig seinen Überschuss vorbeibringt. In der Regel werden die Spenden von den ehrenamtlichen Fahrern abgeholt, die dafür auf einer festen Tour fast zehn Stunden unterwegs sind. Den Bauernmarkt fahren Bartels und Christa Rath, ebenfalls Leiterin der Brucker Tafel, abwechselnd jeden Dienstag an. Wie von Bary betont, geben die Tafeln kein Geld für die Lebensmittel aus. Die jährlichen Kosten (2014 waren es 56 000 Euro) brauchen sie allein für Transport und Logistik.

Die Zahl derjenigen, die sich über die Tafeln mit Essen versorgen müssen, wächst kontinuierlich. Darin schlägt sich die allgemeine Entwicklung in Deutschland wider: Die Kluft zwischen Arm und Reich steigt, die Zahl der Bedürftigen nimmt zu. "Wir haben vor 15 Jahren mit 14 Abholern angefangen, zwei Jahre später waren es schon 40", sagt Bartels. Inzwischen sind es etwa 150. Wobei hinter vielen Abholern mehrere Personen stehen. Letzte Woche etwa kamen 138. Die versorgten 196 Erwachsene sowie 92 Kinder. Besonders alarmierend findet die Tafelleiterin, dass der Anteil an Rentnern unter ihren Abholern bei 60 Prozent liegt. Der Anteil an nicht mehr Berufstätigen wachse deutlich. "Es fällt auf", sagt Bartels und weist darauf hin, dass "die Hemmschwelle hierher zu kommen sehr hoch ist". Für Puchheim will Elisabeth Weller diese Entwicklung nicht bestätigen. "Tendenz steigend ist mehr bei Familien ", sagt die ehemalige Leiterin der Puchheimer Einrichtung.

Die Tafeln sind das größte der elf eigenen Projekte der Bürgerstiftung. Sie zählt übrigens zu den zehn größten in Deutschland und verwaltet vier Treuhandstiftungen. Zu den Projekten gehört auch das Baby-Besuchsprogramm "Willkommen im Leben", die Schülerstreitschlichter oder die "Seniorenhilfe Sonnenstrahl".

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