Fürstenfeldbruck und Emmering:Weiter Weg zur nächsten Apotheke

Senioren und Gehbehinderte fordern mehr Notdienste an Wochenenden und Feiertagen. Doch es gibt kaum Aussicht auf Besserung.

Stefan Salger

Wer Medikamente benötigt, der hat tagsüber im Bereich Fürstenfeldbruck und Emmering kein Problem: Nicht weniger als dreizehn Apotheken listet Karl-Heinz Weiß, Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung, auf. Schwierig aber werde es vor allem für wenig mobile Menschen an Feiertagen und Wochenenden. "Dann geht es schon mal übers Land", klagt Weiß.

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Laut Gesetz sind 13 bis 15 Kilometer zu einer Apotheke zumutbar. Vor allem für Senioren und Gehbehinderte ist das häufig ein Problem.

(Foto: dpa)

Er selbst habe einmal mit dem Taxi nach Esting fahren müssen. Erst nachdem er in einem Pizza-Service nachgefragt habe, sei ihm der richtige Weg zu der Apotheke gewiesen worden. Ein Unding sei das alles, und mit dem Selbstverständnis einer Großen Kreisstadt mitnichten vereinbar, dass an vielen Wochenenden oder Feiertagen keine Apotheke in Bruck oder Emmering geöffnet sei. Weiß versteht nicht, warum nicht auch den Apotheken daran liegt, mit einem zusätzlichen Service gute Argumente gegen den als Bedrohung empfundenen Versandhandel zu liefern.

Im Januar wandte er sich an die Bayerische Landesapothekenkammer. Der dortige Geschäftsführer habe ihm höflich aber nachdrücklich klar gemacht, dass es wenig Aussicht auf eine Änderung gebe.

Auch Thomas Benkert, der neue Präsident der Landesapothekerkammer, der selbst in Mammendorf eine Apotheke betreibt, kennt das von älteren oder gehbehinderten Menschen seit vielen Jahren vorgetragene Anliegen. Die frühere Seniorenbeiratsvorsitzende Lieselotte Baumann habe sich damit sogar an den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gewendet.

Auf Nachfrage der SZ macht Benkert aber klar, dass auch er eine Änderung der Bereitschaftsdienste für kaum machbar hält. Er tritt dem Eindruck entgegen, Bruck und Emmering würden stiefmütterlich behandelt: In der Kreisstadt sei werktäglich mindestens eine Apotheke bis 21 Uhr geöffnet, und entweder am Samstag oder am Sonntag auch nachts. "Das läuft so ganz gut", sagt Benkert.

Neun Euro Umsatz an einem Tag

In Bruck oder Emmering sei die Versorgung abends oder nachts deutlich besser als auf dem Land, etwa in Althegnenberg oder Altstetten. Dort sei der Zwang, weitere Strecken zu fahren oder sich an Nachbarn zu wenden, ungleich höher. Laut Gesetz ist eine Entfernung von 13 bis 15 Kilometer zumutbar, so Benkert.

Die Kammer könne eine weitere Ausweitung der Nachtdienste nicht durchsetzen, allein schon aus wirtschaftlichen Gründen: "Ich bin letztens von halb sieben bis acht Uhr abends in meiner Apotheke gestanden und habe in dieser Zeit neun Euro Umsatz gemacht." Personal lasse sich damit nicht bezahlen. In wirklichen Notfällen könnten sich Patienten auch an die Kreisklinik wenden. Medikamente dürfe die Klinik aber nicht abgeben, erwidert Weiß. Im schlimmsten Fall müssten behinderte Menschen oder Senioren also den Notarzt rufen.

Heiner Pflaum von der Brucker Stadtapotheke kann die Sorgen des Behindertenbeirats verstehen, hält die Notdienstversorgung aber ebenso wie Benkert für relativ gut. Die sei flächendeckend und auch für die Kunden kostengünstig. Ein- bis zweimal im Monat ist jede Apotheke durchschnittlich an der Reihe. Grundsätzlich bestehe auch die Möglichkeit, sich Medikamente von der diensthabenden Apotheke per Taxi schicken zu lassen. Dieses Angebot aber werde kaum angenommen.

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