Fürstenfeldbruck:Trost von der Freundin

Mit Hilfe der Kanzlerin steckt Gerda Hasselfeldt parteiinterne Angriffe weg. Die Brucker CSU hält kritische Gespräche für legitim

Von G. Eisenkolb/H. Zeller, Fürstenfeldbruck

Wer wie Gerda Hasselfeldt an der Spitze der CSU-Landesgruppe in Berlin steht, muss Loyalitätskonflikte aushalten können. Es ist nämlich nicht immer einfach, es der aufmüpfigen CSU in München und der Kanzlerin in Berlin gleichermaßen recht zu machen. Eine Hasselfeldt schafft das, schließlich hat sie die Abreibung, die ihr die CSU-Landtagsfraktion kürzlich in Banz wegen der Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin verpasste, professionell weggesteckt. Es ist nun mal ihr Job, zwischen den beiden Seiten zu vermitteln. Deshalb sagt sie im Rückblick zu dem Vorfall: "Das ist ganz normal", es habe schon immer Situationen gegeben, in denen die Bayern eine "strengere Linie" verfolgten als die Bundesregierung. Trotzdem klingt auch ein gewisser Stolz mit, wenn Hasselfeldt darauf verweist, nicht eingeknickt zu sein. "Das Einzige, was verlangt wurde, nämlich dass ich die Kanzlerin massiv kritisiere, habe ich nicht getan", beteuert die Brucker Wahlkreisabgeordnete.

Ihre Freundin und Vertraute, die Kanzlerin, hat die standhafte Chefin der CSU-Landesgruppe bedauert, aber auch getröstet. Hasselfeldt blieb Angela Merkel gegenüber loyal. Aber nicht nur. Als erfahrenen Politikerin ist sie geschickt genug, auch darauf hinzuweisen, dass die CSU in München und die Kanzlerin in Berlin in der Einschätzung der Lage ja eigentlich gar nicht so weit auseinander lägen. "Wir müssen den Zustrom begrenzen", das sei unumstritten und die gemeinsame Linie, sagt sie. Ähnlich sieht das der Eresinger Landtagsabgeordnete Thomas Goppel (CSU). Für ihn trägt die Auseinandersetzung der CSU mit Hasselfeldt dazu bei, einen Einklang in der Frage herbeizuführen, wann die Grenze des Flüchtlingszustrom erreicht ist.

Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet aus Gröbenzell berichtet von einer "lebhaften Diskussion" in Banz. Laut Bocklet sollen die Einzelheiten der Auseinandersetzung hinter verschlossenen Türen jedoch intern bleiben. Deshalb will sich der CSU-Abgeordnete nicht zu den Inhalten äußern. Stattdessen verweist der Gröbenzeller darauf, dass die Angelegenheit mit den späteren Beschlüssen in Brüssel, in den südeuropäischen Ankunftsländern Hotspots einzurichten und sich auf eine Quote zur Verteilung zu einigen, eine Wende zum Besseren genommen habe. Und Bocklet beteuert, dass er Hasselfeldt selbstverständlich grundsätzlich unterstütze.

Es bleibt Bocklets Geheimnis, ob der Landtagsvizepräsident in Banz Mut bewies und zugunsten der Kritisierten das Wort ergriff. Dafür gibt der Dachauer CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath zu, zur Verteidigung Hasselfeldts nicht aufgestanden zu sein. Ebenso wie der zweite Dachauer CSU-Abgeordnete, der Bauernpräsident Anton Kreitmair. Das hätten sie auch nicht überlebt, sagte ein anderer Teilnehmer der Klausur der SZ. Immerhin ist man bei der Dachauer CSU nicht glücklich über die Angriffe auf die Landesgruppenchefin. "Das war nicht richtig. Die sollen lernen Maß zu halten", sagt beispielsweise der Dachauer Altlandrat Hansjörg Christmann.

Im Vergleich hierzu klingt die Stellungnahme des stellvertretenden Brucker CSU-Kreisvorsitzenden Andreas Lohde verhalten. Lohde will sich erst nach einem Gespräch mit Hasselfeldt zu deren Abreibung äußern. Der Allinger Bürgermeister Frederik Röder (CSU) hält es dagegen für legitim, parteiintern kritische Gespräche zu führen. Die CSU und Hasselfeldt würden das aushalten, sagt er. In ihrem Wahlkreis, den Hasselfeldt seit 25 Jahren unangefochten als Direktkandidatin vertritt, ist sie fast eine Ikone der Partei. Das liegt auch daran, dass sie sich, inzwischen über Parteigrenzen hinweg, für die Umsetzung politischer Anliegen aus ihrem Wahlkreis einsetzt.

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