Fürstenfeldbruck:Streit um Skulpturenkauf

Brucker Kulturausschuss diskutiert, ob er dem Votum der Jury oder dem der Bevölkerung folgen soll

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Idee, eine Stadt mit Kunstwerken zu schmücken, ist nicht neu, aber über die Objekte, die eine Kommune ankauft, und die Entscheidungskriterien lässt sich immer wieder trefflich streiten. Im Brucker Kulturausschuss wurde nun die Entscheidung der Jury kritisiert, die aus zehn Objekten des Skulpturenpfads "Stadtlandkunst" das Werk "Condition humaine" von Maria Rucker ausgewählt hatte, ein riesiges Herz aus Knollenkalk. Nicht weil irgendeiner etwas gegen das Objekt hätte, das zum Nachdenken über die Natur des Menschen einlädt, sondern weil der Favorit des Publikums, das hölzerne Labyrinth von Hilde Seyboth, nicht berücksichtig worden war.

Einerseits sollte eine sechsköpfige Jury entscheiden, andererseits waren die Bürger aufgefordert, über den Rathausreport und die Homepage der Stadt ihr Votum abzugeben. Faktisch wurde die Beteiligung der Bevölkerung nun wie eine siebte Jurystimme gewertet. Insgesamt hatten sich 37 Brucker an dem Votum beteiligt. Die Mehrheit der Jury entschied sich für Rucker und setzte den "Lovepillar" von Daniel Huss, zwei Betonfiguren, die im Stadtpark mit Spanngurten an Baumstämme festgezurrt sind, auf den zweiten Platz. Thomas Lenhart mit seiner Skulptur "Vertikaler Faden im Gerblpark wurde Dritter.

Bruck: STADTKUNSTLAND - Bildhauer-Symposium

Die Brucker bevorzugen Hilde Seyborths Holzlabyrinth.

(Foto: Johannes Simon)

Florian Weber (Die Partei) plädierte dafür, dieses Werk zu kaufen, das in der Gunst der Bürger auf dem zweiten Rang steht. "Wir sollten nehmen, was den Leuten gefällt", forderte Weber. Ulrich Schmtz (SPD) machte sich gleich für den Favoriten der Bürger stark, das spirituelle Labyrinth von Hilde Seyboth, das an der Fürstenfelder Straße, nahe dem Parkplatz des Veranstaltungsforums steht. Man habe Seyboth wegen der Vergänglichkeit des Materials und des Standorts nicht berücksichtigt, erklärten daraufhin Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) und Beate Hollenbach (CSU), die beiden Stadträte, die auch in der Jury saßen. Das Labyrinth wäre zudem besser weiter hinten am Waldrand platziert, meinte Wollenberg.

Schmetz meinte, es müsse ja nicht antike Monumentalkunst für Jahrtausende sein. Der Standort sei genau richtig, weil ja die Besucher durch das Labyrinth gehen sollen. Seyboth bestätigte der SZ, dass das die Intention sei. Obendrein habe sie das Holz von Robinien verwendet, das erst in etwa 30 Jahren verrottet. Klaus Quinten (BBV) bemerkte, dass eine Skulptur aus Holz eine wünschenswerte Abwechslung zwischen all den Objekten aus Metall wäre. Birgitta Klemenz (CSU) schlug vor, beide Kunstwerke, das von Rucker und von Seyboth, zu kaufen. Schmetz kündigte an, er werde dagegen stimmen, wenn nur das Werk Ruckers gekauft würde.

Bruck: STADTKUNSTLAND - Bildhauer-Symposium

Die Jury spricht sich für "Condition humaine" von Maria Rucker aus.

(Foto: Johannes Simon)

Ein wichtiger Punkt war die Kostenfrage. Alle Künstler hatten von der Stadt Geld für das Material und ein Honorar bekommen, insgesamt jeweils 3500 Euro. Für den Ankauf eines Objekts sind 10 000 Euro vorgesehen, abzüglich des Betrages für Material und Honorar. Hollenbach forderte einen Rütteltest sowie eine Untersuchung der Kosten, sollte sich das Gremium für das Labyrinth entscheiden.

Spätestens an dem Punkt hatte der Kulturreferent genug von der Debatte. Wollenberg bezeichnete die Kollegen als Krämerseelen. Bei drei Gegenstimmen beschloss der Kultur- und Werkausschuss, das Werk von Rucker zu kaufen und im Haushalt des kommenden Jahres Geld für ein weiteres Objekt einzuplanen.

Weniger kontrovers verlief dagegen die Diskussion über den künftigen Standort der Herz-Skulptur. Sie steht bislang in einer Ecke des Stadtparks. Dort haben Unbekannte sie mit Graffiti bemalt und samt Tischplatte vom Sockel abgehoben. Wollenberg plädierte dafür, sie im Klosterareal aufzustellen, was seine Kollegin Klemenz ablehnte, um nicht alles dort zu konzentrieren. Sie gab zu bedenken, dass jeder Künstler sein Werk genau auf einen bestimmten Standort abgestimmt habe. "Wir finden schon einen Platz, wir wollen bloß keinen Käfig drumherum bauen", meinte Wollenberg.

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