Fürstenfeldbruck:Stolz und Wehmut im Fliegerhorst

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Unter den 338 Offizieranwärtern, die am Freitag ihren Lehrgang an der Offizierschule der Luftwaffe beendeten, sind auch 46 Soldatinnen. (Foto: Günther Reger)

Der 112. Offizierlehrgang an der Offizierschule der Luftwaffe wird verabschiedet. Die jungen Soldaten und ihre Vorgesetzten betonen das Besondere an ihrem Beruf. Doch eine Zukunft hat die Bildungsstätte in Bruck nicht

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Die Festredner am Mikrofon und die 338 Offizieranwärter standen gut 50 Meter auseinander. Aufmerksam beobachtet von zahlreich anwesenden Ehepartnern, Eltern, Verwandten und Freunden, waren die Soldaten am Rand des riesigen Appellplatzes des Fliegerhorstes angetreten. Sie bildeten den 112. Offizierlehrgang, den die Offizierschule der Luftwaffe in einem siebenmonatigen Lehrgang ausgebildet hatte. Sie bekamen zur Verabschiedung die Glückwünsche des Inspekteurs der Luftwaffe Karl Müllner und vom bayerischen Staatsminister Marcel Huber mit auf den Weg. Dennis Prystow, der Lehrgangsbeste mit der Note 1,2, sprach in seiner Rede von einem "besonderen Beruf" und von der Bundeswehr als einen "besonderen Arbeitgeber".

Dieser besondere Beruf, so Prystow, bedeute auch "die zeitweise Trennung von Familie und Freunden". Der Fahnenjunker und Offiziersanwärter sieht sich als Uniformträger als "ständiger Repräsentant" der Grundwerte dieses Landes und dem Soldateneid verpflichtet, "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen". Das sei nach wie vor der Sinn dieses Berufes, so Prystow, auch wenn mit der Aussetzung der Wehrpflicht der Soldat aus dem öffentlichen Bild verschwunden sei. Mit Prystow und den deutschen Offizieranwärtern wurden auch 13 ausländische Lehrgangsteilnehmer, darunter Soldaten aus Afghanistan, Japan, Thailand, Frankreich, aus drei afrikanischen Ländern und den USA verabschiedet.

"Offizier sein, ist nicht nur Beruf, erst Recht ist es kein Job", bekräftigte Generalleutnant Müllner. "Das ist etwas anderes als eine Abiturverleihung." Er sprach von "soldatischer Pflicht in besonderer Verantwortung". Der Führungsnachwuchs der Luftwaffe müsse "Treue und Tapferkeit beispielhaft vorleben". Müllner bereitete die Offiziersanwärter, darunter 46 Frauen, darauf vor, dass sie auch in einen Einsatz, also in eine kriegerische Auseinandersetzung, gehen müssen. "Sicher ist, es wird Einsätze geben und sie werden vorne stehen", so der Inspekteur der Luftwaffe. Müllner erwähnte aber auch die schönen Seiten des Daseins bei der Luftwaffe. Er nannte die Segelflugausbildung, die die Lehrgangsteilnehmer genossen hätten und sprach von der "Freiheit des Fliegens" oder vom "Traum vom Fliegen". Müllner: "Der Dienst darf auch Freude machen."

Der bayerische Defiliermarsch, gespielt vom Heeresmusikkorps aus Ulm, kündigte Staatsminister Marcel Huber als Redner an. "Wir stehen alle hundertprozentig hinter Euch", versicherte Huber den Lehrgangsabsolventen. Er erwähnte die aktuelle Flüchtlingswelle und forderte eine "Weltinnenpolitik", die Lösungen für Syrien und den Nordirak finden müsse. Er bezeichnete es als "richtiges Signal", dass die Bundesregierung den Verteidigungsetat bis 2019 um acht Milliarden Euro erhöhen will.

Die Offizierschule der Luftwaffe im Brucker Fliegerhorst hat eine 60-jährige Tradition. Der erste Lehrgang wurde 1955 dort ausgebildet. Mit dieser Tradition wird es bald vorbei sein. Die Offizierschule wird in absehbarer Zeit geschlossen, die Ausbildung der Offizieranwärter wird voraussichtlich von 2019 im fränkischen Roth erfolgen. Dort wird eine neue Offizierschule gebaut. Am Rande der Festveranstaltung waren deshalb auch wehmütige Stimmen von führenden Soldaten zu vernehmen, die diesen Umzug bedauerten. Der allseits gelobte Bernhardt Schlaak, Kommandeur der Offizierschule, wird bis dahin noch drei oder vier Lehrgänge verabschieden. Ob dann auch spektakuläre Erlebnisse, wie der sekundengenaue Vorbeiflug der Formation von drei Eurofightern des Luftwaffengeschwaders aus Neuburg an der Donau zu Ehren der Offizieranwärter der Vergangenheit angehören werden, bleibt abzuwarten.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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