Fürstenfeldbruck:Staatliche Kontrolle über Schlachtungen

Bruck: Aussenansicht Schlachthof

Noch ist der Brucker Schlachthof nicht wieder in Betrieb. Die Vorbereitungen laufen aber.

(Foto: Johannes Simon)

Die Privatisierung der Fleischbeschau wird rückgängig gemacht. Damit ist das Landratsamt auch für den Brucker Schlachthof zuständig, an dem der Landkreis finanziell beteiligt ist

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Nach dem Jahreswechsel ist das Landratsamt Fürstenfeldbruck wieder direkt für die Untersuchung von Schlachttieren und Fleisch sowie die Kontrolle der Schlachtungen verantwortlich. In Zukunft sind Schlachtungen wieder 72 Stunden vorher anzumelden. Die Kreisbehörde hat damit zwei Tierärzte beauftragt, die Praxis von Tobias Zauscher in Odelzhausen für Egenhofen, Maisach, Gröbenzell und Olching, und die Praxis von Martin Steber in Adelshofen für den übrigen Landkreis. Dort können Jäger auch Proben zur Untersuchung erlegter Wildschweine auf Trichinen abgeben.

Eine Mehrheit des Kreistages hatte diese Aufgabe vor vielen Jahren privatisiert. Der Brucker Schlachthof wurde seit der Betriebsaufnahme 1999 von einem "beliehenen Unternehmer" kontrolliert, für andere Schlachtungen im Landkreis galt diese Regelung seit Oktober 2004, erklärte Ines Roellecke, die Pressesprecherin des Landratsamtes, der SZ. Fürstenfeldbruck war der erste Landkreis in Bayern, der nach einer Gesetzesänderung von der Möglichkeit Gebrauch machte, die Fleischbeschau einem Privatunternehmer zu übertragen. Grüne und SPD sowie die bayerische Landestierärztekammer hatten dies damals heftig kritisiert. Auch im Kreistag war die Privatisierung umstritten, während etwa Martin Runge (Grüne) sich dagegen wandte, verteidigte Max Keil (UBV), der Betriebsleiter des Schlachthofes, die Vergabe, weil die Gebühren niedriger ausfielen.

Zunächst übernahm die Firma VAS GbR (Vereinigung Amtlicher Schlachtvieh-Klassifizierer) aus Markt Indersdorf den Auftrag, ihr folgte 2007 die Firma Hygiene- und Prüf GmbH (H&P) aus Vierkirchen. Personell änderte sich nichts: Der amtliche Tierarzt war erst in Diensten des Landratsamtes, dann der VAS und später der H&P für den Brucker Schlachthof zuständig. Er notierte dort über die Jahre hinweg immer wieder Mängel im Bereich der Hygiene und Betäubung. Die Verstöße gegen den Tierschutz, die im Mai zur Schließung des Betriebes führten, kamen jedoch erst durch heimlich angefertigte Videoaufnahmen ans Licht, die die Soko Tierschutz veröffentlichte.

Im Juli kündigte H&P den Vertrag mit dem Landkreis, angeblich nicht wegen dieser Vorfälle, sondern aus personellen Gründen und weil nur ein einziger Landkreis, diese Aufgabe dem Unternehmen übertragen hat. Wenn der Schlachthof seine Zulassung wieder bekommt, ist der Landkreis damit direkt für die Kontrolle zuständig. Zugleich ist der Kreis stiller Teilhaber der GmbH & Co KG. Mit einer Einlage von mehr als 153 000 Euro hält der Landkreis einen Anteil von 21,4 Prozent. Die Forderung von Kreisrat Peter Falk (SPD), einen Beteiligungsform zu wählen, die größere Einflussmöglichkeiten vorsieht, fand kein Gehör.

Die Betreiber des Schlachthofes sollen mittlerweile rund 100 000 Euro in Umbauten investiert haben, die die Behörden ihnen zur Auflage gemacht haben, um einen besseren Tierschutz zu gewährleisten. Auch ein neues Metzgerteam soll zusammengestellt worden sein. Der Geschäftsführer des Schlachthofes, der Obermeister der Metzgerinnung Engelbert Jais, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Allerdings hatten Vertreter der Regierung nach einem Lokaltermin Mitte Dezember festgestellt, dass nachgebessert werden muss. Mitte Oktober hatte die Regierung bereits die Unterlagen auf Wiederzulassung als mangelhaft zurückgewiesen. Die Pressesprecherin des Landratsamtes, Roellecke, wiederholte jedoch am Mittwoch ihre Aussage, der Betrieb sei "auf einem guten Weg".

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