Fürstenfeldbruck:Spritzer ins Publikum

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Jochen Mörz wird Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl zum dritten Mal ein Fass zum Anzapfen bringen.

(Foto: Johannes Simon)

Jochen Mörz ist der Wirt des Puchheimer Volksfests

Von Karl-Wilhelm Götte

Jochen Mörz hat schon viel erlebt. Etwa 500 Mal war der Festwirt des Puchheimer Volksfestes schon dabei, wenn ein Bürgermeister das erste Fass anzapfte. "Der Bieranstich ist immer wieder schön", sagt Mörz, "das ist immer wieder ein Erlebnis." Am Freitagabend ist Norbert Seidl dran. Der Puchheimer Bürgermeister wird vermutlich routiniert zu Werke gehen, haut er doch den Zapfhahn schon zum dritten Mal ins Bierfass. Doch Mörz ist sich sicher: "Er wird trotzdem nervös sein." Das würde auch an den unterschiedlichen Erwartungen liegen. Der Bürgermeister möchte das am besten mit ein, zwei Schlägen und ohne Spritzer erledigen. "Die Besucher wollen gerne, dass es spritzt", sagt Festwirt Mörz, der seit vielen Jahren auch die Volksfeste in Maisach und das in Fürstenfeldbruck, das jetzt mit dem Frühlingsfest zusammengelegt wurde, betreibt.

Gespritzt hat es beim Anzapfen von 500 Bierfässern häufig. Aber an einen Bieranstich erinnert sich Mörz ganz besonders. Germerings ehemaliger Oberbürgermeister Peter Braun hatte schon viele Male routiniert das Bier beim Unterpfaffenhofener Volksfest zum Laufen gebracht, ehe ihm ein schmerzhaftes Missgeschick traf. "Er hatte sich mit dem Schlegel auf den Daumen gehauen", erzählt Mörz, der neben ihm stand. Gemerkt hatte das der Wirt jedoch erst später. Denn Braun hatte offenbar unter starken Schmerzen den Zapfhahn noch ins Fass getrieben. Allerdings sehr schräg, so dass das Bier dabei in alle Richtungen heraus spritzte. "Braun hatte jedoch keine Miene verzogen", so Mörz. Doch dann sah er, wie das Blut vom Daumen des Alt-OB am Maßkrug herunter lief. Braun habe sich damals kurz zum Nähen ins Krankenhaus verabschiedet und sei dann aber wieder gekommen. Mörz rückblickend: "Der war wirklich sehr tapfer gewesen."

Jochen Mörz ist 57 Jahre alt und stammt aus Pfronten im Allgäu, wo auch der Familienbetrieb seinen Ursprung hat. So war seine gastronomische Karriere vorgezeichnet: "Mit elf Jahren war ich schon aktiv dabei gewesen." Seine Eltern organisierten damals schon kleinere Feste im Allgäu. Doch eines wollte der Sohn nie werden: Ein reisender Festwirt. Doch vor 24 Jahren kam es doch anders. Mörz fand Geschmack daran, den Festwirt bei Volksfesten in Südbayern zu geben. Der Einstieg begann in Maisach, seit vielen Jahren sind es etwa 15 Volksfeste pro Jahr. Daneben betrieb der Allgäuer noch sein Heimatlokal mit großem Biergarten in Holzhausen zwischen Buchloe und Landsberg. Das hat Mörz vor zweieinhalb Jahren jedoch aufgegeben. "Das war sehr arbeitsintensiv und ist uns zu viel geworden." Jetzt verbringt er ruhigere Wintermonate und verdient sein Geld im Sommerhalbjahr nur noch mit Volksfesten. Puchheim ist von heute bis zum 19. April das erste Fest des Jahres. Eine Woche später steht das Zelt dann beim Fest in Fürstenfeldbruck. Mörz ist froh, dass sich quasi die ganze Familie bei den Festen engagiert. Sohn Andreas ist der Küchenchef, Schwiegersohn Darko ist auch mit dabei, genauso wie seine Tochter Nadine, die den Vater bei dessen Abwesenheit als Chefin vertritt. Puchheim hatte Mörz vor zwei Jahren übernommen. Dort hatte man vier Jahre lang pausiert. Nun ist die Stadt froh, mit Mörz einen erfahrenen Wirt gefunden zu haben. Der frohlockt, wenn er zum Himmel blickt: "Das gute Wetter haben wir bestellt, und wir bekommen es." Jetzt mussNorbert Seidl nur noch das Anzapfen gelingen. Aber Vorsicht: Damit es spannend wird, greift Mörz manchmal zu einem kleinen Trick, wenn er das Fass Bier auf die Bühne des Festzeltes trägt. Mörz schmunzelnd: "Es kann schon sein, dass ich dass Fass dann unabsichtlich etwas schüttele."

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