Fürstenfeldbruck:Spott für den fremden Kaiser

Monika Drasch

Monika Drasch spielte in der Band von Hubert von Goisern und mit Hans Well unterwegs. Seit 2012 ist die Niederbayerin mit ihrer eigenen Band auf Tour.

(Foto: Anja Wechsler/oh)

Acht Jahre lang war Bayern mit Napoleon verbündet. Während der französische Kaiser und der bayerische König gemeinsam in den Krieg zogen, entstanden im Volk viele Lieder. Einige davon werden nun von prominenten Künstlern in Fürstenfeld gespielt

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die große Geschichte des modernen Bayern beginnt mit einem kleinen Franzosen. Ist es doch Napoleon, der aus das Kurfürstentum am 1. Januar 1806 zum Königreich macht - als Anerkennung für ein Bündnis. Wie Spannungsreich dieses Beziehung, die 1813 endete, war, kann man nicht nur in den Geschichtsbüchern nachlesen. Auch zahlreiche Volks- und Kunstlieder erzählen, was das Volk damals vom französischen Kaiser gehalten hat - und das war oft nicht sehr viel. Eine Auswahl aus diesen Liedern präsentieren Sängerin und Geigerin Monika Drasch, Komponist und Pianist Moritz Eggert, Sänger Klaus Wenk und Musikvirtuose Thomas Gruber an diesem Mittwoch im Veranstaltungsforum. Dazu erzählt Gerd Holzheimer Geschichten aus der Zeit.

"Es gibt wahnsinnig viele Volkslieder aus dieser Zeit, nicht nur in Bayern, sondern überall, wo Napoleon seine Truppen hatte. In Köln zum Beispiel muss es auch wunderbare Spottlieder gegeben haben", erzählt Monika Drasch, die sich für das Projekt intensiv mit der bayerisch-napoleonischen Geschichte auseinander gesetzt hat. Aber die Lieder haben nicht nur viel Witz und Spott parat, sondern erzählen auch von den Grauen des Krieges, dem Schmerz der Hinterbliebenen. "Ich musste zwischenzeitlich immer wieder die Bücher weglegen, bei all der Brutalität", sagt Drasch. Gleichzeitig lese man aber immer wieder, wie das Leben auch weitergegangen sei. "Es war damals quasi wie heute. Überall auf der Welt gibt es Kriege, trotzdem läuft alles normal weiter. Ich denke, es ist vollkommen menschlich, dass das Leben weitergehen muss und auch darf."

Der Münchner Moritz Eggert gehört zu den gefragtesten Interpreten und Komponisten moderner Musik. Er hat unter anderem die Musik zur Eröffnungszeremonie der Fußball-WM 2006 komponiert und war als erster zeitgenössischer Musiker beim Wiener Opernball zu hören. Die Arbeit mit Volksmusik dagegen ist für ihn eine neue Erfahrung gewesen. "Ich war sehr neugierig, weil ich den Stil nicht kenne. Vom Hören natürlich schon, aber gemacht habe ich da noch nichts. Wir haben viel mit den Liedern experimentiert, keines klingt wie das andere. Mal improvisieren wir, mal bleiben wir klassisch", sagt der 49-Jährige. Das Spannende an der Musik und vor allem an diesem Projekt ist für ihn, dass neue Musikstile immer dort entstehen, wo alte miteinander kombiniert werden. "Inhaltlich war es interessant zu sehen, welche Spuren Napoleon in der Musik hinterlassen hat, wie frech und rebellisch die Lieder damals waren." Als großer Fan der Militärgeschichte, sei das Thema für ihn besonders interessant gewesen.

Zwischen den etwa zwanzig Liedern, die Drasch und die anderen ausgesucht haben, erzählt Gerd Holzheimer immer wieder Geschichten aus dem napoleonischen Bayern, viele davon auf echten Biografien basierend. Ergänzt werden die Volkslieder außerdem durch Kunstlieder aus der Zeit, etwa "Die beiden Grenadiere" von Robert Schumann nach einem Gedicht von Heinrich Heine.

Die Besucher des Projekts, das in Fürstenfeld seine Premiere feiert, dürfen sich also auf eine spannende Kombination aus klassischer Volksmusik und ungewohnten, modernen Tönen freuen.

"Nach Elba zum Haselnussklaubn - Napoleon zwischen Bayern und Europa" beim Fürstenfelder Tennenkult, Mittwoch, 13. Mai, um 20 Uhr. Karten ab 19 Euro an der Abendkasse.

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