In der Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst gibt es für die Flüchtlinge zu wenig Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Das hat SPD-Landtagsabgeordneter Herbert Kränzlein bei einem Besuch festgestellt. Ende April besichtigte er zusammen mit Christoph Hillenbrand, dem Regierungspräsidenten von Oberbayern, das Gelände und die Einrichtung, um sich einen Überblick über die Verhältnisse zu verschaffen. "Die Unterkunft ist gut geführt und hat einige Angebote, dennoch gibt es ein großes Defizit im Sport", sagt Kränzlein. Davon habe man bis jetzt nichts gewusst, man wolle darauf aber reagieren.
Bisher gibt es in der Erstaufnahme im Fliegerhorst einen Raum mit vier Tischtennisplatten, zwei Kickern und fünf Fitnessgeräten. Dort werde aber gleichzeitig auch Deutschunterricht gegeben, erzählt Willi Dräxler, Integrationsreferent und Stadtrat in Fürstenfeldbruck. Deshalb stehe der Raum nicht immer zur Verfügung. Zudem könne er auch nur benützt werden, wenn einer der ehrenamtlichen Helfer aufsperre und die Aufsicht übernehme. Das sei meist abends. Kinder dürften gar nicht erst in den Raum, es bestehe Verletzungsgefahr an den Trainingsgeräten. Die umliegenden Sportvereine wie der TuS Fürstenfeldbruck sind generell auch sehr aufgeschlossen und nehmen Flüchtlinge in ihr Sportprogramm auf. Manchmal sind die Kurse aber schon überfüllt, so dass keine neuen Teilnehmer mehr aufgenommen werden können.
Im Außenbereich gibt es vor dem Haus eine Straße, die die Flüchtlinge derzeit nutzen, um dort Ball zu spielen und sich zu bewegen. "Ideal ist das natürlich nicht", so Dräxler. Dieser Meinung ist auch Kränzlein. Bei seinem Besuch fiel ihm der angrenzende Sportplatz der Bundeswehr auf, der augenscheinlich nicht genutzt wird. Daraufhin stellte er eine Anfrage an das Bundesverteidigungsministerium, ob eine Möglichkeit bestehe, den Platz für die Asylbewerber freizugeben. Das Ministerium antwortete, dass eine Freigabe nicht möglich sei. Die Fläche werde nach wie vor für die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten für Appelle an der Offizierschule genutzt. Sollte man diese abgeben, be- stünde ein Bedarf an anderen Flächen. Bei Kränzlein stößt die Begründung auf Überraschung, gleichzeitig ist er nicht zufrieden. Er habe sich mehr Entgegenkommen gewünscht, da die 600 Flüchtlinge in der Unterkunft auf engem Raum leben müssten und deshalb auf Betätigungsmöglichkeiten angewiesen seien, sagt der SPD-Abgeordnete. Vor allem weil die Bewohner wenig Möglichkeiten hätten ihre Zeit zu gestalten, sei Sport eine ideale Lösung und ein sinnvoller Zeitvertreib.
Dräxler erklärt, dass viele der Flüchtlinge traumatisiert seien und im Sport Ablenkung finden würden. "Wenn man Zeit hat, dann kommt man ins Grübeln", so Dräxler. Und beim Sport brauche man eben auch keine gemeinsame Sprache, Fußball spielen zum Beispiel könne man ohne große Kommunikation und das sei ein großer Pluspunkt, da sich oft die Flüchtlinge untereinander auch nur schwer verständigen könnten. Genau aus diesen Gründen bedauert Kränzlein die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums sehr.
Aber es gibt auch Alternativen, beispielsweise einen Soccer-Court auf dem Gelände. Dafür müssten jedoch 100 Bäume gefällt werden. Deshalb wäre es ökologisch, finanziell und zeitsparend gewesen, den Bewohnern der Unterkunft die Nutzung des Sportplatzes zu ermöglichen, sagt Kränzlein. Obwohl er nicht zufrieden ist mit der Antwort des Bundesverteidigungsministeriums, werde er diese akzeptieren und nach einer anderen Lösung suchen. Der Abgeordnete möchte auf alle Fälle die Sport-Situation der Asylbewerber verbessern.