Fürstenfeldbruck:Spontane Schauspielerei

Impro-Theater

Das Publikum gibt ihnen Ideen vor und die Akteure auf der Bühne des Viscardi-Gymnasiums setzen sie um.

(Foto: Günther Reger)

Brucker Gymnasiasten begeistern mit ihrem Improvisationstheater

Von Johanna Pfaffenzeller

FürstenfeldbruckEin Mensch mit mehreren Charakteren: Was den Eindruck einer multiplen Persönlichkeitsstörung erweckt, ist Teil einer der Szenen, die die Mitglieder des "Impro Macchiato", der Improvisationstheatergruppe des Viscardi-Gymnasiums, bei ihrer Weihnachtsshow "Geschenkt!" präsentiert haben. Dafür haben sie mehrere Schauspieler mit einbezogen. In der Szene treffen sich ein Mann und eine Frau bei einem Speed-Date, wobei Letztere abwechselnd und ohne, dass das Gespräch unterbrochen wird, von vier Darstellern gespielt wird. Denen hat das Publikum jeweils unterschiedliche Attribute zugeteilt. So hat die Partnerin während des Treffens abwechselnd das Hemd des Mannes mit einem Handstaubsauger gesäubert, Pflaumen hinter seinem Ohr gefunden, genervt auf seine Avancen reagiert und über eine Liebesbeziehung in der virtuellen Welt geschwärmt. Das war eine der zwölf Szenen, die sechs Mitglieder der Improvisationstheatergruppe in der Aula der Schule spontan präsentiert haben.

Spontan, weil keiner der Kurzakte im Vorhinein einstudiert wurde. Das Prinzip des Improvisationstheaters besteht darin, spontan auf Vorschläge des Publikums zu reagieren. Vor jeder neuen Szene bestimmen nämlich die Zuschauer den Ort und die verschiedenen Charaktere der Handlung und die Darsteller müssen kurzfristig ein Schauspiel dazu präsentieren. Die unterschiedlichen Szenen haben dabei eine Dauer zwischen fünf und 15 Minuten.

An den Tischen, die vor der Bühne aufgebaut wurden, haben sich viele Zuschauer, Eltern, Mitschüler und Lehrer, eingefunden, um das Programm zu verfolgen. An einer Theke neben der Bühne werden Getränke und Snacks verkauft. Die Einnahmen davon sowie aus einer Spendenbox stiften die Schüler an die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", womit sie zur medizinischen Versorgung in Syrien beitragen wollen. Den Abend über sind knapp 540 Euro zusammengekommen. Claus Hilgers, der seit zehn Jahren betreuende Lehrer der Improvisationsgruppe, ist mit den Einnahmen sowie mit den schauspielerischen Leistungen seiner Schüler sehr zufrieden.

"Die Präsentation ist gut gelaufen und die Stimmung war super", findet er. Am besten hat Hilgers ein poetischer Showakt gefallen, als eine Schauspielerin in die Rolle einer japanischen Dichterin geschlüpft ist und in provisorischem Japanisch ein Gedicht vorgetragen hat, das von einer Moderatorin humorvoll ins Deutsche übersetzt wurde. Am Schluss besagte die Dichtung, wie die Autorin mit einem Schuh eine Wand gestützt hat. Die vielfältigen und amüsanten Szenen haben auch das Publikum begeistert, deshalb wurden die Schauspieler am Ende der Vorstellung mit viel Applaus belohnt. "Es war wie immer toll", findet eine Zuschauerin.

Die Schüler freuen sich über die positiven Rückmeldungen, denn einfach sei Improvisationstheater nicht. "Am Schwersten fällt es mir, peinliche Sachen vor all den Leuten zu machen, aber gerade die Szenen kommen beim Publikum am besten an", erzählt Hannah Bierwirth. Die 19-Jährige ist seit vier Jahren Mitglied der Improvisationsgruppe. Das habe ihr, so die Grafratherin, viel zu ihrem Selbstbewusstsein beigetragen. Hilgers schätzt seine Theatergruppe sehr. "Bei den Proben ist es wie im Kindergarten." Die Stimmung sei immer ausgelassen und kindisch und es gehe, auch bei den Auftritten viel schief. Aber gerade die Missverständnisse machten eben den Reiz des Improvisationstheater aus, so der Lehrer.

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