Fürstenfeldbruck:Spontan und lässig

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Unterhaltsames Musikkabarett in Bruck

Von Edith Schmied, Fürstenfeldbruck

Sie haben es drauf, die zwei Typen da vorne auf der Bühne. Mit einer an Lässigkeit grenzenden Leichtigkeit, herzerfrischender Spontaneität, ausgelassener Spielfreude und vor allem grandioser Musikalität erobern Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner das Publikum im ausverkauften Stadtsaal im Sturm. Der nicht ganz ernst zu nehmende Kontrast des Duos - hier der geerdete Niederbayer, dort der Feingeist - ist der Nährboden für Hin-und-Her-Geplänkel und gegenseitiges Frotzeln. Etliche Gags gehen freilich im Gelächter unter oder sind akustisch nicht eindeutig zu verstehen. Aber was soll's. Das Duo amüsiert sich bestens bei seinen spontanen Dialogen, was aber die Stimmung im Saal nicht beeinträchtigt. Die Stärke der "2 Typen" liegt ohnehin mehr bei den "2 Gitarren und 2 Büchern", so der Titel des Abends.

Beide spielen gekonnt Gitarre. Sie improvisieren mit überbordender Freude am gemeinsamen Spiel und treiben sich gegenseitig an. Zinner ist ein Blues-Performer allererster Klasse, rockige Jazz-Rhythmen gehen ihm ebenso leicht von den flinken Fingern wie melodiöse Parts. Ringlstetter steht ihm in nichts nach, obwohl oder weil er mit kindlichem Flötenunterricht traktiert wurde. Und da beginnen auch schon die Geschichten aus den "2 Büchern" mit Szenen mitten aus dem Leben, respektive Künstlerleben. Anschaulich schildert der Niederbayer den kleinen Hannes; in eine gender-übergreifende Kittelschürze gehüllt, inmitten des geschwisterlichen Trios, das "in dulce jubilo" dudelnd. Echt komisch. Zinner wiederum liest aus seinem Buch "Flugmango" die sehr irdische Begegnung mit dem lieben Gott in einem Getränkemarkt der Maxvorstadt. Mundart, weltliche Gespräche, das Outfit, Aldiletten, abgeschnittene Jeanshose und T-Shirt lassen freilich Zweifel aufkommen. Außerdem wird nicht Wasser in Wein, sondern Löwenbräu in Tegernseer verwandelt, denn "Gott trinkt kein Löwenbräu".

Ringlstetters Buch mit dem Titel "Paris, New York, Alteiselfing" suggeriert Internationalität. Im krassen Gegensatz dazu steht die Ochsentour durch die Provinz. Der Weg in die Backstage beim Schnitzelwirt in Oberfranken führt durch die fetttriefende Schnitzelwelt der Küche geradewegs ins Sterbezimmer. Kahl und ungeheizt, vorherrschende Farbe Weiß, der Imbiss im Kühlschrank, Blutwurst.

Ringlstetter, bekannt aus "Ottis Schlachthof" und dem "Vereinsheim Schwabing", lebt seine sprachliche Vielfältigkeit gerne aus, von Französisch über bairisch geprägtes Pidgin-Englisch bis Niederbairisch. Der nahtlose Übergang ist kein Problem. Der gelernte Schauspieler Zinner ist für eine ganze Palette von Rollen gut. Früher im Kinderfunk war er Seegurke, Plankton und depressiver Hammerhai. Später brillierte er als Markus-Söder-Double am Nockherberg und in etlichen Rosenmüller-Filmen. In Fürstenfeldbruck wertet er die Performance "Menüfolge mit Weinbegleitung", von etlichen Kollegen als ziemlich abgenudelte Lallnummer verunglimpft, zur sprachlichen und mimischen Delikatesse mit Zungenschlag auf.

Es wird zwar viel, aber nicht ausschließlich geblödelt. Niederbayern, die Heimat kerniger Trinkgewohnheiten und nichtmuslimischer Frauen mit Kopftuch, ist auch die von Ringlstetter. Er steht dazu: "Ich bleib da, es ist halt so." Zinner sieht das Leben philosophisch, als Reise in sehr unterschiedliche Glückseligkeiten.

Bevor die zahlreichen Zugaben in eine After-Show-Party auf der Bühne ausufern kann, machen sich die beiden Künstler beschwingt davon - in der Gewissheit, in Fürstenfeldbruck eine Menge Freunde zurückzulassen.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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