Fürstenfeldbruck:Spitzen gegen OB-Kandidaten

Starkbier

Wohl bekomm's: Jürgen Kirner alias Bruder Barnabas grüßt die Besucher des Starkbierfests.

(Foto: Günther Reger)

Bruder Barnabas unterhält die Besucher des Starkbierfests in Fürstenfeld

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Ganz vorne vor der Bühne sitzt die geballte lokale A- oder B-Politikprominenz, die Paulaner-Moderator Harry Stadlmayer mit einem "Gruppenapplaus" begrüßen lässt. Alle warten auf die Krüglrede von Jürgen Kirner. Der kündigt im Mönchsgewand süffisant die "Fürstenfelder Sadomaso-Kur" an. "Willkommen zum Auspeitschen!", begrüßt Bruder Barnabas seine bevorzugte Zielgruppe mit höhnischem Grinsen. Etwa 400 Besucher sind im ausverkauften kleinen Fürstenfelder Saal dabei. Sie amüsieren sich beim Salvator Starkbierfest ganz prächtig über den sprachmächtigen Redner, der später noch mit der Couplet-AG auftritt. Er greift sich natürlich in der "pulsierenden, polyglotten und weltoffenen Stadt" besonders die sieben Kandidaten für die anstehende Oberbürgermeisterwahl heraus.

"Klaus", ruft Kirner und richtet sofort seinen Blick auf Klaus Pleil: "Trink dir deine Nachfolger schön!" Pleil, der aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Oberbürgermeisters aufgeben muss und mit lang anhaltenden Applaus im Saal begrüßt wurde, schmunzelt leicht. Gleich neben ihm sitzt Martin Runge, der von der BBV und den Grünen nominiert, sein Nachfolger werden will. "Es ist Frühling und es lockt in Bruck die Urne", spottet Kirner. Auf dem Kandidatentransparent neben der Bühne ist der Kopf von Runge ganz oben zu finden, Erich Raff sein Herausforderer von der CSU ganz unten. Irgendwo dazwischen auf dem Transparent der Kopf von OB-Kandidat Florian Weber - für Kirner die "Gaudi-Granate" und der "Ampersprengmeister". "Klaus", spricht Kirner Pleil erneut an, "du musst dich fühlen wie Schneewittchen, gleich sieben Zwerge wollen dein Amt." Darunter "Facebook-Star" Thomas Lutzeier und Georg Stockinger von den Freien Wählern, "dessen Themen so unbekannt sind, wie die Zukunft der S 4", sagt Bruder Barnabas. Elisabeth Staffler, einzige Frau unter den OB-Kandidaten, begrüßt Kirner als "Quereinsteigerin", verschont sie ansonsten.

Dafür muss SPD-Kandidat Philipp Heimerl einiges einstecken. "Wann waren sie das letzte Mal beim Arzt?", fragt der Auspeitscher. Heimerl sei hyperaktiv, weil dieser Freitagmittag Briefe ins Rathaus schicke, wo doch die Mitarbeiter dort schon im Weekend-Modus sind. Auch Heimerl profitiere vom "Aufputschmittel aus Würselen", so Kirner. "Schulz verschafft der SPD einen Dauertrip." Auch SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi, der in der ersten Reihe sitzt, werde vom "Morgenlüftlein des heiligen Martin" getragen. Besonders vor den Wahlen entdecke die SPD das Thema Gerechtigkeit. Da verfalle der Wähler wieder einmal der "Sehnsucht, von der SPD behumst zu werden".

Weil Erich Raff mit der Familie beim Skifahren weilt, fällt dessen Auspeitschen aus. Kirner, selbst CSU-Mitglied, kann seine "diabolische Freude, die CSU auseinanderzunehmen", an diesem Abend nicht ausleben. Lediglich Andreas Lohde wird von ihm als "Jim Knopf der CSU" tituliert. So muss Runge die Verbalattacken Kirners aushalten. Der Gröbenzeller Grüne versucht alle Provokationen wegzulachen. "Du wirst zum Flüchtling", geht ihn Kirner an. "Bittest in Bruck um Stimmengabe und Asyl." Er weiß auch um die chronische Handyabneigung Runges: "Du kommst mit dem Radl und ohne Handy, also mit nichts." Falls Runge die Wahl verlieren sollte, hatte Kabarettistin Franziska Wanninger, der das Finale des äußerst amüsanten Abends gehörte, einen Rat parat, als sie einen nicht mehr gewählten Kreisrat großartig parodierte. In seiner dadurch gewonnenen Freizeit hat sich der Ex-Lokalpolitiker auf erfolgreiche Thermomix-Vorführungen verlegt. Besonders der Anschlusstermin ist reizvoll: "Oft ist danach noch eine Unterwäscheparty und da kann ich noch dableiben."

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