Caritas-Koordinatorin:"Soziale Kontakte sind sehr wichtig"

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Sozialpädagogin Andrea Gummert, 50, kümmert sich im Auftrag der Caritas um die landkreisweite Koordination der Ehrenamtlichen im Bereich Asyl. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Andrea Gummert will mit dem Asyl-Ehrenamtstag am Fliegerhorst weitere Unterstützer finden

Interview von Stefan Salger

Fast 500 Flüchtlinge sind zurzeit in der Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst untergebracht. Am Donnerstag stellt der Asylhelferkreis dort von 18 bis 20 Uhr sich und seine Angebote vor - von Deutschkursen über die Kleiderkammer bis hin zur täglichen Betreuung der etwa 60 Kinder in einem eigens eingerichteten Raum sowie Sportangeboten. Zudem haben Besucher die Möglichkeit, mit Ehrenamtlichen sowie Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Andrea Gummert würde sich freuen, wenn der am Fliegerhorst engagierte Helferkreis bis Ende 2015 um etwa 40 auf um die 100 Mitglieder wachsen würde.

SZ: Beim Ehrenamtstag werden Mitarbeiter der Caritas-Asylsozialberatung auch einen Überblick über die Lebenssituation der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeunterkunft geben. Wie unterscheidet die sich von der Situation in den weiteren Unterkünften im Landkreis?

Andrea Gummert: Die Unterkunft am Fliegerhorst ist für die Menschen aus Nationen wie Syrien, Senegal, Nigeria, Kosovo, Eritrea, Irak und Afghanistan die erste in Deutschland. Dort lernen sie auch die Bürokratie kennen und sehen, dass nicht immer auf ihre individuellen Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann. Die Bewohner der anderen Asylunterkünfte im Landkreis haben diese Erfahrungen bereits hinter sich. Ehrenamtliche Helfer können sich dort auch der individuelleren Probleme annehmen, während es im Fliegerhorst eher um Gruppenangebote wie vor allem Sprachkurse geht.

Was kann die Asylsozialberatung der Caritas leisten und wo ist man auf freiwillige Helfer angewiesen?

Die Sozialberatung ist mit fünf Frauen und einem Mann am Fliegerhorst vertreten und täglicher Ansprechpartner in Fragen rund um Familienzusammenführung, Verlegung in andere Einrichtungen, Krankheit, Kontakt zu den Ausländerbehörden oder Stand des jeweiligen Asylverfahrens. Aufgaben wie Computer- oder Sprachkurse übernehmen die Ehrenamtlichen. Die kümmern sich auch um das Sportangebot - in der Unterkunft am Fliegerhorst gibt es vier Tischtennisplatten, einen Kicker und Fitnessgeräte. Außerdem wird einmal pro Woche auf einem Platz des SC Fürstenfeldbruck Fußball gespielt.

Wie viele Helferkreise gibt es im Landkreis?

Insgesamt 17, denen mindestens 500 Personen angehören. In der Erstaufnahmestelle haben wir neun Gruppen mit etwa 60 Ehrenamtlichen, die sich der verschiedenen Angebote annehmen. Um die dezentralen Einrichtungen wie jene im Gewerbegebiet kümmern sich weitere 30 Personen. Es gibt eine sehr große Hilfebereitschaft.

Welche Unterstützung bekommen Sie von den kommunalen und überregionalen Behörden?

Die Regierung von Oberbayern ist für die Unterbringung und Verpflegung zuständig und bemüht sich durchaus, beispielsweise bei der Organisation der ehrenamtlichen Angebote unsere Wünsche zu erfüllen. Hilfreich ist ganz sicher das darüber hinausgehende Engagement von Stadt und Landkreis. Die finanzieren die Koordinatorenstelle und Fürstenfeldbruck unterstützt auch die Sprachkurse.

Es gibt immer wieder Kritik an der Bezirksregierung, der mangelnde Bereitschaft vorgeworfen wird, die Integration zu fördern.

Richtig ist, dass die Integration für die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung nur eingeschränkt möglich ist, da die Menschen dort nur einige Monate untergebracht sind und dann in ganz Bayern verteilt werden.

Wie wichtig ist aber auch in der Erstaufnahmestelle ein sozialer Kontakt über die Befriedigung der Grundbedürfnisse hinaus?

Soziale Kontakte sind sehr wichtig. Auch deshalb, weil die Menschen ja dort untätig herumsitzen müssen und auch noch kein Geld verdienen dürfen. Der Anteil einzelner Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren ist recht hoch. Sie würden natürlich lieber heute als morgen arbeiten und ihre Familienangehörigen zu Hause unterstützen. Man merkt, wie sich alle Bewohner über Gespräche und über Beschäftigungsmöglichkeiten freuen. Da kommt den Helferkreisen eine ganz wichtige Brückenfunktion zu.

Im Oktober ist die Unterkunft unter großem Zeitdruck eingerichtet worden. Gab es seither Probleme oder Konflikte?

Natürlich gibt es schon mal Reibereien zwischen den Bewohnern. Konflikte zwischen ihnen und den Helfern sind mir aber nicht bekannt.

Wer sich ein Engagement vorstellen könnte, kann sich am Donnerstag selbst ein Bild machen. Ist eine Anmeldung erforderlich?

Ja, bitte unbedingt. Interessenten können sich bei mir per Mail unter Andrea.Gummert@caritasmuenchen.de anmelden oder telefonisch unter 0151/70 54 38 95. Und sie sollten einen Ausweis mitbringen.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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