SZ-Adventskalender:Solidarität mit den Schwachen

Leser helfen mit ihren Spenden für das Hilfswerk der "Süddeutschen Zeitung" Bedürftigen in ihrer Nachbarschaft. Diese Freigiebigkeit zeigt, dass sich die Einwohner des Landkreises dafür interessieren, wie es ihren Mitmenschen geht

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Einmal im Jahr zeigt sich, welch große Solidargemeinschaft die Leser der SZ Fürstenfeldbruck sind: Das ist an der Resonanz auf die lokalen Spendenaufrufe für den Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung zu erkennen. Erstaunliches vermag auch die Hilfe bei den Betroffenen auszulösen, über die berichtet wird. Sie erhalten weit mehr als nur Geld, um sich eine dringend benötigte Anschaffung leisten zu können. Meist geht es hier ja um essenzielle Dinge. Mit dem öffentlichen Interesse an ihrem Schicksal ist noch etwas mindestens ebenso Wichtiges verbunden. Anerkennung für Menschen, für die sich normalerweise kaum jemand interessiert. Das trägt bei zur Stabilisierung und stärkt das Selbstbewusstsein. Für die meisten, die in einer schwierigen Lebensphase auf Unterstützung angewiesen sind, ist die Bedürftigkeit ja kein Dauerzustand. Etwa zwei Drittel schaffen es laut Aussage eines Betreuers, beispielsweise nach dem Ende einer schweren Krankheit, ihr Leben wieder aus eigener Kraft zu meistern.

Zu helfen ist zudem nie eine Einbahnstraße. Weil der Adventskalender den aufgrund der sprunghaft gestiegenen Nachfrage geleerten Topf für Essensgutscheine für Durchreisende und Obdachlose der Erlöserkirche in Fürstenfeldbruck auffüllte, revanchierte sich Pfarrer Niclas Willam-Singer auf eine sehr christliche Art: Er überweis dem Adventskalender im Gegenzug den gesamten Ertrag der Kollekte vom ökumenischen Gottesdienst beim Altstadtfest in der Kreisstadt. Dazu merkte der Pfarrer an, das Geld sei beim Adventskalender gut angelegt.

Angesichts solcher Erfahrungen ist es nicht erstaunlich, dass so mancher der vom Adventskalender Bedachten zu gerne wüsste, warum wohl ein Zeitungsleser gerade für ihn gespendet hat. "Für mich ist der Adventskalender immer wieder ein Zeichen dafür, dass es bei den Mitbürgern eine hohe Bereitschaft gibt, die Situation anderer wahrzunehmen und sich ihrer anzunehmen", sagt Claudia Ramminger, die Leiterin der Einrichtungen der Caritas im Landkreis. Sie spricht vom SZ-Hilfswerk als einer "unglaublichen Einrichtung", die sie sehr vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe. Die auch von anderen Einrichtungen oder Mitarbeitern von Sozialämtern im Zusammenhang mit dem Adventskalender registrierte Bereitschaft der Landkreisbewohner, Verantwortung für in Not geratene Mitmenschen zu übernehmen, hat auch damit zu tun, dass bei den Spendenaufrufen über exemplarische Einzelfälle berichtet wird. Im Mittelpunkt stehen also Geschichten über Menschen in ihrer Nachbarschaft in Not. Man weiß immer, warum jemand Geld braucht und wofür er es bekommt. Und das gespendete Geld kommt immer bis auf den letzten Cent bei den Bedürftigen an, weil der Verlag alle Sachkosten übernimmt.

Im Mittelpunkt standen in der Kampagne des Vorjahres beispielsweise kranke und behinderte Kinder, wie der damals fünfjährige Autist Vincent aus Mittelstetten. Vincent lebt in einer Welt ohne Sprache, er verständigt sich mit Symbolkarten, was für seine Familie nicht immer leicht zu bewältigen ist. Vincents Welt funktioniert anders als bei anderen, aber sie funktioniert. Neben vielen anderen wurde auch Flüchtlingen wie dem damals 16-jährigen Karim aus Afghanistan geholfen. Karim kam mit seiner traumatisierten Mutter nach einer langen Flucht über Russland vor etwas mehr als einem Jahr im Landkreis an. Er und seine Mutter hatten den Vater und einen Bruder verloren, Schleuser entführten seine zwei Schwestern. Inzwischen ist Karim stabilisiert, er arbeitet zielorientiert auf die mittlere Reife hin und schreibt bereits Bewerbungen für Lehrstellen. Mit Unterstützung von Asylhelfern fand die kleine Familie eine Wohnung. Das Geld vom Adventskalender wurde für die Ausbildung Karims und die karge Erstausstattung der Wohnung verwendet. Der Afghane wird seinen Weg gehen, davon ist dessen ehrenamtliche Betreuerin überzeugt.

Unterstützt wurden auch bedürftige Senioren wie die erblindete Katharina O., der noch eine einzige Freude blieb. Das sind ihre Hörbücher, oder Alleinerziehende wie eine Muter von drei Kindern, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann fliehen musste. Geld erhielten auch die Einrichtungen oder Vereine für ihre Arbeit, die der Redaktion die Kontakte zu den Hilfsbedürftigen vermittelten, sowie Sozialämter in den großen Kommunen und im Landratsamt. Sozialämter können mit einem Verfügungstopf dort ergänzend tätig werden, wo das Gesetz keine Hilfe zulässt. Da jede einzelne Ausgabe belegt werden muss und von Anita Niedermeier, der Geschäftsführerin des Adventskalender auch akribisch geprüft wird, ist auf diese Weise eine Verteilung an möglichst viele Menschen gewährleistet. Projekte wurden wieder auf Antrag gefördert. Zuwendungen erhielten beispielsweise im Landkreis die Brucker Elternschule, das Frauenhaus in Fürstenfeldbruck, die Kinderhilfe und die Diakonie.

Über Kindergärten, Schulen, Betriebe oder Vereine, die spenden, wird die SZ Fürstenfeldbruck berichten. Die Spender können sich unter der Telefonnummer 08141/61 14 14 oder per E-Mail (lkr-fuerstenfeldbruck@sueddeutsche.de) bei der Redaktion melden und auch ein Foto von ihrer Aktion schicken.

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