Fürstenfeldbruck:Siebenstelliges Bekenntnis zur Landwirtschaft

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Am Rande des Grünen Zentrums in Puch wird der Schulneubau eingeweiht. Landrat Thomas Karmasin sieht in dem Projekt auch ein Symbol.

Stefan Salger

Im Erdgeschoss der neuen Landwirtschaftsschule hängen am Freitag Graphiken, die den Strukturwandel in der Landwirtschaft anschaulich darstellen. Betriebszahl und -größen sind in den letzten 15 Jahren noch einmal deutlich gesunken. Um so wichtiger ist den Festrednern an diesem Vormittag das einhellige Bekenntnis zur Landwirtschaft. Botschaft: Wir lassen euch nicht alleine, Bayern braucht die Bauern.

Auf der Titelseite der Broschüren, die bei der Einweihungsfeier verteilt werden, prangt zwischen weiß-blauem Himmel, Pucher Kirchturm und dem überwiegend in Holzbauweise erstellten Gebäude der Schriftzug "Lust auf Bildung".

Nachdem es wiederholt Kritik gegeben hatte an der millionenschweren Investition, von der mit deutlich unter 100 eine eher überschaubare Zahl von Landwirtschafts- und Hauswirtschaftsschülern profitieren wird, ist es Landrat Thomas Karmasin (CSU) wichtig, die "Symbolkraft" herauszustreichen. Schülerzahlen seien nicht alles. Die insgesamt gut vier Millionen Euro hält er für gut angelegt, auch wenn es wohl mehr Applaus gegeben hätte, wenn eine der anderen 16 Landkreisschulen bedacht worden wäre-allen voran eines der Gymnasien.

Die "grüne Perle Puchs", wie Karmasin die zweigeschossige Schule nennt, wurde zu großen Teilen aus Mitteln des Konjunkturförderprogramms finanziert. Und dessen Auflagen seien durchaus "segensreich" gewesen, findet Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU) in Anbetracht der lediglich zweijährigen Planungs- und Bauphase. Dass beim künftigen Grünen Zentrum in Puch, zu dem die Landwirtschaftsschule zählt, Freistaat, Landkreis und Bauernverband zusammenwirken, das sei "einmalig". Fertigestellt sein soll das Gesamtprojekt bereits Ende nächsten Jahres. Dann wird auch der bereits abgerissene Dreiseithof durch einen Neubau ersetzt sein.

Dem "kreativen Haushaltsvollzug des Finanzministers" sei es zu verdanken, so Bocklet, dass das Grüne Zentrum doch noch so schnell realisiert werden kann. Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) bezifferte die Kosten für das staatliche Verwaltungsgebäude auf 6,3 Millionen Euro. Bei aller Euphorie und Feierlaune dürfe sich die Landwirtschaft nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich weiterhin "auf neue Bedingungen einstellen" müsse.

Gegen neue Herausforderungen in der Landwirtschaft hat Fahrenschons Parteifreund Max Weichenrieder nichts. Nach Auffassung des oberbayerischen BBV-Chefs versäumen es aber vor allem EU und Bund, die Voraussetzungen zu schaffen. Stattdessen entwickelten sich Flächenprogramme oder das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu Unsicherheitsfaktoren.

Das weiß auch Brucks Oberbürgermeister, selbst ein gelernter Landwirt. Sepp Kellerer (CSU) drückte 1964 noch die Schulbank in der alten Landwirtschaftsschule in Bruck. Jene war 1951 vom Klostergelände an die Bismarckstraße verlegt worden. Puch, das wegen des kaum vorhandenen Anschlusses an den Öffentlichen Nahverkehr wiederholt in die Kritik geraten war, bezeichnet Kellerer als "guten Standort".

Unter den Augen der Festgäste, darunter auch die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner, der stellvertretende Dachauer Landrat Michael Kreitmeir (FBB), zahlreiche Stadt-, Kreis- und Bezirksräte sowie die beiden Dekane Albert Bauernfeind und Stefan Reimers, übergibt Architekt Franz Balda den Schlüssel an Karmasin, bevor das neue Haus mit einem Tag der offenen Tür in Betrieb genommen wird. Die Landwirtschafts- und Hauswirtschaftsschüler, die am Nachmittag Einblicke in ihren Unterrichtsstoff geben, werden aber erst zu Beginn des neuen Schuljahrs endgültig von Fürstenfeldbruck nach Puch umziehen.

© SZ vom 11.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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