Fürstenfeldbruck:Schusser mit Netzwerk

gert Sütterlin

Gerhard Sütterlin.

(Foto: Günther Reger)

IT-Experte Gerhard Sütterlin macht in Maroni

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Einen Computer gibt es hier nicht. Hardware oder besser Software schon. Ein Netzwerk auch. Aber anders, als man es sich vorstellt. Hier: das ist die kleine Holzbude auf dem Viehmarktplatz, von der Ludwigstraße aus gesehen gleich die erste hinterm Kinderkarussell. Darin steht am Freitag Gerhard Sütterlin - überm Hemd einen Pullover und darüber eine Jacke. Keine Krawatte. Kein Anzug. Der 50-jährige Puchheimer arbeitet in der IT-Branche, da ist so was Pflicht.

Aber die Dinger, die bei ihm die nächsten Stunden über den grob gezimmerten Tresen wandern, sind nicht getaktet, sondern geerdet. Sie sind braun, rund - und mehr Soft- denn Hardware: Sütterlin macht in heiße Maroni. Der ideale Zweitjob, mehr Kontrast zur Computerbranche geht nicht. Außer vielleicht, dass Sütterlin auch im Büro einen Stehhocker hat und deshalb praktisch das ganze Jahr über trainiert dafür, dass er an Wochenenden nun acht Stunden am Tag steht. An der Wand hängen ein paar gelöcherte Maronipfannen und ein Adventskranz. Das Herzstück dampft unter ein paar viereckigen Deckeln vor sich hin. Sütterlin bleibt cool. Aber die kleinen Schusser, die müssen "schwitzen" und garen, dürfen auf keinen Fall austrocknen. Bleiben sie saftig, dann schmecken sie verführerisch nach Nuss und Kartoffel. "Da habe ich mich das ganze Jahr drauf gefreut", sagt eine Frau, die ihr Fahrrad an den Stand geschoben hat und für drei Euro eine der trichterförmigen Tüten ersteht. "Das ist der Grund, warum ich das so viele Jahre mache, und zwar nur in Bruck", sagt Sütterlin und lacht. Er meint auch die Maroni, die er immer noch gerne isst. Aber vor allem die Frau. Er hat viele solcher Stammkunden. Mit 15 half er erstmals auf dem Christkindlmarkt aus, damals waren das ein paar Buden hinter der Sparkasse, alles war noch etwas familiärer. Aber heute noch freuen sich die "Marktbeschicker" jedes Jahr darauf, sich wiederzusehen, bei einem Haferl Glühwein oder bei Schupfnudeln oder einer Erbsensuppe oder auch einer Tüte Maroni zu ratschen. Ein Netzwerk! Aber viel besser als in der IT.

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