Fürstenfeldbruck:Schneller zum Kunden

Lesezeit: 2 min

  • Amazon versucht sich nun selbst als Paketdienst
  • Vom Verteilzentrum in Olching aus sollen Bestellungen am selben Tag ausgeliefert werden
  • Schon nächstes Jahr könnte auch frische Ware dabei sein

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Frische Semmeln und Brezen, dazu eine Packung Kaffee und knackige Äpfel zum Frühstück, die Zutaten für ein Drei-Gänge-Menü am Abend: Das alles im Internet bestellt und auf den Zeitpunkt genau geliefert, darüber würden sich Konsumenten vielleicht freuen, aber Bäcker wie Metzger, Gemüsehändler und Getränkehändler berechtigte Sorgen machen. Schon vom kommenden Jahr an könnte der Internetversandhändler Amazon Besteller im Landkreis und der Region mit Frischware beliefern.

Das neue Verteilzentrum im Olchinger Gewerbegebiet Geiselbullach macht's möglich. Seit Anfang der Woche werden von dort aus bei Amazon bestellte Waren von Subunternehmern im Großraum München ausgeliefert. Amazon baut sich einen eigenen, von den großen Dienstleistern DHL und Hermes unabhängigen Paketdienst auf, zunächst in Olching, 2016 auch im Osten von München an der Autobahn 94.

6000 Quadratmeter Fläche

Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern hat sich Amazon im Gewerbegebiet eingemietet, bis zu 70 Leute sollen dort mit der Verteilung der Bestellartikel beschäftigt sein. Ob es 70 Angestellte sind oder mehr oder weniger, darüber gab Amazon trotz Anfrage noch keine Auskunft. In Olching, das sagte Amazon-Logistikchef Bernd Schwenger dem Transport-Portal Verkehrsrundschau, werden Erfahrungen in diesem neuen Geschäftszweig des Zustelldienstes gesammelt, ehe über weitere Verteilzentren nachgedacht wird.

Die Artikel lagern jedoch den Informationen zufolge nicht in Geiselbullach, sondern werden aus Graben bei Augsburg angeliefert, um sie noch am selben oder am folgenden Tag ausliefern zu können. Klappt das Same-Day-Delivery, sind, wie Logistikexperten sagen, die Lieferungen von frischen Sachen kein Problem mehr. Olching bekommt dabei laut Amazon-Angaben eine Vorbildfunktion für Verteilzentren in ganz Deutschland.

Ideale Lage an der Schnittstelle von A 8 und B 471

Die Lage des neuen Verteilzentrums könnte idealer nicht sein. Auf die Bundesstraße 471 und die Autobahn 8 sind es nur Minuten, von dort aus sind nicht nur alle Kommunen im westlichen Großraum München schnell zu erreichen, sondern auch die Orte im Norden und die Landeshauptstadt selbst.

Die geplante Amazon-Auslieferung in München-Ost würde den gesamten östlichen Bereich abdecken und möglicherweise auch den südlichen Landkreis München. Insgesamt sollen bei mindestens sieben Lieferdiensten etwa 200 Fahrer täglich im Einsatz sein.

Bäcker fürchten Konkurrenz

Auf dieses Potenzial reagiert das Lebensmittelhandwerk im Landkreis mit leichtem Entsetzen. Denn schon jetzt nehmen die Backshops und Automaten in Discountern mit ihrer Aufbackware dem traditionell arbeitenden Bäckerhandwerk Marktanteile weg. Dass nur noch auf den Preis geschaut wird und nicht mehr auf die handwerkliche Qualität, das beklagt die Bäcker-Innung, zuletzt auf ihrer Jahresversammlung dieser Tage. Aber selbst Feinkostgeschäfte könnten betroffen sein, wenn Amazon im kommenden Jahr zunächst von Olching aus den Frischlieferdienst anbietet.

Da es noch keine Vergleich in diesem Bereich gibt, könnte als Messgröße die Zahl der Pakete genommen werden. Von drei Milliarden Paketen, die pro Jahr in Deutschland unterwegs sind, so das Transport-Portal, stammten 500 bis 700 Millionen von Amazon.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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