Fürstenfeldbruck:Schmalspur-Geschichte

Feldbahnmuseum

Michael Ebert, Heinz Dietmar Ebert und David Hawpe erklären Besuchern die Wartung einer Lok.

(Foto: Günther Reger)

Feldbahnmuseum führt historische Lokomotiven vor

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Wenn der Modelleisenbahn-Club die Tore öffnet und die zweizylindrige Feldbahn loslässt, dann rattert und knattert es auf dem Betriebsgelände in der Nähe der Brucker Bahnhofs. "Wir zeigen gerne unsere Schätze, denn genau genommen sind sie Geschichte" sagt der Vorsitzende Michael Ebert, der selbst bereits als Zwölfjähriger dem Verein beigetreten ist, "weil mich die Technik und das Handling der kleinen Kraftprotze schon immer fasziniert hat". Feldbahnen gebe es heute nicht mehr, weder in Produktionsbetrieben noch beim Torfabbau oder in Kohle-Abbaustollen, erzählt der 47-Jährige.

Schwerpunkt der Ausstellung sind 600-Millimeter-Spur -Feldbahnen, wie sie früher in großen Metall oder Holz verarbeitenden Betrieben eingesetzt waren, vor allem im Norden und in den Industriezentren entlang des Rheins. Da gibt es die sechs bis 32 PS leistenden Deutz-Diesel-Lokomotiven, die in Werkshallen schwere Eisen- oder Holteile transportierten - oder kleine Zugmaschinen mit Flachwagen oder geschlossenen Waggons im Schlepptau. Der zwölfjährige Florian ist fasziniert von der Petroleum-Leuchte, die damals als Rücklicht diente. Ein Handy-Foto muss sein, um es zu Hause dem Opa zeigen zu können. Ebert gewährt auch einen Einblick in eines der nächsten Projekte des Vereins: "Feldbahnen in der Landwirtschaft". Der Kartoffeldämpfer steht schon, von dem aus in manchem Großbetrieb die gegarten Futterkartoffeln zu den Trögen transportiert wurden. "Heute machen das Förderbänder, Feldbahnen wären bei den heutigen Stallgrößen viel zu umständlich", erläutert Ebert. Was noch fehlt, ist eine Dampfmaschine, die aber schon gefunden worden ist und die man so herrichten wird, dass sie wieder gebrauchsfertig ist. "Wir machen soweit wie möglich alles selber, weil es preiswerter ist" und weil es den 30 Mitgliedern Spaß mache, Maschinen oder Geräte zu reparieren oder Ersatzteile herzustellen, erzählt der Vorsitzende. "Wer zu uns kommt, muss anpacken und tut das auch gern, wir haben quasi alle Holz- und Eisenhandwerke hier". Einer davon ist Günter Schindler, der das Feuer der Esse am Lodern hält. Er hat das Schmiedehandwerk gelernt, ist aber als Fachberater tätig. Soeben hat er eine kleine Ascheschaufel und einen Schürhaken für den Ofen im Aufenthaltsraum geschmiedet. Karin Zeller aus Bruck interessierte sich hauptsächlich für das Drumherum der Feldbahn. "Die Begleiterscheinungen der Feldbahnzeit darzustellen, ist uns ein großes Anliegen, daher kann man in der Ausstellung auch vieles finden, was nahezu schon vergessen ist", erläutert Ebert. So kann man zum Beispiel die Zeit des Torfabbaus im Haspelmoor und im Fußbergmoos nachvollziehen, wo auch Feldbahnen zum Abtransport des für Dampflokheizungen und später für die Dämmung von Bierkellern gewonnenen Materials eingesetzt wurden. "Wer weiß denn heute noch, dass der gesamte Platz, auf dem heute die Gleise liegen und der Brucker Bahnhof steht, erst eingeebnet werden musste und dass zum Transport von Aufschüttmaterial eine Feldbahn verwendet wurde?", so der leidenschaftliche Hobbyeisenbahner, der in der ehrenamtlichen Vereinstätigkeit einen Ausgleich zu seinem Beruf als Monteur im Bereich Wärme- und Kältetechnik sieht. In einem der drei Normalspur-Waggons, die der Verein hergerichtet hat, betreut Helmut Paland den Flohmarkt, auf dem so manches Häuschen oder Gleisstück einer Modelleisenbahn den Besitzer wechselt und dem Verein etwas Geld in die Kasse bringt.

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