Fürstenfeldbruck:Schläge im Flüchtlingsheim

Streit unter Verlobten endet vor dem Amtsgericht

Von Lena von Holt, Fürstenfeldbruck

Es sei ein ganz normaler Streit gewesen. Immerhin sei es in der Beziehung immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Das behauptet zumindest der Angeklagte. So auch am 8. Dezember 2015. Es war ein Dienstagabend, als er den Kopf seiner Lebensgefährtin in ihrem gemeinsamen Zimmer der Flüchtlingsunterkunft in Olching auf die Küchenanrichte schlägt, sie würgt und auch dann noch tritt, als sie schon am Boden liegt. Wegen des Vorwurfs einer schweren Körperverletzung musste sich der 32-Jährige nun vor Gericht verantworten. Das verurteilte ihn dann wegen vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung zu acht Monaten auf Bewährung und 80 Sozialstunden.

Der breit gebaute Mann, der auf der Anklagebank im Amtsgericht Fürstenfeldbruck neben seinem Verteidiger Platz nimmt, trägt ein weißes Deutschlandtrikot. So, wie es vor einigen Wochen zur Europameisterschaft noch viele taten. Als der Richter ihn darüber belehrt, was bei Falschaussage droht, flüstert seine Dolmetscherin ihm die englische Übersetzung ins Ohr. Im vergangenem Jahr ist der Nigerianer gemeinsam mit seiner damaligen Verlobten nach Deutschland geflüchtet. Als er im Dezember von einem Krankenhausaufenthalt nach Hause kommt, steht seine Frau gerade in der Küche und räumt Teller, Töpfe und die Kaffeemaschine aus den Schränken. Sie wollte nicht länger mit ihrem Mann zusammen wohnen, deshalb habe sie den Hausmeister um ein eigenes Zimmer gebeten. Dorthin wollte sie nun umziehen. "Das ist meins, lass das hier", habe der 32-Jährige gerufen. Und dann zugeschlagen.

Der gelernte Schuhmacher gibt zu, aufgebracht gewesen zu sein. Er hätte Angst gehabt, seine Verlobte zu verlieren, als sie ihre Habseligkeiten packte. Er bestreitet jedoch, sie geschlagen zu haben. Im Gegenteil: Er habe sich nur verteidigt, als sie ihn angriff. "Es ist normal, dass Verlobte miteinander auch mal Streit haben", beschwichtigt er den Vorfall vor Gericht. Sie wollten gemeinsam Kinder haben, heiraten - aber erst dann, wenn sie in einem sicheren Land leben. Die Flucht hat dann einiges in ihrer Beziehung verändert: "Es war ein schwierige Zeit, bis auf sie habe ich alles verloren." Er habe dann oft geraucht und getrunken. "Mein Kopf war kaputt!" Ob der Angeklagte an dem Tatabend unter Alkoholeinfluss gestanden hat, konnte nicht festgestellt werden.

Was jedoch nachgewiesen werden konnte, ist, dass es zu den ihm vorgeworfenen Gewalttätigkeiten kam. Die Polizeibeamtin, die in die Flüchtlingsunterkunft gerufen wurde, hatte ein Haarbüschel sicherstellen können. Außerdem hatten Kinder den Streit beobachtet und Hilfe geholt. Eine junge Frau vom Asylhelferkreis, die ein paar Zimmer weiter bei einer Familie Tee trinken war, versuchte den Angeklagten zu stoppen. "Ich habe auf ihn eingeredet, er solle aufhören, aber er tat es nicht", schildert sie die Situation. "Er war völlig außer Kontrolle." Bei einer Untersuchung im Krankenhaus konnten bis auf eine Verletzung an der Lippe bei der Frau keine äußeren Verletzungen festgestellt werden. Das könne aber auch an der dunklen Hautfarbe liegen, auf der blaue Flecke weniger gut sichtbar sind, erklärt die medizinische Gutachterin. Nicht bewiesen werden konnt, dass der Angeklagte seine Freundin tatsächlich gewürgt hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: