Fürstenfeldbruck:Schlachthoferöffnung verzögert sich

Neuer Geschäftsführer wartet auf Genehmigung der Regierung für Umbauten

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Wiedereröffnung des Brucker Schlachthofes könnte noch bis zum Frühjahr dauern. "Die Pläne für den Umbau liegen bei der Regierung. Wir warten auf die Genehmigung", sagt Engelbert Jais, der neue Geschäftsführer der GmbH & Co KG. Eine neue Schlachttruppe hat er zusammengestellt, die nächste Woche mit einem Lehrgang beginnt. Die juristische Aufarbeitung der Vorwürfe der Tierquälerei, die zur Schließung des Betriebes führten, lässt ebenfalls auf sich warten. "Die Ermittlungen sind sehr aufwendig, wir haben noch kein Ergebnis", erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II.

Aufgrund von Videoaufnahmen hatte die Gruppe Soko Tierschutz dem Schlachthof Tierquälerei und Verstöße gegen die Hygiene vorgeworfen. Die Tierrechtler erstatten Anzeigen gegen den damaligen Geschäftsführer und ÖDP-Kreisrat Max Keil, den Betriebsführer sowie drei weitere Metzger des Schlachthofes, darunter den Tierschutzbeauftragten. Das Unternehmen stellte Mitte Mai den Schlachtbetrieb ein, das Landratsamt entzog die Betriebserlaubnis. Neben den Videos dokumentierten Listen aus dem Landratsamt über Kontrollen aus den Jahren 2007 bis 2017 allerlei Mängel bei Hygiene, der Betäubung, Unterbringung und Versorgung von Tieren sowie dem Zustand des Betriebs.

Bereits im September 2016 hatte eine Überprüfung durch Veterinäramt, Regierung von Oberbayern und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zahlreiche bauliche Mängel ergeben. So sollte die Entladerampe überdacht werden, damit die angelieferten Tiere bei Schnee und Glatteis nicht ausrutschen können. Dieses Vordach ist nach Angaben von Jais inzwischen montiert.

Die Kommanditisten des Betriebes beschlossen im Sommer einen Neustart. Politiker aller Parteien betonten, wie wichtig der Schlachthof für die regionale Versorgung sei. Der Landkreis ist mit einer Beteiligung von rund 20 Prozent stiller Teilhaber der GmbH & Co KG. Jais, zugleich Obmann der Metzgerinnung Fürstenfeldbruck, übernahm die Geschäftsführung, obwohl er das ursprünglich nicht wollte. "Manche Dinge kann man nicht ändern", sagt er jetzt dazu. Außerdem gehören seine Kollegen Bernhard Huber und Hermann Eberle zum neuen Führungsteam. Eine ihrer ersten Aufgaben bestand darin, einen Plan für den Umbau der Schlachtstätte zu entwickeln und neues Personal zu finden.

Mit den Umbauten erfüllt das Unternehmen die Auflagen der Behörden. Nach Angaben von Jais muss eine neue große Tötebox installiert und die Ställe und der Zutrieb neu gebaut werden. Der Auftrieb für Rinder und Schweine muss separat angelegt werden, erklärte der Innungsmeister. Allerdings werde das Gebäude in der Brucker Hasenheide nicht erweitert. Was die Kosten betrifft, so rechnet Jais mit rund 100 000 Euro.

Bei den Kontrollen dürfte sich einiges ändern. Der Landkreis hat im Sommer beschlossen, diese wieder selbst zu übernehmen, nachdem die private Firma, an die diese Aufgabe fast zwei Jahrzehnte outgesourcet worden war, gekündigt hatte. Jais verweist darauf, dass die Regierung eine neue Kontrollstelle für größere Betriebe einführen will. Er rechnet damit, dass der kleine Fürstenfeldbrucker Schlachthof ebenfalls diesen Kontrolleuren unterstehen wird.

Ursprünglich sollte der Schlachthof seinen Betrieb Anfang Oktober wieder aufnehmen. Daraus ist nichts geworden. Der Geschäftsführer kann auch keinen neuen Termin nennen, weil er nicht weiß, wann die Regierung über die Umbaupläne entscheidet. "Ich hoffe, es geht so schnell wie möglich, aber es wird länger dauern", erklärte Jais. Was die Kunden betrifft, so mussten diese im Mai zu anderen Schlachtstätten wechseln. Darunter sind auch größere Betriebe wie die Landfrau in Emmering, die zur Hofpfisterei gehört. "Bisher hat mir keiner gesagt, dass er nicht mehr kommt", berichtete Jais. Wenn doch einige abspringen, stünde der Schlachthof vor finanziellen Problemen.

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