Fürstenfeldbruck:Runder Tisch statt Integrationsbeirat

Landrat Thomas Karmasin will kein weiteres Gremium und schlägt deshalb ein Gesprächsforum vor

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

"Integration muss vor Ort stattfinden, in den Kommunen und örtlichen Gemeinschaften, wo die Menschen leben", sagt Thomas Karmasin (CSU). Die Notwendigkeit, einen Asyl- und Integrationsbeirat auf Kreisebene einzurichten, wie ihn die Kreistagsfraktion der SPD vorgeschlagen hatte, sieht der Landrat nicht. Er schlug vor, stattdessen einen runden Tisch als Gesprächsforum zu gründen. Der Antrag wurde zurückgestellt.

Die SPD hatte ihr Ansinnen damit begründet, dass sich die verschiedenen Träger von ehrenamtlicher und sozialer Arbeit und die Bildungsträger im Landkreis über einen solchen Beirat weiter vernetzen könnten. "Integration und die Bewältigung der gegebenen Migrationsbewegungen sehen wir als eine wesentliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts", schreiben SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Falk und die Gleichstellungs- und Integrationsreferentin Petra Weber in ihrem Antrag. Es gehe auch darum, "Synergieeffekte zu stärken und die Motivation der Ehrenamtlichen zu erhalten". Der Beirat solle sich als "Raum des Austausches und der politischen Willensbildung" in Fragen der Integration verstehen. Das Thema müsse "institutionell und planvoller werden", sagte Peter Falk in der Kreisausschusssitzung. Petra Weber ergänzte, dass der Fokus nicht nur auf Asylbewerbern liegen soll, sondern es "viele Leute mit Migrationshintergrund" gebe. "Die müssen gar keine Probleme haben. Es geht um die Frage: Wie kann das Miteinander gestaltet werden?" Der Denkansatz soll laut Weber "weniger defizitorientiert" sein, sondern "sehen, wo die Chancen liegen".

Landrat Karmasin erwiderte, dass er beim SPD-Antrag "mehr an Zugewanderte gedacht hat als an den Eck-Italiener", und wies darauf hin, dass es bereits Bemühungen zur Vernetzung der Angebote gebe: "Die Zahl der Gremien ist kaum mehr überschaubar." Argumentative Unterstützung erhielt er von Kreisrat und Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU), der bezweifelte, ob "es sinnvoll ist, funktionierenden Organisationen und Verbänden einen Beirat überzustülpen". Einen Einstieg über einen runden Tisch, wie ihn Karmasin vorgeschlagen hatte, fände er richtig, so Seidl.

Karmasin hatte die Anstrengungen des Landkreises in Sachen Asyl und Migration auflisten lassen: So bezuschusst der Landkreis die koordinierende Asylsozialberatung von Caritas und Diakonie seit 2014, im Vorjahr gab er dafür mehr als 275 000 Euro. Die ehrenamtlichen Sprachpaten erhalten 33 000 Euro, weitere 50 000 Euro gibt es als Zuschüsse zu hauptamtlichen Deutschkursen für Asylbewerber. Außerdem würden Mitarbeiter aus dem Landratsamt einmal monatlich mit Vertretern von Caritas und Diakonie zusammenkommen und an den Koordinierungstreffen des Jobcenters teilnehmen. Seit zwei Jahren gibt es zudem ein Networking-Treffen mit dem Landrat, seit Jahresanfang sind zwei Bildungskoordinatorinnen für die Zugewanderten zuständig. Gerade kleinere Arbeitskreise, heißt es im Landratsamt, hätten sich bei bestimmten Fachthemen bewährt.

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